Frage von Fortun:Hallo zusammen,
hatte das Video schon im Panaforum geteilt um Tipps zu Artefakten zu bekommen. Jetzt interessiert mich eure Meinung zu Schnitt, Color Grading und Komposition (sind die Bilder szenisch ok?). Dies ist mein erstes Musikvideo. Das Ende ist ein wenig abgehackt, da werde ich aber noch ein wenig hinzufügen. Der Track ist von mir produziert. Würde mich sehr über konstruktive Kritik freuen :)
https://youtu.be/uyOvDxK6Vk4
Antwort von Jost:
Hallo Fortun,
an einigen Stellen musst Du nochmal ran.
Am Anfang die Straßenszenen: teilweise verwackelt. Man könnte Stabilisieren oder leichten Zeitraffer verwenden.
Bei ~1:13 (Auto fährt durchs Bild) scheint mir ziemlich viel Rolling Shutter im Spiel zu sein. Wenn Du die Szene weglässt, verliert der Clip meiner Meinung nach nichts.
Bei ~2.28 bleibt das Motorrad zu lange im Bild. Sieht ganz zum Schluss komisch aus. Könnte man ruhig etwas kürzen.
BG
Antwort von Fortun:
Hallo Jost,
danke für die Kritik.
Das Motorrad wirkt in der Tat etwas zu langatmig. Ich werde das entweder kürzen oder komplett rausnehmen. Ich hätte beim Thema schneiden nicht gedacht, dass es so schwierig ist. Ständig die Entscheidung, was wo hinkommt. Es soll zeitlich aber zugleich zur Musik stimmig sein.
Habe mir eine Steadicam bestellt. Ich hoffe dass ich damit das Gewackel besser in den Griff bekomme.
Meinst du es ergibt Sinn für ein Musikvideo eine Art Drehbuch zu machen? Da ich die Lieder selbst produziere, könnte ich vllt schon dahingehend aufnehmen, dass es zum Track passt? Bisher bin ich so rausgegangen und habe spontan gefilmt was es so gibt.
Antwort von Starshine Pictures:
Um ehrlich zu ein würde ich an dem Material nicht mehr herum schnippeln und da noch Zeit hinein investieren. Denn im Prinzip hast du alles falsch gemacht was man falsch machen kann. Kein Konzept, keine Story, falsche Tageszeit, falsche oder ungünstige Einstellungen der Kamera, usw. usw. Du hast also ziemlichen Quatsch gefilmt. Daraus kann man, egal wie herum man es nun bastelt, kein gescheites Musikvideo mehr zaubern. Aber lass dich nicht unterkriegen, das ist völlig normal für einen ersten Film.
Poste doch hier mal einige Musikvideos die dir gefallen. Dann können wir die mal gemeinsam analysieren und sogar auf deine Möglichkeiten runter brechen?
Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
Antwort von rush:
Fortun hat geschrieben:
Meinst du es ergibt Sinn für ein Musikvideo eine Art Drehbuch zu machen?
Unbedingt! Es ist nie verkehrt einen "Fahrplan" im Kopf zu haben... ob man ihn dann vollständig umsetzt oder am Drehort davon abweicht ist nochmal ein anderes Blatt Papier... Ganz planlos kann aber eben auch schief gehen, besonders wenn man kameramäßig noch nicht ganz so fit ist bzw. der Blick noch nicht ganz so filmisch und in Hinblick auf den Schnitt geschult ist.
Aber wenn Du die Tracks selber produzierst würde ich mir an deiner Stelle einfach eine Art kleine Geschichte dazu überlegen. Kann ja auch eine sommerliche Ausfahrt sein wenn du das damit verbindest... aber das ganze wirkt doch sehr wenig strukturiert und wie du schon sagst: eher so drauf losgefilmt... das sieht man an vielen Ecken und wirkt daher relativ einfallslos und nicht sonderlich überzeugend.
Im Grunde ist es aber gar nicht so schwierig wenn Du dir im Vorfeld Gedanken dazu machst... ich überlege mir immer ein paar Drehorte die mir gefallen und entsprechend passen würden... bei elektronischer Musik ist das natürlich etwas schwieriger, andererseits hat man ja auch mehr Spielraum.
Wichtig: Drehe Abläufe mehrfach in unterschiedlichen Perspektiven... damit du im Schnitt variabel bleibst. Also im Auto auch mal Details und genauso was sehr weitwinkliges, nicht immer nur die quasi identische Einstellung als "jump cut" hintereinander... Für 'nen Musikvideo benötigt man, sofern man keinen absolut sauberen Plan im Kopf hat extrem viel "Futter" und Bildmaterial... ich hatte letztens einen Sänger an verschiedenen Stellen seinen Song immer mehrfach durchspielen lassen, mal als Totale, mal als Halbnahe, Nahe, Details, bewegte Kamera... alles für ein paar Sekunden die immer mal wieder auftauchen aber dadurch immer anders aussehen. Ist aufwändig, aber das macht es letzten Endes aus. Denke also immer daran eine Szene am besten aus mehreren Perspektiven zu drehen, damit du dann von einer Situation besser in die nächste schneiden kannst und nicht dauernd dieselben Bildeinstellungen hin und herspringen... das wäre so das elementare für den Anfang von meiner Seite aus... ein paar andere Dinge wie wackelnde Kamera und Co wurden ja ebenfalls angesprochen.
Beim nächsten mal einfach ein kleines Konzept überlegen und dann wird es gewiss auch schon interessanter
Antwort von Funless:
rush hat geschrieben:
ich hatte letztens einen Sänger an verschiedenen Stellen seinen Song immer mehrfach durchspielen lassen, mal als Totale, mal als Halbnahe, Nahe, Details, bewegte Kamera... alles für ein paar Sekunden die immer mal wieder auftauchen aber dadurch immer anders aussehen. Ist aufwändig, aber das macht es letzten Endes aus.
Du meinst bei diesem Musikvideo, stimmt's? Das hatte mir gefallen, fand ich echt gut.
https://youtu.be/YlKuapi14ks
Antwort von rush:
@Funless: Ja genau, darauf bezog ich mich. Hat sicher auch noch Luft nach oben und aufgrund wechselnder Lichtbedingungen bin ich nicht mit allen Schnitten zufrieden - aber für die Kürze der Zeit und dafür das es mein erstes komplett eigenständig realisiertes Musikvideo war sind wir beide doch recht zufrieden mit dem Ergebnis :-) Ist auch ein non-kommerzielles Projekt gewesen und eher aus Spaß an der Sache entstanden.
Schön das es dir gefällt!
Antwort von Fortun:
"Starshine Pictures" hat geschrieben:
Um ehrlich zu ein würde ich an dem Material nicht mehr herum schnippeln und da noch Zeit hinein investieren. Denn im Prinzip hast du alles falsch gemacht was man falsch machen kann. Kein Konzept, keine Story, falsche Tageszeit, falsche oder ungünstige Einstellungen der Kamera, usw. usw. Du hast also ziemlichen Quatsch gefilmt. Daraus kann man, egal wie herum man es nun bastelt, kein gescheites Musikvideo mehr zaubern. Aber lass dich nicht unterkriegen, das ist völlig normal für einen ersten Film.
Poste doch hier mal einige Musikvideos die dir gefallen. Dann können wir die mal gemeinsam analysieren und sogar auf deine Möglichkeiten runter brechen
Danke für die ehrlichen Worte! Selbst wenn ich da noch viele Baustellen habe: Kannst du ein paar offensichtliche Fehler benennen? Auf diese kann ich dann beim nächsten mal aktiv achten. Kameraeinstellungen habe jetzt ich z.B. schon neue ausprobiert, die mir wesentlich besser gefallen. Weg von flachem Cine-D zu einem kontrastreicheren Profil. Gefällt mir besser. Weniger Rauschen und so...
Aber vom Grundprinzip soll es schon in die Richtung gehen. Meine Intention ist vorerst nicht, da eine tiefgehende Handlung einzubauen, sondern schöne Natur- und Stadtatmosphäre aufzufangen. Vielleicht eher wie ne Art hochwertiges Urlaubsvideo
denn geskriptete Geschichte. Wenn ich das einigermaßen drauf hab, werde ich mich vllt auch an sowas versuchen.
Hier mal 2 Videos die mir sehr gut gefallen. Damit du weißt, was ich meine.
Nr 1 ist eher narrativ. Keine tiefe Geschichte aber ein stringenter Plan mit einer Protagonistin, die man begleitet.
https://youtu.be/7ilw-407gbk
Nr 2 geht mehr in die Richtung wie ich es angestrebt hatte. Eine Art stimmungsvolles Urlaubsvideo oder Reisetagebuch? Kenne mich mit den gängigen Begriffe in dem Bereich noch nicht so aus :)
https://youtu.be/VEcJOjol5R4
Antwort von Fortun:
@rush
vielen Dank. Habe mir deine Ratschläge gleich mal aufgeschrieben und werde die beim nächsten Mal berücksichtigen. Vor allem die Abwechslung zwischen Totalen, Details etc werde ich mal ausprobieren. Mir gefällt dein Musikvideo gut. Da hast du auch tatsächlich die Dinge angewendet, die du mir vorgeschlagen hast. Wirkt in der Tat dann wesentlich abwechslungsreicher.
Antwort von Starshine Pictures:
So wie rush es auch schon geschrieben hat solltest du mehr Abwechslung bringen in deinen Einstellungen. Aber auch die Motive sollten sich ändern. Ein ganzes Musikvideo lang in einem Rapsfeld rum zu latschen ist auf Dauer ziemlich langweilig. Das Gehirn braucht Abwechslung sonst schaltet es ab. Wenn du auf diesen Urlaubsvideostyle stehst (ich nicht) dann solltest du viele Locations zeigen, in völlig unterschiedlichen Kontexten. Und Vollgas durchzappen. Füsse am Strand, Sonnencreme aufschrauben, Senf aus der Tube auf die Bratwurst, Weinprobe anstossen, Wolken, Feuerwerk, Autofahrt in der Nacht, Rolltreppe runter rutschen ... Du musst deine Zuschauer bei Laune halten. Und filme nie mitten am Tag. Das gibt immer harte Schatten und sieht zu 99% doof aus.
Zur Kamera: Viel zu videolike! Mehr Tiefenunschärfe, weniger Kontraste, ND-Filter nutzen. Glidecam bzw Steadycam ist nicht zwingend nötig wenn du später zackig und in die Bewegungen rein schneidest.
Beispiele:
Kein Musikvideo, eher ein Modelshooting. Aber als Inspiration ganz gut:
Antwort von Fortun:
Ja du hast recht. Ich habe das Rapsfeld wohl wirklich ein wenig zu sehr ausgereizt. Ich werde das heute kürzen und weitere Elemente von anderen Drehorten miteinbeziehen.
Ich bin aber noch unsicher wie das dann stimmig wirken soll. Sollte ich dann mit Szenen zeigen dass ich den Ort wechsel? So als Einleitung quasi. Oder kann ich die Orte sogar wild durcheinander würfeln? Ein paar Szenen auf dem Feld, dann in der Stadt, dann ein Fest und dann wieder kurz das Feld? Oder irritiert das den Zuschauer? Musikarrangements hab ich drauf, beim Video hab ich keinen Plan...
Antwort von Starshine Pictures:
Lass der Musik die Führungsrolle. Sie gibt dir vor wann du schneiden kannst. Wenn es grössere Änderungen gibt kannst du auch die Location ändern. Vermeide aber dann Schnitte zwischen Totale->Totale oder Closeup->Closeup. Besser ist Totale Strand->Closeup Stadt. Und ich denke schon dass du die Wege nicht zeigen musst. Das erschliesst sich dem Zuschauer auch so.
Antwort von Fortun:
Vielen vielen herzlichen Dank Starshine
🙏
Werde mich heute direkt ransetzen. Kannst gar nicht abwarten nach Hause zu kommen lol. Falls ich die Tage ein Update-Video habe werde ich es hier teilen.