Frage von insideamerica:Hallo,
Wir sind gerade dabei, einen Low-Budget Spielfilm zu produzieren. Gedreht wird in Brownsville Texas und aus Kostengründen haben wir nur ein Team von 5 Leuten hingeschickt.
Um von den Erlebnissen dort zu berichten, haben wir einen Blog eingerichtet:
http://insideamerica-themovie.com/
Darauf finden sich Berichte, Fotos, Videos usw.
Da uns das Feedback von anderen Filmschaffenden dazu interessiert, posten wir hier und würden uns über Reaktionen sehr freuen.
Vielleicht an dieser Stelle noch kurz vorweg, worums im fertigen Film gehten wird:
"Inside America" bietet einen schonungslosen Einblick in die amerikanische Seele, die sich irgendwo zwischen Plasmafernsehern und Essensmarken wiederfindet.
Schauplatz: Homer Hanna High School, Brownsville, Texas.
Die amerikanische High School an der Staatsgrenze zu Mexiko ist ein Ort alltäglicher Hoffnungen und Tragödien und lässt kokainsüchtige Cheerleader, patriotische Waffenfanatiker, todeshungrige Gangs und heiratswillige Mexikanerinnen aufeinanderprallen. Gemeinsam schwören
sie auf die amerikanische Flagge, träumen von weißen Gartenzäunen und teuren Autos. Erst wenn die Schüler die High School verlassen durchfährt sie die Realität wie eine unheilbare Krankheit.
Die Regisseurin und Drehbuchautorin des Films hat als Jugendliche selbst in Brownsville gelebt und die die Hanna High School besucht. Immer wieder kehrte sie zurück und blieb mit den Leuten von Brownsville in Kontakt. Viele ihrer Jugendfreunde leben heute nicht mehr. Sie wurden entweder Opfer von Gewaltverbrechen oder kamen durch übermäßigen Drogenkonsum um. Die Menschen und ihre Tragödien sind ihr daher sehr vertraut. Ihre Geschichten zu erzählen, betrachtet sie mittlerweile als notwendige Aufgabe. Basierend auf wahren Begebenheiten, zeigt sie eine Welt, die sie selbst durchlebt hat.
Antwort von smooth-appeal:
Klingt irgendwie nicht so recht nach Spielfilm aber ich wünsche euch viel Glück! Auf dass alle wieder heil nach Hause kommen ;-)
Antwort von Anonymous:
yep, viel erfolg. etwas zum feedback geben konnte ich nicht so richtig finden. die story ist okay, reisst mich aber ehrlich gesagt nicht vom hocker. dennoch kann das resultat gut sein. also weiter machen.
ps: gibt es nicht auch postives aus den usa zu berichten? seid ihr nicht etwas unobjektiv?
ps: gibt es nichts vergleichbares in deutschland?
na gut, es ist ja ein spielfilm. hoffe, ihr habt einen guten drehbuchautor an board. bin gespannt, wie es weiter geht...
Antwort von Andreas_Kiel:
ps: gibt es nichts vergleichbares in deutschland?
Doch. Auch in Frankreich. Auch in Großbritannien, Italien, den Niederlanden und und und ... in unterschiedlicher Ausprägung.
Ist aber kein Grund, nicht in den USA zu drehen. Für die positiven Nachrichten (die Hochglanzverpackung der USA) sind FOX und CBS zuständig. Die dunklen Seiten beleuchtet üblicherweise niemand (mal von Michael Moore abgesehen, "sicko" beispielsweise).
BG, Andreas
Antwort von Anonymous:
Für die positiven Nachrichten (die Hochglanzverpackung der USA) sind FOX und CBS zuständig. Die dunklen Seiten beleuchtet üblicherweise niemand (mal von Michael Moore abgesehen, "sicko" beispielsweise).
BG, Andreas
lieber andreas, auch wenn ich viele deiner beiträge schätze, bin ich hier überhaupt nicht deiner meinung. "die amerikaner" sind sehr wohl kritisch und haben die fähigkeit zu reflektieren. wenn man eine solche verallgemeinerung überhaupt bemühen darf. auch gibt es hervorragende journalisten drüben. michael moore hat viel für die öffentliche thematisierung getan - aber sich selbst bei der arbeit nicht unbedingt mit ruhm bekleckert und journalistisch so unsauber & unfair gearbeitet, dass viele zeitgenossen ihm die glaubwürdigkeit absprechen.
über die deutsche medienlandschaft verliere ich mal kein wort und spare mir das.
ich denke, dass man eine ähnliche geschichte auch in deutschland finden und erzählen kann. wirklich unangenehm finde ich es jedoch, wenn man den zeigefinger rausholt, ob filmisch oder verbal, und auf das böse amerika zeigt. als amerikaner selbst hat man das recht dazu; und vielleicht sogar die pflicht. aber als foreign kann man sich da schnell verheben und die eigene geschichte und verantwortung vergessen.
so, genug der worte. ich wünsche dem projekt objektivität, spass und erfolg. bin schon sehr gespannt auf das endergebnis. vielleicht wird es ja eine postive überraschung.
Antwort von Andreas_Kiel:
aber sich selbst bei der arbeit nicht unbedingt mit ruhm bekleckert und journalistisch so unsauber & unfair gearbeitet, dass viele zeitgenossen ihm die glaubwürdigkeit absprechen.
ja, stimmt. "Roger & Me" beispielsweise.
über die deutsche medienlandschaft verliere ich mal kein wort und spare mir das.
kein Einspruch ;-))
wirklich unangenehm finde ich es jedoch, wenn man den zeigefinger rausholt, ob filmisch oder verbal, und auf das böse amerika zeigt. als amerikaner selbst hat man das recht dazu; und vielleicht sogar die pflicht. aber als foreign kann man sich da schnell verheben und die eigene geschichte und verantwortung vergessen.
Ich möchte da mal nicht zu weit ausholen, das gehört dann wohl eher in ein Politik-Forum. Viele Leute befürchten allerdings, daß die Fähigkeit zur Eigenreflexion unseren amerikanischen Freunden langsam verlorengeht. Unter Freunden muß es erlaubt sein, auch den Finger zu erheben.
Daß viele Medien und viele Regierungen beispielsweise angesichts von Folter und Rechtlosigkeit in Guantanamo Bay erstaunlich sprachlos sind (incl. unserer Regierung), spricht allerdings Bände.
Warum ist ein Film wie "
The Road to Guantanamo" nicht in den USA entstanden? Der hätte ja dann logischerweise nie in GB gedreht werden dürfen ... oder?
Schau Dir einmal in verschiedenen Plattformen die Diskussionen dazu an - oder versuche mal rauszukriegen, wie die amerikanische Justiz mit dem Haditha-Massaker umgegangen ist. Du wirst es gruselig finden, wie unbedarft der Durchschnitts-Ami Folter bejaht und Kriegsverbrechen verharmlost.
Unsere eigene Geschichte wurde und wird in zahlreichen deutschen und ausländischen Produktionen aus allen Winkeln beleuchtet. Diese Vielfalt ist auch "gut so". Da wird ein Österreicher auch mal in die andere Richtung zeigen dürfen :-)))
BG, Andreas
Antwort von insideamerica:
Hey, find ich gut, dass gleich so eine Diskussion entbrannt ist und vielen Dank fürs Feedback.
Gebe zu, die Inhaltsangabe klingt etwas negativ. Vielleicht sollte man diese noch um einen Satz erweitern.
Was nämlich keinesfalls in unserem Sinn liegt, ist den Zeigefinger zu heben und/oder zu verlautbaren, dass in den U.S.A. alles schlecht läuft usw.
Als ich das erste Mal das Drehbuch gelesen habe, dachte ich mir, ein tolles Buch aber zugleich auch, dass es einen etwas negativen Beigeschmack zu haben scheint... Hab dann mit der Regisseurin gesprochen, welche mir erklärte, dass dies in der Umsetzung nicht der Fall sein wird, dass ihre Freunde und Bekannten aus Brownsville, um die es gewissermaßen auch gehen wird, trotz all der Probleme eine enorme Lebensfreude an den Tag legen und nicht in Verzweiflung versinken. Dass diese, wenn auch etwas anders, auch den "amerikanischen Traum" leben und an ihn glauben. Das hat mich noch nicht gleich sofort und gänzlich überzeugt, aber nachdem ich das Videomaterial von der Recherchereise gesehen habe, war ich gänzlich überzeugt.
Gut, ist jetzt nicht einfach, das so zu glauben, was ich da schreibe. Kann nur empfehlen, hin und wieder auf den Blog (
http://insideamerica-themovie.com/) zu gehen, um zu sehen was passiert und wie der ganze Dreh voran geht. Vielleicht wirkt das überzeugender.
Natürlich lässt sich so etwas auch in Europa erzählen und soll auch erzählt werden. Die Regisseurin des Films hat eben ein Jahr in Brownsville gelebt und was sie dort erlebt hat, ist wahrscheinlich nicht nur eine Quelle für Ideen gewesen und hat das Drehbuch beeinflusst sondern dass es ihr ein Anliegen zu sein scheint, dies zu erzählen.
Insofern wird diese Geschichte nie objektiv sein. Aber, das ist jetzt ganz meine private Meinung (ich selbst schreibe Drehbücher und mache Produktion), Filmemachen kann nie objektiv sein. Ich schöpfe fast ausschließlich aus der eigenen kreativen Kraft und eigenen oder mir nahen Erlebnissen. Ich kann bei Objektivität eigentlich nur an News-Beiträge denken, obwohl ich mir nicht einmal da sicher bin.