Was sind "gute" Rolling Shutter Zeiten?
Aktuell (Sommer 2024) ist unser absoluter Rolling Shutter-Spitzenreiter der 8K Sensor in der Sony Venice 2. Der komplette 3:2 Sensor kann hier mit einer Auflösung von 8640 x 5760 Senseln in 3,9 Millisekunden ausgelesen werden. Liest man den Sensor in 17:9 aus (5792 x 3056 Sensel), verkürzt sich die Auslesezeit sogar auf bemerkenswerte 2,1 Millisekunden. Dies ist kaum noch von einem Global Shutter zu unterscheiden (der tatsächlich in unserem Messverfahren praktisch auf 0 Millisekunden kommt).
Die schlechtesten Rolling Shutter Zeiten, die uns bei unseren Messungen bislang begegnet sind, lagen deutlich über 30 Millisekunden. Diesen Wert erzielten früher viele Canon und Sony DSLRs, aber zuletzt noch beispielsweise die Canon EOS R. Auch die Sony Alpha 7 III (ohne S) lag mit 25 Millisekunden in ähnlichen Bereichen. In derart drastischen Fällen zeigt sich schon bei leichten Kamerabewegungen ein typisches Wobbeln im Bild, das in unseren Augen Aufnahmen schnell unbrauchbar macht. Unter 20 Millisekunden kann ein Rolling Shutter dagegen schon tolerabel sein, solange man sich des grundsätzlichen Problems beim Filmen auch bewusst ist.
Von guten Rolling Shutter Zeiten sprach man in den letzten zehn Jahren ca. ab 16 Millisekunden, wohl auch weil solche Werte viele semiprofessionelle Kameras letztlich als unterscheidendes Merkmal zu hybriden DSLR/DSLM-Modellen aufbieten konnten. In diesem Bereich spielt beispielsweise die erste URSA Mini Pro aber auch heute noch eine Canon C300Mk3 oder eine C70. Auch eine Nikon Z8/9 liegt in diesem Bereich, was für eine 8K-Vollformat DSLM noch keine Selbstverständlichkeit ist.
Die 16,6 Millisekunden sind übrigens die maximale Auslesezeit bei einer Kamera, die mit 60 Frames pro Sekunden aufzeichnet. Will man höhere Frameraten erzielen, muss der Sensor entsprechend schneller ausgelesen werden. An dieser zeitlichen Limitierung kommt man nicht vorbei - und dann eben mit oder ohne zusätzliche Tricks. Für eine 120p Aufnahme darf der Shutter z.B. nur maximal 8,33 Millisekunden benötigen.
Und dies ist tatsächlich auch die praktische Grenze, bei der man heute (2024) von einem sehr guten Rolling Shutter spricht. Diese 7-8 Millisekunden bot Arri schon seit jeher in der ALEXA (und auch in der ALEXA35). Viele aktuelle DSLMs stehen dem mittlerweile mit ca. 9-11 Millisekunden kaum nach (z.B.: GH7, Z6 III, ZV-E1 bzw. A7SIII).
Als letzte bemerkenswerte Ausnahme seien noch Smartphones erwähnt. Da diese besonders kleine Sensoren besitzen, können diese in der Regel auch noch einmal deutlich schneller ausgelesen werden. Das letzte iPhone 15 Pro bietet beispielsweise 5,1 Millisekunden mit allen drei Front-Kameras. Was nach aktuellen Verhältnissen einen Spitzenwert für Stabilisierung und CGI darstellt. Und auch ein Grund ist, warum kleine Sensoren sich tendenziell besser für Computational Videography eignen. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema.
