Uncompressed, Lossless und weniger
Die Qualität einer Kompression zeigt sich in der Regel erst in der Nachbearbeitung deutlich. Wenn man Bildbereiche stark in der Farbe oder im Kontrast anhebt, werden bei niedrigen Datenraten sehr schnell Kompressionsartefakte sichtbar. Ab einer Kompressionrate von 3:1 oder weniger sind aktuelle Intraframe-Codecs in der Postproduktion auch von geschulten Augen meistens nicht mehr von unkomprimierten Aufnahmen zu unterscheiden.
Als letzte Stufe vor der absolut unkomprimierten Qualität findet man dann noch die sogenannte lossless Kompression. Hierbei wird das Bild (ähnlich einer Zip-Datei) vor der Speicherung noch so zusammengefasst, dass es weniger Speicher benötigt. Entpackt stimmt es jedoch 1:1 mit den Original-Pixeln überein. Hiermit lassen sich in der Regel noch typische Kompressionsraten zwischen 1:1,3 bis 1:1,5 erreichen.
Welche Kompression für was?
Wir persönlich würden für szenische Projekte mit geplanter Nachbearbeitung ohne weitere Tests bedenkenlos mit RAW-Kompressionen von 1:3 oder sogar 1:4 arbeiten. Lossless oder Uncompressed RAW bringt in unseren Augen hier keinen echten Mehrwert und selbst wenn die Speicherpreise für die Produktion keine Rolle spielen, so bedeutet unkomprimiert oder lossless in der Regel noch den doppelten bis dreifachen Aufwand bei der Clip-Verwaltung.
Auch wenn es nicht direkt vergleichbar ist, liegen die Datenraten von den “besten” ProRES-Profilen (ProRes 422 HQ, ProRes 4444 (ohne Alpha)) auch ungefähr in den Regionen einer 1:3 bis 1:4 Kompression. Dies gilt ebenfalls für die Konkurrenz wie Cineform oder DNxHR. Solche 10 Bit-Interframe-Codecs mit vergleichbar hohen Datenraten sind in unseren Augen ebenfalls für Produktionen grundsätzlich bedenkenlos einsetzbar. In der Theorie kann man zwar manchmal noch in RAW-Formaten etwas mehr extreme Dynamikbereiche sichtbar machen als in einer 10 Bit-ProRES Datei, jedoch sind dies in der Regel Bereiche die man für eine szenische Korrektur in diesen Extremen sowieso nur in sehr speziellen Ausnahmefällen nutzen würde.
Wer sich ein Bild von den Qualitätsunterschieden machen will, kann dies hier mit einem Online-Vergleich aus einem früheren 10 Bit Codec-Test von uns machen:
$IntraFrameVergleich
In der 600 Prozent Vergrößerung sieht man vor allem, dass sich die nahezu verlustfreien Codecs mit hoher Datenrate (ProRES, DNxHR und CineForm) nur marginal unterscheiden. Sonys XAVC Intra dampft dagegen sichtbar eine Menge Rauschen ein, kann dafür jedoch auch mit deutlich deutlich geringere Datenraten aufwarten.
Jede Kompression unter 4:1 sollte in unseren Augen daher einen (ökonmischen) Grund haben. Sei es im Event-Bereich oder in bestimmten Situationen, bei denen -warum auch immer- nicht genügend Speicherplatz zur Verfügung steht. Außerdem wird ab einer bestimmten Clipmenge tatsächlich auch das Datenhandling zu einer eigenen Herausforderung. Besonders in solchen Fällen kann eine Interframe-Aufzeichnung dann ein wahrer Segen sein, der über so manchen Qualitätsmängel leicht(er) hinwegsehen lässt.