Bei der HDC-Z10000 kombiniert Panasonic zwei separate Objektive für FullHD 3D-Aufnahmen mit viel manueller Kontrolle. Und gibt damit erstmals 3D-Filmern ein brauchbares Werkzeug unter 20.000 Euro in die Hand...
Der Markt
Während Panasonic zwar als 3D-Vorreiter im semiprofessionellen Camcorderbereich gelten darf, ist die Konkurrenz mittlerweile an dem Konzept eines 3D-Objektivadapters vorbeigezogen. So bieten Sony und JVC mittlerweile Lösungen mit zwei Objektiven an, welche gegenüber Panasonic bisheriger Adapter-Losung den Vorteil der vollen HD-Auflösung bieten können. Canon hat in Richtung Consumer-3D bisher nur die Koppelung von 2 relativ teuren Kameras zu bieten und sowohl Sony als auch JVC limitieren bei Ihren Modellen noch große Teile der manuellen Kontrolle. In eben genau diese “Nische” will nun offensichtlich Panasonic dringen und schickt mit der HDC-Z10000 einen FullHD-3D-Camcorder mit viel manueller Kontrolle ins Rennen, was man in diesem Preisbereich bisher noch nicht gesehen hat. Im Inneren der Kamera werkelt dabei viel Technik aus den aktuellen Consumer-Geräten der 900er Serie, was auch auf die verbauten 1/4-Zoll 3MOS-Wandler zutrifft. Doch selbst im 2D-Modus kann die HDC-Z10000 dabei mehr bieten, als die schon bei der Bildqualität bemerkenswerten 900er-Consumer-Modelle.
Schon vor der Inbetriebnahme fragt man sich unwillkürlich, ob das Gerät wirklich dem Vertriebskanal der Panasonic Consumer-Sparte zuzuordnen sein kann. Denn irgendwie fühlt sich jedes Detail gleich nach Profi an: Sei es der große Karton, der neben einem Netzteil auch zusätzlich ein separates, professionelles externes Ladegerät mit zugehörigem Riesenakku beinhaltet. Oder die XLR-Eingänge mit externer Aussteuerung. Oder die zahlreichen Gehäuse-Tasten. Oder die drei (!) separaten Ringe um das Objektiv. Ganz klar, hierbei handelt es sich um einen waschechten Profi-Camcorder, dessen Preis fast schon seine Killerfunktion vergessen lässt: Die FullHD 3D Aufzeichnung.
Ausstattung

Die Haptik der Kamera ist typisch für einen professionellen Henkelmann. Man fühlt sich sofort zu Hause und findet sich schnell mit der Bedienung zurecht. Hinter dem mächtigen Doppelaugen-Objektiv verrichten nicht weniger als sechs (C)MOS-Bildwandler ihren Dienst. Es handelt sich also technisch gesehen um einen doppelten Dreichipper, dessen Technologie u.a. der Consumer-900er-Serie entliehen wurde.
Die 1/4,1-Zoll-Chipgrößen erlauben dabei natürlich keine cineastischen Bokeh-Aufzeichnungen mit geringer Tiefernschärfe, aber dies ist bei 3D-Aufnahmen auch eher hinderlich. Denn bei 3D kommt es dem Publikum eher fremd und unnatürlich vor, wenn Bildbereiche unscharf sind und trotz 3D-Effekt nicht fokussiert werden können. Dazu hätten noch größere Chips die Optik-Sektion der Kamera wohl ziemlich unhandlich gemacht. Und nicht zuletzt teilt die Kamera nicht das Problem großer 3D-Optiken. Denn dort müssen zwei Optiken durch komplexe Spiegelrigs zusammen geführt werden, weil diese nebeneinander für einen brauchbaren 3D-Effekt zu breit ausfallen würden. Unter diesen Aspekten ist Panasonics Entscheidung für kleinere Chips in einem tragbaren Modell gut und fast alternativlos. Zumal an der Bildqualität der Bildwandler selbst wenig auszusetzen ist (s.u.).
Sowohl das 3,5-Zoll-Display als auch der Sucher sind auf aktuellem Schärfeniveau (beide ca. 1 Mio Pixel). Zur Schärfebeurteilung gibt es zwar Peaking, jedoch haben wir keinen Expanded Focus vorgefunden, was das Scharfstellen gelegentlich erschwert. Das Display ist auch in der Lage eine autostereoskopische Anzeige zu liefern, sprich 3D ohne Brille anzuzeigen. Dies gelingt der Z10000 subjektiv aber nicht so gut wie den Consumer-Modellen von JVC und Sony. Auch die Schärfe geht aufgrund der halbierten Pixelzahl dabei sichtbar zurück. Dafür bietet es alternativ die Möglichkeit beim 3D Filmen auch nur einen Kanal oder beide Kanäle im transparenten Mix übereinander gelegt zu zeigen, was oftmals sowieso praktikabler ist. Um einen 3D-Effekt auf die schnelle zu überprüfen, reicht das autostereoskopische Display dennoch gut aus. Zumal die schnelle Umschaltung zwischen den Display-Modi direkt über den Touchscreen möglich ist.
Bedienung
Der Zoomring reagiert für unseren Geschmack etwas zu träge auf Veränderungen. Auch läuft er noch weiter, wenn man die Drehbewegung am Objektiv bereits beendet hat. Glücklicherweise gibt es auch noch 2 Zoomwippen, mit denen man deutlich exakter arbeiten kann.
Gegenüber typischen Profis-Modellen vermissen wir einen Gain-Umschalter. Dies ist der Bedienlogik der Kamera geschuldet, denn der Gain lässt sich ausschließlich über die Blende regeln. Erst wenn diese voll offen ist erhöht eine weite Drehung am Blendenring den Gain. Da kein ND-Filter vorhanden ist, fänden wir eine getrennte Lösung dennoch schöner.
Leider lässt sich auch ein externer ND-Filter nur schwer einsetzen, da prinzipbedingt kein Filterring vorhanden ist und ein Kompedium für die breite Linsenkonstruktion auch nicht ohne weiteres an der Kamera zu befestigen ist.
Neben den drei Custom Keys an der Außenseite gibt es auch noch vier weitere Custom-Flächen auf dem Touch-Display, die man ebenfalls frei belegen kann. Die allen 7 Tasten zuweisbaren Funktionen sind:
Push Autofokus,
Gegenlicht-Ausgleich,
Spotlicht,
Blende nach weiß oder schwarz,
Automatischer Weißabgleich,
Weisabgleich festhalten,
digitale Zoomerweiterung, Peaking (Focus Assist),
Histogramm,
Playback Parallaxen-Anpassung,
2D-Linsen-Wechsel (nur für Vorschau),
2D/3D-Display Modi,
Konvergenz-Reset,
3D Macro,
Löschen der letzten Szene, sowie
3D-Display Output-Modi.
An fest verbauten Buttons findet man an der Außenhaut unter anderem: Blende (auto/manuell), Fokus (auto/manuell) Bildstabilisator, Weißabgleich, Zebra, Farbbalken sowie Display Infos (an/aus), Timecode und 3D-Guide Tasten.
Einstellbare Konvergenz
Besonders sticht aber das Rädchen zur Einstellung der Konvergenz neben dem Objektiv ins Auge. Im Zusammenspiel mit der einblendbaren 3D-Entfernungsanzeige lässt sich hier effektiv mit der Konvergenz arbeiten. Denn die Anzeige stellt wichtige Informationen über den nötigen Mindest- und Maximalabstand zu Objekten dar, während man die Konvergenz verändert. Will man beispielsweise Objekte im Abstand zwischen 2 und 8 Metern korrekt in seinem Bild darstellen, so kann man hiermit eine Einstellung suchen, die einen Mindestabstand von 2 und einen maximalen Abstand von 8 Metern erlaubt, ohne dass der 3D Effekt „zu „zerfallen“ droht, weil der Bildabstand für das Gehirn nicht mehr interpretierbar ist. Meint die Kamera Objekte zu erkennen, die zu weit weg oder zu nahe vor dem Objektiv liegen, so leuchtet die Korrekturanzeige rot um vor einem schlechten 3D-Bild zu warnen. Besser haben wir das Problem der Parallaxenkorrektur noch noch nie gelöst gesehen.
Formate
Im 3D-Modus beherrscht die Kamera 1080i50 sowie 1080p25 und 1080p24, im 2D-Modus sind zusätzlich auch noch 1080p50 möglich. Die Aufzeichnung erfolgt dabei durchgehend in AVCHD, bzw. AVCHD 3D nach Standard Version 2. Ein kurz getesteter Import in Sony Vegas Pro 11 verlief ohne Probleme.
Interessanterweise erzwingt der Sprung in oder aus dem 24P Modus die Kamera in einen komplett neuen Zustand. Aufnahmen in beiden Modi können nicht auf einer Speicherkarte gemischt werden. Oder anders ausgedrückt: Man muss sich schon vor der Aufnahme entscheiden, ob man auf eine Speicherkarte 24P oder ein anderes Format aufzeichnen will. Eine bereits benutzte Karte muss man nach dem Formatwechsel neu formatieren, wodurch natürlich auch alle Aufnahmen auf der Karte gelöscht werden. Seltsam, aber kein Drama wenn man es vorher weiß und sich darauf einstellt.
Einschränkungen bei 3D
Im 3D Modus gibt es zusätzlich einige Einschränkungen. So sinkt der Zoomfaktor von 12fach auf 10fach und der manuelle Shutter lässt sich nur noch zwischen 1/24 und 1/250 Sekunden einstellen (gegenüber 1/24 bis 1/2000 im 2D-Modus).
Während der Bildstabilisator im 2D-Modus auch noch eine aktive Korrektur bei rollenden Bewegungen in mehreren Achsen ermöglicht, arbeitet im 3D-Modus die ausschließlich optische Variante, die deutlich weniger beherzt in das Geschehen eingreift. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Bildverschiebe-Einheiten des Signalprozessors im 3D-Modus mit der Angleichung der beiden Bildsignale "belegt" sind und nicht zusätzlich für den Stabilisator genutzt werden können.
Profi-Features
Dafür stehen sowohl in 2D als auch in 3D bemerkenswerte Einstellmöglichkeiten der Bildcharakteristik zur Verfügung. Die Z-10000 leiht sich dabei viele Parameter aus den Panasonic-Profimodellen. Nicht weniger als 7 Gammaeinstellungen (darunter auch B.Press, Cine-Like D und Cine Like V) sowie 4 wählbare Farbmatritzen bilden bereits eine mehr als solide Grundlage, die durch diverse andere Parameter, wie Knee, DRS, Master Pedestrial Chroma Phase und Level und Nachschärfung (vertikal und horizontal) praktisch keine Wünsche offen lassen sollten. Diese Einstellungen können dazu in 6 Szenen Presets festgehalten und bei Bedarf aufgerufen werden.
Timecode-Unterstützung wurde ebenfalls integriert, jedoch gibt es keine externen TC-Anschlüsse zur Synchronisation. Zur richtigen Belichtung helfen zwei definierbare Zebra-Funktionen sowie ein Live-Histogramm. Der Waveform-Monitor der größeren Modelle wurde jedoch weggelassen.
Sogar die gedruckte Anleitung, die uns nur in englischer Sprache vorlag muss man an dieser Stelle positiv erwähnen. Alle Funktionen der Kamera werden systematisch dargestellt, was heutzutage ja leider auch keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Aus dem Messlabor
Die Messergebnisse zwischen 2D und 3D wichen erstaunlich wenig voneinander ab, weshalb wir an dieser Stelle nur die 3D-Ergebnisse präsentieren. Die einzelnen Testbilder finden sich jedoch auch für beide Modi in unserer Datenbank.
Wie die Consumer-Modelle liefert auch die Z10000 einen tadellosen Schärfeverlauf ab. Ohne auffälligen Buckel kommt sie nahe an die Systemgrenze von FullHD.
![]() |
Das ISO-Chart zeigt sich praktisch frei von Aliasing-Artefakten oder Moiré-Effekten und wird auch in feinen Details korrekt wiedergegeben.
![]() |
Der Farbpegel liegt knapp am praktischen Limit, die Farbauflösung ist ist ebenfalls für einen AVCHD-Camcorder tadellos.
![]() |
Auch im maximalen Weitwinkel ist das Objektiv sehr verzeichungsarm. Hier findet sehr wahrscheinlich digitale Entzerrung statt, die mittlerweile bei vielen Camcordern üblich ist.
![]() |
In der Grundeinstellung gibt sich die Z10000 äußerst neutral und natürlich. Die Eingriffsmöglichkeiten in die Bildcharakteristik lassen dazu nahezu unüberschaubar viele Korrekturen zu.
![]() |
Das Lowlight-Verhalten der Kamera ist für 1/4-Zoll-Chips sehr gut und allen 2D-Mitbewerbern in der Preisklasse mindestens ebenbürtig. Nur DSLRs mit lichtstarken Optiken können es in dieser Preislage noch etwas besser.
![]() |
Im optimierten Low-Light Setting kann man dank 1/25 Sek Belichtungszeit und dem Auto Slow Shutter noch etwas bessere Ergebnisse herauskitzeln...
![]() |
Der Störgeräuschpegel verläuft auf extrem niedrigen Niveau und wird auch nicht spürbar in den Höhen beschnitten. Kurz: professionell.
![]() |
Fazit
Die Panasonic HDC-Z10000 ist die erste portable 3D-Kamera unter 20.000 Euro mit der sich kompromisslos wie mit einer 2D-Kamera arbeiten lässt. Selbsbau-Rigs kommen zwar eventuell noch etwas günstiger, sind aber mit deutlichen Komforteinbußen verbunden. Gerade kleinere Firmen oder Einzelkämpfer, die auch 3D in ihrem Produkt-Portfolio mitanbieten wollen, bekommen mit der Z10000 erstmals eine produktionsreife und dennoch bezahlbare Lösung in die Hand, die man dazu auch guten Gewissens für 2D-Einsätze nutzen kann. Die kleinen Bildwandler sind dabei aufgrund der großen Tiefenschärfe für 3D-Arbeit definitiv von Vorteil, liefern aber auch im 2D Bereich solide Ergebnisse. Bereits als reine 2D Kamera ist die Z-10000 gegenüber preisähnlichen 2D-Konkurrenten absolut konkurrenzfähig. Die 3D-Funktionen kombiniert mit den manuellen Möglichkeiten machen die Kamera dazu zur ersten Wahl für 3D-Filmer mit einem Budget unter 20.000 Euro. Der Listenpreis von 3500 Euro ist für die gebotene 3D-Funktionalität somit durchaus als revolutionär einzustufen.