Eigentlich erwarten wir seit Jahren, dass Panasonic oder Sigma einmal ein bezahlbares anamorphotisches L-Mount-Objektiv (vorzugsweise mit Autofokus als USP) ins Rennen schicken. Doch sollte es nun stattdessen gleich eine ganze Kamera sein? Das Original-Gerücht auf L-Rumors stammt jedenfalls aus unbekannter, ergo keinesfalls vertrauenswürdiger Quelle. Der O-Ton der spärlichen Informationen lautet dabei übersetzt:
Panasonic erwägt die Herstellung einer Vollformatkamera mit IBIS und einem festen, 2x anamorphotischen 35-mm-Objektiv mit LIDAR-Autofokus für alle Filmemacher, die ausschließlich ein 2x 35-mm-Objektiv verwenden. Sie soll 4k 120 fps unterstützen und einen sehr attraktiven Preispunkt um die 3.000 Dollar aufweisen.
Hmm. Das klingt auf den ersten Blick eher nach einem utopischen Projekt, das für den ausgerufenen Preis kaum realisierbar klingt. Allerdings nur, sofern man dahinter wirklich die Technik einer Vollformatkamera wähnt. Doch vielleicht versteckt sich im Inneren dieser Cine-Kamera in Wirklichkeit der MFT-Sensor einer GH6/7?
Spinnen wir doch einmal die Möglichkeiten einer solchen Kamera durch:
- Dass es Panasonic irgendwie geschafft hat, eine ARRI-Log-Lizenz für die GH6/7 anbieten zu können, hat nicht nur uns seinerzeit stark überrascht. Wir gehen jedoch davon aus, dass ARRI diese Lizenz nur für Sensoren erteilt, die kleiner als S35/APS-C sind. Ansonsten würden sich die Münchner damit zu starke Konkurrenz zu ihren S35 Kameras schaffen. Sollte die anamorphotische Cine-Pana jedoch einen MFT Sensor nutzen, so könnte die ARRI-Log Lizenz hierfür nutzbar sein.
- Anamorphotische Aufnahmen mit Autofokus sind ein höchst interessantes, aber bisher kaum bespieltes Marktsegment.
- Die kolportierten 4K mit 120p sind zwar mit einem schnellen Vollformatsensor bei einem Preis von 3.000 Euro inkl. anamorphotischem Objektiv und LIDAR realistisch kaum kalkulierbar - mit einem MFT-Sensor (der sich auch in einer G9II für 1700 Euro befindet) läge die Kalkulation dagegen in einem weitaus "entspannteren" Bereich.
- Ein schneller MFT-Sensor hätte auch deutlich geringere Probleme mit dem Rolling Shutter, die bei anamorphotischen Aufnahmen besonders hervortreten.
- Auch digitale Korrekturen sind bei einer festen Optik deutlich effektiver zu realisieren und könnten es zudem ermöglichen, mit einer "qualitativ günstigeren Konstruktion" ins Rennen zu gehen, bei der kleinere optische Probleme dann einfach digital ausgebügelt werden.
- Mit einer fixen Optik ließen sich noch zusätzliche technische Tricksereien realisieren. So könnte - falls notwendig - noch eine Art Focal Reducer / SpeedBooster integriert werden, um den Bildkreis und damit die Anmutung trotzdem auf S35 "aufzublasen". Zudem ist man nicht auf eine runde Mount angewiesen, die einer horizontalen Stauchung prinzipiell im Wege steht.
- Eine solche Kamera könnte vergleichsweise kompakt gebaut werden, was ihr zusätzliche Hipness-Punkte und/oder Stealth-Funktionalität verleihen könnte. Auch ein extra breites Display an der Rückseite könnte zu einem außergewöhnlichen Design beitragen.
Kurz gesagt: Wir können uns durchaus vorstellen, dass eine solche Kamera mit Panasonics Know-How eine beachtlich große Nische zwischen Hipster-Gadget für Vlogger und ernstzunehmenden Filmer-Tool einnehmen könnte. Eine anamorphotische Kompaktkamera mit GH7-Technik könnte DIE neue Pocket Cinema Camera werden, welche bei Blackmagic ja mittlerweile ihre ursprüngliche Kompaktheit eingebüßt hat.
Trotzdem können wir kaum glauben, dass Panasonic tatsächlich an einem derartigen Gadget arbeitet. Wir würden uns allerdings extrem freuen, demnächst noch mehr von dieser ominösen PANAMOPHIC zu hören.