@slashcam / Rudi - hier mal meine 2 Cents, warum mir Euer Leitartikel zu optimistisch scheint:
Jetzt definiert die Blackmagic Pocket Cinema Kamera einen neuen Preispunkt für Compressed RAW im DSLR/DSLM-Segment
Eigentlich tat das schon die alte BMCC mit Micro Four Thirds-Sensor für 2000 und die alte Pocket/Micro für 1000. (Mal abgesehen von MagicLantern als Option für unzählige verkaufte Canon-DSLRs.) Man kann zwar argumentieren, dass da jeweils der Formfaktor bzw. die Sensorgröße Hindernisse für den Massenerfolg waren, oder bei ML die Usability. Aber wenn es ein wirkliches Massenbedürfnis für RAW-Video gegeben hätte, hätten sich mehr Leute durchgebissen. (Sowie damals bei der Canon 5D MkII, die ja nicht nur einen unterirdischen Codec hatte, sondern anfangs nicht einmal manuell einstellbare Videoparameter.)
... die Neuorientierung eines Herstellers, dessen Hauptalleinstellungsmerkmal lange Zeit ein Wavelett komprimiertes RAW-Format im Großsensor-Kamera-Segment war. Dieses Alleinstellungsmerkmal scheint sich jedoch gerade in Luft aufzulösen.
Aber das war ja eigentlich schon seit 2012/13 so, als die erste Blackmagic Cinema Camera herauskam. (Die übrigens immer noch ein besseres Videobild macht als alle Video-DSLRs und -Spiegellosen, die danach auf den Markt kamen, einschließlich GH5/s.)
Sollte es Apple und Atomos tatsächlich gelingen, ProRes RAW via HDMI für DSLR/DSLM Hersteller zugänglich zu machen, die kein Pro-Portfolio zu schützen haben, dürften wir gerade nichts geringeres als einer Zeitenwende in der Bewegtbildproduktion beiwohnen.
Das Argument ist doch steinalt. Seit der ersten Video-DSLR-"Revolution" von 2009 gab's immer wieder die Spekulation, dass Nikon, Olympus oder Fuji kein Profi-Videosegment zu schützen haben und durch ein paar Aufbohrungen (wie z.B. 10bit-Video) den Markt revolutionieren könnten. Da das aber nie passiert ist, warum sollte es jetzt passieren? Ihr habt selbst schon spekuliert, dass diese Kamerahersteller - die ihre Sensoren von Sony beziehen - wahrscheinlich vertraglich gebunden sind, keine Profi-Videofeatures in ihre Kameras einzubauen. Dass Blackmagic das jetzt mit der Pocket 4K und einem Sony-Sensor macht, klingt erst einmal paradox, hängt aber sehr wahrscheinlich damit zusammen, dass dieser spezielle Sony-Sensor ohne Lizenzeinschränkungen auf dem freien Markt als Überwachungskamera-Sensor erhältlich ist.
Sie scheint zum greifen nah, die Video-DSLR, die sich im Handumdrehen in eine Cine-Kamera verwandelt: Großsensor, 4K-PLUS-Auflösung, (ProRes) RAW Aufnahme, professionelles Monitoring Tool inkl. Waveform, False Color, etc :
ProRes RAW beschränkt sich bisher auf gehobene Kameras, und die NAB wäre eigentlich die Gelegenheit für Ankündigungen von Kameraherstellern gewesen, die nicht kamen.
Die BMD Pocket Cinema Kamera 4K inkl. internem RAW Recording zum Kampfpreis
Als die erste BM Pocket herauskam, gab es denselben Hype in den Foren, und große Ernüchterung, als die Kamera rauskam. Weil nämlich der mittlere Videomacher vor RAW erst einmal Autofokus und Klappdisplay/EVF braucht, ungern mit IR-Cut-Filtern hantiert, mit Log- und RAW-Workflows überfordert ist und gerne 1-2 Stunden Material auf eine preiswerte Speicherkarte dreht. Die meisten Gründe, die damals für und gegen die Pocket sprachen, gelten bei der Pocket4K weiterhin. Nach dem Hype ist wieder mit Enttäuschungen zu rechnen.
Mit der Neufassung der Blackmagic Pocket Cinema Kamera mit ausgewachsenem MFT Sensor, 4K Cine Auflösung und bis zu 60p 4K RAW internem (!) Recording
...das aber die meisten sich nicht leisten werden können, weil man dafür 128 GB-CFast-Karten für ca. 300 Euro/Stück braucht, die dann nur 7 Minuten 60p 4K RAW aufzeichnen.
So gesehen ziehen die Kontrahenten Atomos und Blackmagic Design sogar an einem Strang und setzten beide das 8-Bit-Segment gehörig unter Druck.
Halte ich für Wunschdenken. Beide Hersteller agieren in Nischen. Bei der damaligen "DSLR-Revolution" konnte man plötzlich überall - selbst beim Fotohändler um die Ecke - Follow Focus, Rigs, Sucherlupen etc. kaufen. So etwas wird sich nicht wiederholen.