Vincent Laforet hat einen ganz besonderen Ansatz gewählt um die besondere Wirkung von HFR 3D in "Der Hobbit" zu erforschen: er hat alle drei Versionen des Films (HFR 3D, 3D und 2D) angeschaut und vergleicht seine Eindrücke, von deren Unterschiedlichkeit er selbst überrascht scheint. Ohne wissenschaftlich zu vergleichen, hat Laforet mit seinem durch viele Jahre Filmererfahrung geschärften Blick einige interessante Gedanken zum Thema HFR aufgeschrieben und kann vielleicht durch seine Reflektion der eigenen Wahrnehmung während des Filmes mit 3D HFR ebenfalls unzufriedenen Zuschauern erklären helfen, was und vor allem warum dieser Film sich vielleicht so anders angefühlt hat.
Für sein Empfinden wirkt HFR 3D hyperrealistisch - "zu echt und zu künstlich", er bemerkt die Schminke der Schauspieler und kommt sich vor wie bei einer Filmstudio Tour. Er beschreibt, wie er durch den Detailreichtum der Bild von der eigentlichen Geschichte abgelenkt wird. Die Wirkung ist (wie von Jackson gewünscht) sehr immersiv (man ist ganz im Bild), aber laut Laforet geht die Immersion auf Kosten der Erzählung bzw. der eigenen emotionalen Beteiligung am Geschehen. Sein Blick für die Story geht verloren und verirrt sich im hyperdetailreichen Bild, was bei ihm dazu führt, dass er nicht in den Film gezogen wird, sich nicht mit den Charakteren identifiziert und rein nichts beim Betrachten des Films empfindet.
Interessant sind die von ihm empfundenen Unterschiede zwischen den Versionen - so erscheinen ihm zB die bei der 3D HFR Version von ihm kritisch empfundenen Aspekte wie Beleuchtung, der Video(spiel)look und zu große Schärfentiefe in der 2D Version allesamt als gut. Und auch die Publikumsreaktion unterschied sich bei den Vorstellungen die Laforet besucht hat stark: in der ersten Stunde der 3D HFR Version war im Gegensatz zur 2D Version keinerlei Gelächter zu hören.

Seine Lehren aus dem Vergleich der Versionen:
-Für Film ist nicht nur wichtig, was gesehen wird sondern auch was nicht gesehen wird, die Lenkung des Blicks durch die Erzählung und das Bild - eine Fähigkeit die bei HFR stark reduziert wird - Immersion ist kein Selbstzweck - der Film, die Geschichte muss im Vordergrund stehen.
-24p bleibt uns vorerst im Kino erhalten - HFR macht eher Sinn für Dokumentationen, Sportfilme und Animationsfilme - oder bis neue Sehgewohnheiten etabliert sind.
// Top-News auf einen Blick:
- Blackmagic DaVinci Resolve 20 Beta 2 bringt neue Funktionen und Bugfixes
- Blackmagic Camera for Android 2.1 bringt neue Features
- Neuer superschneller PoX Flash-Speicher könnte DRAM und SSDs ersetzen
- Achtung: Verpixelte Videos können wieder kenntlich gemacht werden
- KI-generierte Fake-Trailer: Wie Hollywood an der Irreführung der Zuschauer ...
- Beleuchtung für Foto und Video lernen mit kostenlosem Tool von Google
Natürlich sind Laforets Eindrücke sehr subjektiv und 3D HFR kann von jedem Zuschauer anders empfunden werden - für manche hat 3D HFR geklappt, für andere weniger ( hier die eher positiven Hobbit HFR 3D Seherfahrungen einiger slashCAM-Leser) - die konstruktive Beschäftigung und Analyse des Gesehenen damit jedoch lohnt sich - gerade im Umfeld von Leuten die sich mit Film aus Interesse oder Profession heraus beschäftigen - jedoch, weil hier auf großer Leinwand mit einer neuartigen Technologie gearbeitet wurde, die in Zukunft neue Chancen und Herausforderungen fürs Filmemachen bringen wird. Vielleicht ist der Anteil von Zuschauern die den HFR Effekt als unschön empfinden nicht allzu groß, vielleicht wird ein allmählicher Lerneffekt einsetzen, vielleicht kann man Lehren für zukünftige HFR Filme daraus ziehen.
Drei weiter interessante Artikel zum Hobbit bzw HFR: über die Dreharbeiten, verwendete Technik und die von Weta Digital produzierten VFX-Shots sowie Meinungen von Filmkritikern zur HFR-Erfahrung. Und die Erklärung des Wissenschaflers James Kerwin der besonderen Wirkung von HFR: seiner Theorie nach nimmt das Bewusstsein 40 Bilder pro Sekunde wahr und Filme die mit 48 Bildern pro Sekunde dargestellt werden, wirken dadurch sehr real, wodurch bei manchen Zuschauern der "uncanny valley" Effekt eintritt: etwas nicht Wirkliches erscheint zwar beinahe real, wird aber dadurch eher unheimlich/unwirklich, weil dem Bewusstsein klar ist, dass die Bilder nicht die Realität sind.