Newsmeldung von slashCAM:
Zum Wochenende weisen wir mal wieder auf einen Videoessay hin -- zwar hätte der Clip unserer Meinung nach den besprochenen Filmszenen, dem Thema und den eigenen Worten et...
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Video-Essay: wie Stimmungen erzeugt werden können im Film (Boogie Nights / Goodfellas)
Antwort von Axel:
Phantastischer Essay über zwei unglaublich intensive Filme. Die angesprochene Hektik in Good Fellas wurde später in den Bourne-Filmen zum Hauptstilmittel gemacht. Ich verteidigte gelegentlich die "schlechte Kameraführung" dieser Reihe, aber im Vergleich mit diesem Meisterwerk muss ich den Kritikern widerstrebend zustimmen. In Good Fellas wird die paranoide und kokain-indizierte Wahrnehmung nicht nur zum Thema gemacht, sondern karikiert, parodiert. Der Zuschauer merkt, dass Henry ein von seinen inneren Dämonen getriebener, ja gejagter Mann ist. Aber er sieht in ihm immer noch den kleinen Jungen zu Beginn des Films. Die übertriebene Hektik erreicht gelegentlich Slapstick-Niveau, und obwohl wir darüber etwas lachen können, vertieft sich unser Mitgefühl mit diesem erbärmlichen Verbrecher.
Scorsese ist ein im besseren Sinne eklektizistischer Filmemacher. Er kennt die Kino-Geschichte und zitiert sie ausgiebig. Er macht sich viele gebildete Gedanken darüber, *wie* etwas gezeigt werden sollte. Aber das *Was* ist immer wichtig.
Und noch mehr bei Anderson. Der ist ganz offensichtlich ein guter Schüler von Scorsese. Dass der ultralange Steadicam-Shot zu Anfang eine direkte Hommage an Good Fellas ist, ist ja schon Allgemeinwissen. Aber er setzt noch einen drauf. Die hier behandelte Szene platzt vor Intensität aus allen Nähten, die Spannung kann man nur noch als Überspannung bezeichnen. Vom Soundtrack blieb mir immer noch ein Detail im Gedächtnis, das der Spannung innerhalb der Handlung eine weitere Ebene hinzufügt. Die langsam aufkommende Erkenntnis Dirks, moralisch verdammt zu sein, nicht mehr tiefer sinken zu können, wird durch eine regelmäßig erklingende "Totenglocke" spürbar gemacht, nicht-diegetisch. Auch Dirk zuckt zusammen, wenn die Knallfrösche losgehen, aber sein Blick ist ganz woanders, er scheint ins Leere zu starren. Auf sein Leben, das er hier gerade vollkommen verpfuscht.
Beide Filme muss ich mir mal wieder gönnen.