Zuletzt kamen unter Anlegern Streamingdienste ein wenig in Verruf, weil die Content-Budgets auszuufern scheinen. Warum die Wall Street sich nicht mehr an ihre eigenen Ratschläge gebunden fühlt.
18.03.2022 08:42
Am 3. Februar verlor Facebook-Mutterkonzern Meta ein Viertel seines Börsenwerts. Was um die 250 Mrd. Dollar entsprach, die sich binnen Stunden ins Nichts aufgelöst hatten; der größte Verlust für ein einzelnes Unternehmen in der Geschichte der Börse. Dies hatte mit spezifischen Meta-Problemen zu tun, aber auch damit, dass das Umfeld für Tech-Aktien schwieriger geworden ist. Wozu auch Netflix gezählt werden kann. Das Big Data- und Streaming-Unternehmen hatte sich bereits vor dem Facebook-Absturz eine blutige Nase geholt: Dessen Kurs brach nach Bekanntgabe der Q4-Geschäftszahlen im Januar um mehr als 20 Prozent ein - an einem einzigen Handelstag. ViacomCBS gehört nicht zum Kreis der Technologie-Aktien und geriet trotzdem unter die Räder: Mit 17 Prozent zum Handelsauftakt nach dem Investorentag, auf dem das Rebranding von ViacomCBS zu Paramount Global bekannt gegeben worden war.
Das scheint auch Discovery-CEO David Zaslav so zu sehen. Nach der Vorstellung aktueller Geschäftszahlen teilte er in der Telefonkonferenz Analysten und Anlegern mit, dass man nach der vollzogenen Fusion mit WarnerMedia nicht zu viel Geld für Inhalte in die Hand zu nehmen gedenke. Wörtlich sagte er: "Unser Ziel ist es, mit den führenden Streaming-Diensten zu konkurrieren, nicht den Krieg um die Ausgaben zu gewinnen." (Anmerkung des Autors: tatsächlich war originalsprachlich vom "spending war" die Rede).
Zaslav, der Teilnehmern zufolge mit Fragen zum Thema Ausgaben überhäuft wurde, macht sich offenbar selbst Sorgen, dass da etwas aus dem Ruder laufen könnte. Und zweifelte zumindest die Prämisse an, dass mehr Eigenproduktionen proportional zu besseren Bilanzergebnissen führen würden. Und fand dafür ein recht anschauliches Beispiel mit Blick auf die aktuellen HBO-Serien "Euphoria", Succession" und "The Gilded Age": "Würde es HBO besser gehen, wenn es jetzt drei weitere wirklich erfolgreiche Fiction-Serien hätte?" Oder: Wäre Discovery wirtschaftlich erfolgreicher, wenn auf dem hauseigenen Channel Food Network zusätzliche 400 Stunden Programm liefen? Zaslavs Antwort auf seine eigene Frage: "Vielleicht wären die Zuschauer ein bisschen glücklicher, aber wir würden kein Geld verdienen."Die Ausgaben-Könige
Wie viel Geld die Global Player ins Content-Budget stecken, ist nur ansatzweise zu ermitteln. Vor allem ist die Vergleichbarkeit schwierig. Manche investieren in Livesport-Rechte, andere nicht. Aber so könnte in etwa das Ranking der Ausgabe-Könige aussehen.
1. Disney
Niemand investiert mehr in Content als die Walt Disney Company: Im Geschäftsjahr 2021 waren es laut SEC-Mitteilung 25 Mrd. Dollar. Im Geschäftsjahr 2022 soll sich die Ausgabenhöhe - inklusive Sportrechte - auf ungefähr 33 Mrd. Dollar belaufen. Die Analysten von MoffettNathanson schätzen, dass davon 16 auf lineares Fernsehen, 15 auf Streaming und etwa zwei Mrd. Dollar auf Kinoproduktionen entfallen werden.
2. Netflix
In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Netflix oft als das Unternehmen, das am meisten investiert. Was nicht stimmt - siehe Disney. 2021 stellte Netflix um die 17 Mrd. Dollar für Filme und Serien bereit. Nur eine vage Schätzung: Davon entfielen auf Eigenproduktionen Branchenexperten zufolge zwischen zwölf und 14 Mrd. Dollar. Für das laufende Jahr hat Netflix bisher keine Angaben gemacht. Vorrausichtlich werden es insgesamt um die 19 Mrd. Dollar sein.
3. Warner Bros Discovery
In der Wirtschaftspresse werden WarnerMedia und Discovery längst als fusioniertes Unternehmen betrachtet. Wells Fargo schätzt, dass Warner Bros. Discovery im laufenden Jahr etwa 22,4 Mrd. Dollar in Inhalte investieren wird. Andere Schätzungen gehen davon aus, dass WarnerMedia für alle Auswertungskanäle um die 18 Mrd. Dollar zur Inhalte-Produktion bereit stellt; eine signifikante Erhöhung gegenüber den Vorjahren. Was mit der Etablierung von HBO Max zu tun hat, aber auch mit dem Erwerb von Live-Sportrechten.
4. Amazon
Amazon gab zuletzt offiziell an, für seinen Prime-Dienst in 2021 13 Mrd. Dollar ausgegeben zu haben. Im Vorjahr belief sich der Betrag auf elf Mrd. Dollar. Aber Achtung: In diesen Werten ist das gesamte Musiksegment enthalten, also beispielsweise auch Zahlungen an Künstler für Musikstreams. Wie viel Amazon in Prime Video investiert, ist daher unbekannt. Amazon Studios produziert aktuell mit dem Prequel ¿Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht¿ die teuerste Serie aller Zeiten. Allein das Budget für die erste Staffel soll annähernd eine halbe Mrd. Dollar betragen.
5. Apple
Das nach Marktkapitalisierung höchstbewertete Unternehmen der Welt gibt keine Auskunft über Investitionen für Apple TV+-Inhalte. Vor dem Launch von Apple TV+ soll angeblich eine Mrd. Dollar bereit gestellt worden sein. Inzwischen dürfte das jährliche Content-Budget sehr viel höher ausfallen, wobei sich Marktexperten schwer tun, valide Schätzungen abzugeben. Wells Fargo taxiert die Ausgaben für 2021 auf sechs Mrd. Dollar. In 2022 soll ich der Betrag auf acht Mrd. Dollar erhöhen.
6. Paramount
ViacomCBS, jetzt Paramount Global, gab 2021 14,7 Mrd. Dollar für Inhalte aus. Davon entfielen 2,2 Mrd. Dollar auf Serien und Filme für das Direct to Consumer-Segment. Zuletzt erklärten Paramount-Manager, das Volumen für DtC-Content auf sechs Mrd. Dollar bis 2024 zu erhöhen. Auch wenn das Unternehmen bei den Content-Ausgaben im Ranking nicht auf vorderen Plätzen zu finden ist, machen Experten darauf aufmerksam, dass das Unternehmen in den letzten Jahren die höchsten prozentualen Zuwächse aufweisen kann.
7. NBCUniversal
NBCUniversal prognostiziert für seinen Dienst Peacock Ausgaben in Höhe von drei Mrd. Dollar in 2022, etwa doppelt so viel wie 2021. Laut Comcast-CFO Mike Cavanagh sei das Ziel, den Betrag in den kommenden Jahren auf fünf Mrd. Dollar jährlich zu erhöhen.
Antwort von dosaris:
warum publizierst Du hier fremde Texte/Werke?
Die ref (URL) zitieren reicht doch !?!
mir wäre das in dem Umfang JURISTISCH! zu pikant.
[edit[
Antwort von ruessel:
vielleicht haben manche keinen Bock auf lange Texte?
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