Frage von Josef49:Als engagierter Amateurfilmer (seit S-VHS-Zeiten) und interessierter Leser der Beiträge dieses Forums melde ich mich erstmals hier selbst zu Wort.
Nach guten Erfahrungen mit JVC und Panasonic filme ich seit vielen Jahren mit Sony-Camcordern und bin Sony-Fan geworden – natürlich sehe ich manches auch sehr kritisch.
Sony bringt aktuell den handlichen Prosumer-Camcorder HDR-CX900 mit 1-Zoll-Sensor und vielen manuellen Einstellmöglichkeiten auf den Markt, dazu noch eine 4K-Version (FDR-AX100); ich bin schon sehr gespannt auf die ersten Testergebnisse (einer der beiden Camcorder wird vielleicht mein nächstes "Werkzeug" werden).
So sehr ich die Sony-Entwicklungen schätze (mit den erwähnten neuen Camcordern werden sehr viele Kundenwünsche erfüllt), so verärgert bin ich über Marketing und Verkauf.
In Europa wird der HDR-CX900 (mit dem schwachbrüstigen Akku NP-FV50) um 1.500 EUR angeboten.
http://www.sony.at/electronics/handycam ... hdr-cx900e
http://www.sony.de/electronics/handycam ... hdr-cx900e
In den USA will Sony für den HDR-CX900 deutlich weniger Geld, nämlich 1.499,99 USD, das sind 1.098 EUR, und der Camcorder wird noch dazu mit dem besseren Akku NP-FV70 ausgeliefert.
http://store.sony.com/hd-camcorder-with ... Camcorders
Wie will Sony den viel höheren Preis in Europa rechtfertigen?
Zugegeben, das ist bei nahezu allen (asiatischen) Anbietern in der Elektronikbranche seit Jahren nicht viel anders, aber deshalb nicht weniger ärgerlich. Mir stellen sich dazu folgende Fragen:
Haben 320 Millionen Amerikaner mehr wirtschaftliche und / oder politische Macht gegenüber den asiatischen Anbietern als 510 Millionen Europäer?
Wo sind die Vertreter der Interessen europäischer Konsumenten?
Was meint Ihr dazu? Findet Ihr das in Ordnung?
Josef
Antwort von otaku:
in usa und kanada werden grundsätzlich alle preise ohne mwst angegeben,
selbst wenn man von einem händler was bei ebay kauft kommt noch mwst oben drauf (da hab ich nicht schlecht gestaunt).
also wenn du 20% auf die 1000 euronen rauf rechnest sieht es nicht mehr ganz so düster aus. dann gibt es in deutschland ja auch noch bei allen produkten die irgend was aufzeichnen können diese urheberrechts verwertungsgesellschafts gebühr.
wie auch immer, es sieht etwas drastischer aus als es ist. aber recht hast du natürlich schon. in den usa sind viele dinge billiger als bei uns hier.
vergleiche mal die preise von deutschen autos in den usa und hier, da flippst du total aus.
bei software ist das auch manchmal super krass. ich erinnere mich das ich mal für eine adobe after effects version hier ca 3000 euro zahlen sollte und in den usa waren es gerade mal 1700 dollar.
ich stimme dir also zu.
es kähre total klasse wenn mal jemand so ein netzwerk entwickeln würde mit dem man weltweit sehen kann was die dinge so kosten und am besten auch gleich da bestellen kann wo es am billigsten ist. ;-)
Antwort von Josef49:
Danke für den Hinweis, dass Preise in den USA netto angegeben werden, das habe ich übersehen! Dass ich an der Kasse um 4 Prozent mehr bezahlt habe, ist mir zuletzt in New York gar nicht aufgefallen! ;-))
Ich habe mich gerade noch schlau gemacht und herausgefunden, dass die VAT (Value Added Tax) in den USA je nach Bundesstaat zwischen 0 und 7,5 Prozent liegt, das heißt, dass der HDR-CX900 in Kalifornien (VAT = 7,5 Prozent) am teuersten sein und (umgerechnet) 1.180 Euro kosten wird, also noch immer um 320 EUR weniger als in Europa.
Es ist also gerechtfertigt, die Preisbildung zu hinterfragen!
Wird es dazu eine Stellungnahme vonm Sony geben? Vermutlich nicht.
Josef
Antwort von Josef49:
Ich korrigiere mich, da man ja die Netto-Preise vergleichen muss.
In Deutschland (19 Prozent) ist der Preis ohne MWSt daher 1.260 EUR, in Österreich (20 Prozent) sogar "nur" 1.249 EUR, also immerhin noch um 151 EUR höher als in den USA.
Josef
Antwort von WoWu:
Hast Du mal geschaut, was FedEx für den Transport nimmt und bist Du sicher, dass man die Kamera dann auch im 25 Frame Umfeld gebrauchen kann und dass sie nicht ausserdem den ATSC Bedingungen entspricht ?
Und wohin bringst Du sie im Fall einer Reklamation ?
So ein paar Überlegungen sollte man sich um die (bummeligen) 100 € schon machen.
Antwort von Frank B.:
Einfuhrzoll vergessen??? Nochmal plus 17%. Klar, den haben die Amis nicht. Er betrifft wieder nur uns hier. Du kommst also mit einem Import aus Amerika nicht wesentlich billiger, zumal man die Dinge, die Wolfgang sagte, noch bedenken muss.
Vielleicht liegen die Preisunterschiede auch mit an den europäischen Importzöllen. Davon hab ich aber keine Ahnung.
Antwort von beiti:
Preise werden nicht nur nach Leistung festgelegt, sondern auch danach, welchen Preis man in einem bestimmten Markt erzielen kann. Der Trick dabei ist, dass die Preise für Europa zwar höher sind, aber doch noch so niedrig, dass ein Import aus den USA unterm Strich nicht lohnt. Speziell bei Camcordern kommt "praktischerweise" hinzu, dass die US-Geräte aufgrund der anderen Frameraten in Europa nicht so begehrt sind. ;)
Antwort von Josef49:
Ihr habt natürlich damit recht, dass schon wegen der zusätzlichen Kosten (Transport und Steuern) ein Import aus den USA nicht sinnvoll ist; die Preise werden natürlich dementsprechend angesetzt - darauf richtet sich meine Kritik: Fair wäre nur ein Nettopreis in etwa gleicher Höhe, denn an regionalen Logistikunterschieden (zum Nachteil Europas) kann es wohl nicht liegen.
Einen Import habe ich aber ohnehin nicht geplant; dagegen sprechen einige technische Unterschiede (wie von Euch schon erwähnt) und die US-Garantie, die sich im Normalfall nicht auf Europa erstreckt.
Danke für Eure Kommentare! Eigentlich fehlt nur noch eine sachliche Stellungnahme (z.B.) von Sony, aber die wird es vermutlich nicht geben.
LG Josef
Antwort von Alf_300:
Vielleicht ist eine japanische CAM in Japan billiger als in USA
Antwort von Reiner M:
denn an regionalen Logistikunterschieden (zum Nachteil Europas) kann es wohl nicht liegen.
Schauen wir mal kurz drauf:
Für einen (üblicherweise sehr kleinen) Teil der Gesamtproduktion müssen lokale technische Anpassungen nach Gesetzeslagen, Standards und Vorgaben geplant, entwickelt, produziert und konfektioniert werden (leicht verständlich z. B. Netzteile), Prüfungen und Zertifikate müssen durchgeführt und erworben werden (meint Themen wie Technische Sicherheit nach lokalen Standards, Betriebssicherheit, Verbraucherschutz, GS-Zeichen, TÜV, usw.), Produktbezeichnungen müssen auf Begriffsbedeutungen und Markenschutz geprüft und ggf. geändert werden, Dokumentation und Verpackung werden lokalisiert (Übersetzen, produzieren, konfektionieren), lokale Lager und Distributionswege für Produkte, Zubehör und Ersatzteile müssen im Land errichtet und verwaltet werden (Einfuhr, Zölle, Steuern, Händlernetze, Werbung, usw.) und zwar für die Lieferung und Abrechnung nach lokalem Recht (Handelsgesetze, Steuersystem), Service ist gemäß Gesetzen und betriebseigenen Konventionen bereitzuhalten (Rücknahmen, Garantiefälle, Reparaturen). Und alle, die daran arbeiten, wollen was dran verdienen, was lokal auch sehr unterschiedlich ist (Löhne, Lohnnebenkosten, Händlermargen, Steuern).
Für all das sind Spezialisten erforderlich, die sich mit den Gegebenheiten des lokalen Marktes auskennen und alles fehlerfrei umsetzen können.
Wenn ein Händler oder Hersteller mit seinem Produkt im Wettbewerb eines lokalen Marktes ernsthaft antreten möchte, genügt es eben nicht, mal kurz das Ding zu importieren und den Preis von Dollars nach Euros umzurechnen, so wie es der Privatmann macht. Das geht vielleicht ein Stück weit mit Christbaumkugeln aus China, aber nicht mit Hightech.
Es wird aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen in den Ländern und abhängig vom Produkt dem Hersteller kaum möglich sein, einen »fairen« und gleichzeitig weltweit einheitlichen Preis für sein Produkt zu verlangen. Natürlich könnte er die höheren Kosten, die in restriktiven oder kleinen lokalen Märkten von der Produktion bis zur Garantie entstehen, auf alle Produkte weltweit umlegen, aber wäre das fair?
Selbst dann, wenn es ihm gelänge, könnte er nicht sicherstellen, dass weltweit alle Händler das in einen (währungsbereinigt) identischen Verkaufspreis münden lassen. Den Zwang kann er nicht ausüben. Der »Netto-Preis« (ohne Verkaufs- oder Mehrwertsteuern) ist ja nicht der Einkaufspreis des Händlers.
Schon innerhalb eines Landes gibt es dasselbe Produkt doch oft zu sehr unterschiedlichen Preisen. Daran sind wir doch längst gewöhnt und niemand regt sich auf. Im Gegenteil: Wir mögen es und profitieren täglich davon! Nur: Wer unterschiedliche Preise und die auch noch möglichst weit unter UVP mag, darf sich nicht ärgern, wenn der Nachbar genau dasselbe Röckchen im Outlet 50% billiger erstanden hat. Oder unsere Mitmenschen in den USA das eine oder andere rein nominell ein paar Euros billiger bekommen, dafür aber Probleme mit der Gesundheitsvorsorge, mit sozialer Absicherung, mit Tarifverträgen und Kündigungsschutz haben.
Zudem: Preise sind nicht »fair.« Das würde viele weitere Überlegungen einschließen müssen. Beispielsweise müsste es ja auch voraussetzen, dass schon die Entlohnung der Arbeiter in den Produktionsfirmen fair wäre, oder der Preis am Nutzen für den Verbraucher bemessen wird (was sehr unterschiedlich sein kann), oder an seinem Einkommen oder an umweltbelastetenden Faktoren in der Produktion, oder oder oder. Usw. Was meint denn »fair«?
Ich meine, man sollte den Ruf nach »fairen« Preisen nicht automatisch mit dem (sehr menschlichen, sehr natürlichen) Wunsch nach »möglichst billig« verwechseln.
Preise sind Angebote in einem dedizierten Markt. Mehr nicht.
Beste Grüße,
Reiner