Frage von Totao:Verstehe ich das richtig dass sich bei 360° Video nichts ändert beim neuen Modell?
Die Qualität etc. bleibt alles unverändert im Vergleich zum Vorgänger?
Antwort von Motivsucher:
Nun, ich kenne zwar das Vorgängeremodell nicht, habe jetzt im Urlaub (Bergwandern in Osttirol) anstatt meiner schweren Profiausrüstung eine Insta360 One X2 mitgenommen und damit meine ersten Erfahrungen gemacht:
-) das Zeug ist eher als Spielzeug denn als Aufnahmegerät zu klassifizieren. Bei Urlaubsaufnahmen ist das ggf. akzeptabel, für Auftragsarbeiten würde ich keinesfalls auf Gaming- bzw. Freizeit-Equipment setzen.
-) die frei verfügbare App für Android (diese wollte ich auf dem leistungsstärksten Samsung-Tablet einsetzen) ist ein Witz, da eigentlich nur als Werbemedium des Herstellers zu betrachten. Die darin vorgestellten Gimmicks sollen wohl den Zubehör- und Kameraumsatz des Herstellers forcieren, nicht jedoch brauchbare Ergebnisse der Videobearbeitung liefern. So ist es mir bis heute nicht gelungen, über WLAN auch nur einen einzigen Videoclip auf's Tablet hochzuladen. Dies funktioniert zuverlässig ausschließlich über USB-Verbindung und nur zum PC, mein Tablet hat "nur" USB 3.
-) die PC-Software Insta360Studio ist auf Pre-Release-Niveau, dafür jedoch deutlich stabiler als die Android-App. Dennoch ist die "Projektverwaltung" einfach ein Witz, es gibt bloß einen Menüpunkt dafür, jedoch keine Projekte im Sinn von Edius, Premiere oder DaVinci Resolve. Ich hatte mir daher angewöhnt, die Clips über USB-Verbindung direkt ab Kamera hochzuladen (es existieren für jeden aufgenommenen Clip ZWEI Dateien, wie ich herausfand) und diese sodann über die Studio-Software zu "bearbeiten". Wobei billigend in Kauf zu nehmen ist, dass für jeden einzelnen Clip
immer sämtliche Einstellungen (Stablilisierungsart, Color-Plus, Aqua-Vision, True-Audio, Logo-Einstellungen, "Projekt"-verwaltung etc) erneut vorzunehmen sind, was bei hunderten von Clips extrem nervig (und fehlerträchtig) wird.
- Der mitbestellte Zweit-Akku lässt sich zwar brav in der Kamera aufladen, versagt jedoch bei Wiedergabe (!) seinen Dienst. Es dürfte sich um einen schlichten Kontaktfehler handeln, denn bei starkem Druck auf den eingesetzten Akku springt die Kamera plötzlich doch noch an - um bei Nachlassen des festen Drückens wieder auszugehen. Trotz Bestellung - direkt beim Hersteller - unterscheiden sich Kameraakku und Ersatzakku schon rein äußerlich (unterschiedliche Verriegelungen) und weiters durch den Aufdruck "Made in China" (beim Zweitakku).
- Die Kam startet manchmal einfach nicht, erst nach Herausnehmen und Wiedereinsetzen des Akkus versieht sie wieder ihren Dienst, als wäre nie etwas gewesen. Gestern erst habe ich ein Firmware - Update installiert, vielleicht wird's damit besser....
-) Die Insta360-Studio Software verwende ich eigentlich nur dazu, um die 360°-Clips entweder als ProRes422-Export mit 100 MBit Sek-1 für DaVinci zur Verfügung zu stellen - oder als HD-Videoclip im MP4-Format zu exportieren, denn:
es gibt einfach keine Schnitt-Funktion in dieser "Schnittsoftware!" Erst wollte ich dies gar nicht glauben, doch tatsächlich erlaubt die als "Studio-Software" bezeichnete PC-Anwendung NICHT einmal das einfache Trennen eines Clips, lediglich In- und Out-Punkte können gesetzt werden.
Ebenso wenig können zwei - oder gar mehrere Clips (!) zusammengefügt und als ein Videofile exportiert werden, vergleichbar mit der Rendering-Funktion von Edius oder der Deliver-Page in Davinci.
-) Gottlob gibt es Plug-In-Anbieter (sowohl für Premiere als auch DaVinci Resolve), die den Import und die Weiterbearbeitung der ProRes422-Exporte erlauben und dabei auch die Umwandlung (Stitching) auf normal ansehliches Videomaterial samt Bearbeitung der wichtigsten Parameter (Field of View, Pitch, Yaw, Roll, Rectlinear Projection, Tiny Planet Projection und Edges) zulassen. Wie man damit über eine ganze Timeline zurechtkommt, bin ich gerade am Erlernen.
-) Ich hatte die Cam von Vornherein mit dem - in allen Foren empfohlenen - Linsenschutz gekauft und diesen sofort an der Kamera befestigt (durch "Ankleben", wie vom Hersteller vorgesehen). Heute dürfte bereits ein schraub- oder aufsteckbarer Linsenschutz existieren, weil sich das Plastikmaterial der Schutzlinse als viel zu wenig belastbar herausgestellt hatte und viele Anwender über zerkratze Linsen und/oder zerkratzten Linsenschutz Beschwerden lautmachten. Wie man jedoch die bereits aufgeklebten Linsenschützer wieder loswerden könnte, will ich vorläufig gar nicht erst ausprobieren....
Nun ja, das ganze Spielzeug kostete samt Zubehör (einschließlich völlig unbrauchbarer Fernbedienung) nur etwas über € 600,-, was soll also das ganze Gejammere? Es ist und bleibt einfach ein Spielzeug, wird jedoch nicht als solches beworben.
Mich kostete die Einarbeitung und das Vermeiden bzw. Umgehen der vorbeschriebenen Unzulänglichkeiten samt Alternativen-Evaluierung viel Zeit, die ich als "Lehrgeld" für Billig-Equipment verbuchen werde.
Soweit meine Erfahrungen, die beim Kauf überlegt werden können.
Beste Grüße, Franz
Antwort von Mediamind:
Vielen Dank für den detaillierten Bericht. Ist leider ein Wenig ernüchternd. Die Kamera hätte ich ganz gerne für Behind the Scene Material bei meinen Aufträgen. oder als pure Effekthascherei bei einer dafür geeigneten Hochzeit. Mal sehen, ob die Insta auf meinem Wunschzettel bleibt....
Antwort von Axel:
Antwort von Darth Schneider:
Also mir gefällt die Kamera ja auch, aber der Bericht da oben ist wirklich ernüchternd.
Danke Motivsucher
Und wenn man zum bearbeiten des Materials dann doch nicht ganz einfach (auch) auf einem iPad mit der hauseigenen Software das Zeugs anständig schneiden, croppen und nach Wunsch wenigstens farblich anpassen kann, finde ich ist das wirklich nur ein teures Spielzeug…
Ich hätte die Geduld nicht, für halbwegs funktionierende Plugins und Export und Import Salat nur um zu schneiden…
Aber womöglich kommen da noch Software Updates.
Sicher früher oder später eine Version 2 der Kamera.
Gruss Boris
Antwort von Axel:
Antwort von Motivsucher:
Auch wenn seine Aussprache etwas "gewöhnungsbedürftig" ist, hier eine detaillierte Erklärung zur Bearbeitung von INSTA360-Aufnahmen mittels DaVinci Resolve unter Einsatz des Plug-Ins "Karta VR":
https://www.youtube.com/watch?v=CWw2DaXC7OU&t=4s
Hugh zeigt den Import und die Verarbeitung von Insta360-Aufnahmen, welche zuvor (in der frei erhältlichen, sogenannten "Studio-Software") als ProRes422 exportiert und sodann in die DaVinci-Timeline importiert werden kann - wobei die Detaileinstellungen ("stretch frame to all corners" in den Timeline-Settings) zu beachten sind.
Der Effekt "Karta VR/Viewer/Viewer/Reframer" wird auf den Clip gezogen, im Inspector stellt der Parameter
0,65 bei "rectilinear Projektion" die Normalbrennweite für INSTA360 - Kameras dar. Animationen: ab 8'55", Velocity curve in Fusion anpassen bei 9'23
LG, Franz