Frage von sachs:Bei OSNews läuft gerade eine
Diskussion über das Lizenztheater um den H264.
Was der Artikel anspricht, tauchte AFAIR auch schon mal in einem Slashcam-Test auf, um eine Panasonic ging's da.
ALL modern video cameras and camcorders that shoot in h.264 or mpeg2, come with a license agreement that says that you can only use that camera to shoot video for "personal use and non-commercial" purposes
Einer der Kommentatoren hat dann mal im Manual seiner NLE-Soft nachgesehen - Vegas - auch dort gibt's eine entsprechende Klausel.
Bei Heise gibt's auch einen Artikel zu H.264, der sich allerdings mit einer anderen Problematik befasst: wie steht's um alternative (Open Source) Codecs, die Patente aus dem H.264 verletzen?
Ich bin weit davon entfernt, professionelles Material zu produzieren. Jedoch frage ich mich, wie "kommerziell/nicht kommerziell" ausgelegt wird? Reicht ein Werbebanner auf der privaten Webseite, oder einem YT/Vimeochannel, um als kommerzieller Nutzer des Codecs zur Zahlung von Lizenzgebühren verdonnert zu werden.
Was meint ihr dazu?
Antwort von WoWu:
Hallo sachs.
Darüber kann man in der Tat trefflich streiten.
Dabei geht die eigentliche "Gefahr" sicher nicht von MPEGLA aus, sondern vielmehr von einer nicht aussterbenden Rasse von Anwälten, die ihre Daseinsberechtigung im Versandt von Abmahnungen sehen.
MPEGLA geht es sicher nicht darum, jemandem mit einer Hobby-Webseite oder einem Blog, für die Nutzung von H.264 das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Es geht bei der Vermarktung vielmehr um den Einsatz im kommerziellen Bereich.
Für Deine Beschreibung käme nur "internet broadcast" in Frage, weil der Betreiber Einnahmen erzielt.
"AVC video that is delivered via the Worldwide Internet to an end user for which the end user does not pay remuneration for the right to receive or view."
Content encoded, distributed, and viewed by end users is subject to the participation fee, even if the viewership is advertising- or sponsorship-driven
In andern Worten, wenn Werbung damit gemacht wird und Geld damit verdient wird, ist es kostenpflichtig. Wenn es privater Natur ist und nicht zum Erwerb dient, fallen keine Kosten an.
Bis Ende des Jahres bist Du da aber ohnehin befreit:
(“there will be no royalty during the first term of the License (ending December 31, 2015)”)
Schwacher Trost ..
Das war aber bei MPEG2 ganz genau so.
Was die andern Codecs betrifft, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Inhaber der Originalpatente die Klagen wegen Patentverletzung durch habe.
Bei Microsofts VC1 war es beispielsweise so, dass unmittelbar nach der Offenlegung der Spezifikationen (2005) ein Lizenz-Pool aufgelegt wurde und sich binnen eines Tages die ersten 12 Firmen gemeldet hatten, die Ansprüche stellten.
Wenn heute Codecs Re-engineered werden und sich erfolgreich verbreiten, wird sich schnell zeigen, wo die original-Patente verletzt wurden.
Heute werden Codecs nicht mehr von einzelnen Firmen geschrieben.
Am H.264 halten über 1.300 Firmen Patente.
Antwort von sachs:
In andern Worten, wenn Werbung damit gemacht wird und Geld damit verdient wird, ist es kostenpflichtig. Wenn es privater Natur ist und nicht zum Erwerb dient, fallen keine Kosten an.
Darum geht's mir.
Beispiel Youtube. Die schreiben dich seit geraumer Zeit an, ob du nicht Werbung schalten willst, wenn dein Video/Clip eine gewisse Klickzahl erreicht hat und - freilich - die Richtlinien dieses Partnerprogramms erfüllt.
Was dabei rumkommt, kann man zwar nicht wirklich als Erwerb bezeichnen, aber ein Kleckerbetrag kommt schon rein, nehme ich an.
Der Witz ist, dass bei den betreffenden Videos nichteinmal ein Camcorder zum Einsatz kam. Es sind Tutorials und Tests von Software-Synthesizern, aufgenommen mit einem ScreenRecorder. Nun wollen wir aber auch Videos von Hardware-Equipment machen und die in einem kommerziellen Musikerblog einbinden.
Bis Ende des Jahres bist Du da aber ohnehin befreit
Und danach müssen wir die Sachen vorsichtshalber rausschmeißen, weil irgendwelche Anwälte Amok laufen könnten? Irgendwie ziemlich desillusionierend.
In den Kommentaren bei OSNews gaben einige Leute aus div. EU-Ländern (inkl. Deutschland) zu bedenken, dass das alles wegen der anderen Patentgesetzgebung in Europa keinen Belang hätte. Vielleicht gibt's bei YT irgendwann 'ne Meldung wie "Dieses Video ist in den USA nicht verfügbar, weil es in Europa mit dem H.264 codiert wurde!"
:)
Antwort von sachs:
Am H.264 halten über 1.300 Firmen Patente.
Erstaunlich wie wenige von denen sich an diesem Patentpool beteiligen:
http://www.mpegla.com/main/programs/AVC ... nsors.aspx
Ebenso erstaunlich, dass Canon offenbar weder zu den Lizenznehmern, noch zu den -gebern gehört:
http://www.mpegla.com/main/programs/AVC ... nsees.aspx
Oder hat die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit?
Antwort von WoWu:
Die Liste der Firmen ist schon ok, aber einige haben eben nur 1 Patent beigetragen (Apple) und andere eben einen ganzen "Haufen", so hat Panasonic 377 Patente, oder Frauenhofer mit 82 sind auch gut dabei.
Ich wollte damit auch nur sagen, dass es für einen freuen (nachempfundenen) Codec vermutlich ziemlich schwierig wird, keines der 1.300 Patente irgendwie nicht verletzt zu haben.
Aber was Youtube betrifft, da könnte man evtl. sagen, dass es ein "Title-by-Title" Abruf ist und da ist jeder Titel unter 12 Min. lizenzfrei.
Vielleicht ist das ja ein "Lichtblick". Jedenfalls denke ich, dass solche Plattformen darauf bauen und keine Lizenzen zahlen. Fragt sich nur, wie ein solches Produkt bezeichnet wird, wenn es aus der Kamera kommt.
Bleibt nur der SDI Ausgang und ein freier RAW codec. :-) (Gibt"s den eigentlich) ?
Aber wenn ich mal die zahlenden 800 Anwender nehme .... mann, mann. Nun wird nicht jeder die 5 Mill$ Deckelbetrag im Jahr zahlen aber ein erklägliches Sümmchen kommt dennoch dabei heraus ....
Antwort von sachs:
Das mit den 12min. ist auf jeden Fall ein Lichtblick. YT erlaubt ohnehin nur 10min. - und viel länger schaut bei Tutorials/Tests ohnehin niemand konzentriert zu.
Irgendwie find ich die Thematik immer spannender. Panasonic hängt da mit 377 Patente drinnen, Canon ist hingegen gar nicht dabei, obwohl die Geräte mit AVCHD arbeiten.
Vielleicht sollte ich die Wahl zwischen dem SD600 (auf den ich eigentlich warten wollte) und einem potenziellen Canon-Konkurrenten davon abhängig machen. :)
Antwort von WoWu:
Nun, Canon war noch nie die wirkliche Softwareschmiede. Aber vor dem Hintergrund der Einzahler und der Begünstigten kann man auch manchmal verstehen, warum sich einige Firmen für neue Codecs entscheiden und andere lieber noch an alten Codecs festhalten. MPEG2 ist beispielsweise äußerst billig geworden und JPEG kostet fast gar nichts mehr, weil die meisten Patente nicht verlängert wurden.
Andere Firmen versuchen eben für ganz bestimmte Märkte, für die sich eine solchen Mengendecklung nicht lohnt, mit eigenen "Hauscodecs" durch zu kommen.
Verstehen kann man (ich jedenfalls) aber auch, warum NLE"s nicht einfach so mal eben die ganze Palette aller verfügbaren Codecs implementieren.
Die meisten Konsumenten wissen gar nicht wieviel der Hersteller dafür eigentlich ausgeben muss und sind ganz enttäuscht, wen da nur ein paar Codecs bei sind. ich finde, ein Codec reicht, der aber super implementiert ist.
Auch würde ich gern auf den Zwangscodec der Kamera verzichten, wenn ich dafür aus SDI auf einen Flashrecorder mit dem Codec meiner Wahl gehen könnte.
Wie schon mal in einem andern Thread gesagt: Die Objektivhersteller liefern das "Glas" incl. Bildsensor mit RAW out oder mit 2,2 Gamma, der Kamerakopf macht (nur noch) die Bedienung, den Ton und die Metadaten und der Flashrecorder den Codec und die Aufzeichnung. Das wär"s doch.
Antwort von sachs:
Naja, ich meinte, Canon auf keiner Seite aufgeführt, auch nicht als Lizenznehmer. Heißt das, dass die einen dieser "Hauscodecs" nutzen oder ist die Lizenznehmerliste einfach unvollständig. Im Telefonbuch sind Geheimnummern ja auch nicht aufgeführt (dämlicher Vergleich).
Antwort von WoWu:
Das is ja "n Ding ... sehe ich jetzt auch zum ersten Mal.
Vielleicht ist das Update der Liste nicht so neu ?? Reine Mutmaßung, eine andere Erklärung hätte ich jetzt auch nicht dafür.
Nein, mit Hauscodec waren eigentlich solche Sachen, wie AIC oder ProRes, aber eben auch DIRAC oder noch einige andere, die z.Tl. (auch) auf lizenzfrei gewordenen Grundalgorithmen aufsetzen.
Nein, nein, bei Canon ist das schon reines AVC 77, also Main-Profile.