Frage von juni:Hallo,
nachdem ich mich durch einige Einsteigerhilfen und andere Threads gelesen habe - vielen, vielen Dank, erst jatzt habe ich einen vagen Überblick über die Welt der Camcorder bekommen! - möchte ich meinen eigenen Fall vorstellen und hoffe, ihr wollt auch mir bei der Entscheidung helfen:
Fallbeschreibung (Wer's eilig hat, den Teil überspringen): Ich Schülerin, ein Jahr vorm Abi, habe Interesse an kreativer Arbeit im Filmbusiness, möchte Praxiserfahrungen machen, die mir helfen, die Arbeit selbst und mein eigenes Talent für sie, richtig einschätzen zu können. Habe im Juni einen zweitätigen Filmworkshop an meinem Gymnasium geleitet. Gedreht wurde mit einem vom Freund geliehenen Consumer-MiniDV, geschnitten dank schrecklich wenig Festplattenspeicher in Internetvideoqualität. Nächstes Schuljahr möchte ich eine Film-AG gründen, die dann in einem halben oder ganzen Jahr einen Film produziert, der in der Schulaula auf 3x4-Leinwand ausgestrahlt wird und in Bild- und Tonqualität von 'Oma's 75. Geburtstag' wirklich überschreiten soll. Besseren Prozessor und größere Festplatte kommen vom Bruder, bessere Kamera möchte ich jetzt kaufen. Ich möchte vor allem mit der Wirkung verschiedener effekte experimentieren und daher möglichst alle Einstellungen (Blende, Verschluss, Weißabgleich, Fokus, Flankenanhebung, Bildrate/Sekunde) manuell vornehmen können.
Das Filmen macht mir Spaß und wird, auch wenn ich mich nicht dafür entscheiden kann, mich an einer Filmschule zu bewerben, bzw. im anderen Fall abgelehnt werde, ein Hobby von mir bleiben, in das ich auch investieren mag. 1000 -1200 € ergeben sich da, die ich vom mir eigentlich nicht zugänglichen Großelternerbe anzapfen und in durch Nebenjob verdienten Geld binnen der nächsten zwei Jahre zurück aufs Konto zahlen kann. Ich weiß, dass das ein knapper finanzieller Rahmen für eine Kamera guten Formats ist, hoffe aber, dass ihr mir dabei helfen könnt, den besten Kompromiss zu finden.
Suche Camcorder:
Schmerzgrenze: 1000-1200€
Technische Anforderungen:
bestmögliche Bildqualität (im Verhältnis zum Preis)
Anschluss für externes Mikro
veränderbare Aufnahmerate für Zeiteffekte
gute Ergebnisse im 16:9-Modus
weitere Fragen:
Welche Lichtstärke ist zu empfehlen? Wahrscheinlich In- und Outdooraufnahmen, allerdings keine hellen Sonnentage und auch keine abgedunkelten Räume
XLR oder normaler Mikroeingang? XLR soll notwendig sein, wenn das Mikro weiter von der Kamera entfernt ist. Warum und was bedeutet in diesem Fall weiter? Welchen Nachteil hat es, bei weiter Entfernung auf XLR zu verzichten?
Was bedeutet Tonaussteuerung?
DV oder MiniDV? DV soll bessere Qualität als MiniDV produzieren, aber auch tuerer sein (Kassetten). Für merklich bessere Qualität kaufe ich auch gern teurere Kassetten, aber ist für meine Pläne der Qualitätsunterschied überhaupt relevant?
Variieren der Tiefenschärfe (und dann auch Blickwinkel?) sollen bei Arbeit mit MiniDV (und DV auch?) nicht bzw. nicht gut möglich sein. Ich kenne es als Effekt in der Fotografie und erkenne es oft in "echten" Filmen. Stimmt es, dass ich nicht mit Tiefenschärfe an einem DV-Camcorder spielen kann?
Wo kaufen? Ich spare gerne, oft und viel durch Gebrauchtkäufe, aber in einem anderen Thread wurde von so etwas abgeraten. Stimmt ihr dem zu? Wenn ja, wo soll ich sonst kaufen? Es gibt hier (Berlin) zwar mehrer Filmgeräteverleihe, die auch verkaufen, aber es scheint mir, die Geräte übersteigen meine Qaulitäts- und vor allem Preisvorstellungen. Andererseits fühle ich mich in den Technikmärkten (Saturn, Mediamarkt) überhaupt nicht gut beraten und das Sortiment scheint mir eher für Omas-Geburtstag-und-Ferien-auf-Mallorca-Filmer mit verschieden großen Geldbeuteln abgestimmt.
Ich bin für jede Hilfe dankbar,
Juni
Antwort von Anonymous:
Da hast du dir aber ganz schön Mühe gegeben bei deinem Posting und scheinst ja auch hoch motiviert in Sachen Videofilm zu sein, finde ich sehr positiv.
Bei deinen Ansprüchen würde ich mal ganz allgemein sagen, dass ein Camcorder mit Henkel (also oberem Tragegriff) als Basis für eine Anschaffung in Betracht zu ziehen ist, Gebrauchtkauf.
Die haben alle einen 1/3-Zoll-Sensor und lassen Vieles manuell einstellen und auch mit der Schärfentiefe kannst du ein wenig arbeiten.
XLR-Anschlüsse haben auch einige von denen, werden aber in deinem Fall nicht soo wichtig sein.
Effekte und div. Einstellmöglichkeiten der Kamera sind aber weniger wichtig als ein gutes Drehbuch und die filmische Umsetzung und der nachfolgende Schnitt mit perfektem Ton. Allein der macht ca. 50% des Filmes aus.
Generell würde ich dir von Spielfilmen abraten. Eine gute Dokumentation ist viel interessanter und sieht auch nicht so laienhaft im Endergebnis aus.
Antwort von Markus:
Hallo,
zu folgenden Fragen kann ich etwas beitragen:
Welche Lichtstärke ist zu empfehlen?
Schwer zu sagen. Die Hersteller-Angabe der Lichtstärke eines Camcorders sagt rein gar nichts darüber aus, wie die Bilder beim angegebenen Beleuchtungswert aussehen. So steht auf vielen Modellen zwar 0 Lux, weil die betreffenden Geräte einen sog. Nachtsichtmodus hat, doch wer an dieser Stelle mit brauchbaren, farbigen, "ganz normalen" Aufnahmen rechnet, ist mal sowas von schief gewickelt. ;-)
Mehr dazu:
•
Wenn da 5,3 oder 0 Lux drauf steht...
•
Wenn das Filmen im Dunkeln ein Kriterium ist...
XLR oder normaler Mikroeingang? XLR soll notwendig sein, wenn das Mikro
weiter von der Kamera entfernt ist. Warum und was bedeutet in diesem Fall
weiter? Welchen Nachteil hat es, bei
weiter Entfernung auf XLR zu verzichten?
Antworten auf alle diese Fragen findest Du im folgenden Posting und den dort verlinkten Beiträgen:
•
An Consumer-Camcorder kein längeres Mikrokabel anschließen?
Was bedeutet
Tonaussteuerung?
Ganz banal gesagt: Das Einstellen der Lautstärke während der Aufnahme. Dabei muss man innerhalb eines bestimmten Bereichs bleiben, damit die Aufnahme einerseits einen guten Signal-/Rauschabstand hat, dabei aber andererseits nicht übersteuert (= bei digitaler Tonaufnahme völlig unbrauchbar wird).
Mehr dazu:
•
Movie-College: Ton aussteuern (siehe auch den Teil "DAT")
DV oder MiniDV? DV soll bessere Qualität als MiniDV produzieren...
Wer erzählt Dir denn so etwas?! - Ob eine Aufnahme auf DV und MiniDV erfolgt, kannst Du weder am Bild noch am Ton erkennen, denn beide Formate bedienen sich exakt des gleichen Magnetbandes und der selben technischen Vorgaben. Einziger Unterschied: DV-Kassetten (Vollformat-DV) sind äußerlich größer als ihre miniaturisierte Ausgabe (Mini-DV). Dadurch passt eine größere Spule mit mehr Bandmaterial in die größere Kassette (= längere Laufzeit).
Variieren der Tiefenschärfe (und dann auch Blickwinkel?) sollen bei Arbeit mit MiniDV (und DV auch?) nicht bzw. nicht gut möglich sein.
Das stimmt. Einige Anhaltspunkte hierzu findest Du im folgenden Beitrag:
•
Schärfentiefe - Filmen mit Digitalkameras
Wo kaufen? Ich spare gerne, oft und viel durch
Gebrauchtkäufe, aber in einem anderen Thread wurde von so etwas abgeraten.
Das muss man differenzieren. Gebraucht kaufe ich Videogeräte nur selten. Wenn, dann müssen folgende Faktoren zutreffen: Entweder kenne ich den Verkäufer und weiß, wie er mit dem Gerät umgegangen ist. Oder ich bin versiert genug, das angebotene Gerät vor dem Kauf in Augenschein zu nehmen und dessen Zustand zu beurteilen. Dies setzt natürlich voraus, dass der Verkäufer in der näheren (!) Umgebung wohnt, so dass ich mal dorthin fahren kann. Oder das Gerät kommt vom Fachhändler, der es zuvor geprüft hat und mir Garantie darauf gibt.
Andernfalls würde ich die Finger davon lassen, denn insbesondere bei Consumer-Videogeräten, die keinen (für jedermann sichtbaren) Betriebs- und Kopfstundenzähler haben, könnte Dir der Verkäufer vieles erzählen und am Ende ist das Laufwerk total abgenudelt.
Verwandtes Thema:
•
Kaufen im billigsten (aber unbekannten) Onlineshop?
Antwort von Jan:
Die besten Kameras der Preisklasse :
1000 €
LG
Jan
Antwort von juni:
@gast: Wenn du
Henkel einen umgangsprachlichen Henkel meinst, weiß ich nciht, in welchen Zusammenhang der mit den manuellen Einstellungen stehen soll...
@markus: Danke für den Link zu Tonaussteurrung! Die XLR-Sache habe ich nicht ganz verstanden, aber ich werde erst einmal die Wikipedia zu symmetrischen und unsymmetrischen Signalen quälen.
@Jan: Danke für den Link - ich denke, das kann mir bei der Auswahl auch helfen.
Antwort von Markus:
...aber ich werde erst einmal die Wikipedia zu symmetrischen und unsymmetrischen Signalen quälen.
Cool, Du outest Dich als Forum-Profi! Meine Anerkennung!