Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Di 03 Dez, 2024 08:50
123oliver hat geschrieben: ↑Di 03 Dez, 2024 08:28
Verstehe nicht was an analog so toll sein soll.
Ne Mischung aus Verzweiflung und Hoffnung würde ich mal sagen.
Die Leute sind ganz offensichtlich unzufrieden mit den Bildern die sie machen, und verzweifelt weil sie es nicht besser hin bekommen.
Statt daran zu arbeiten besser zu werden (anstrengend/langwierig/dauert Jahre) suchen sie nach einem technischen Shortcut, den sie sofort mit Geld einfach kaufen können.
Und es wird alles mögliche gekauft - irgendwelche LUTs, Plugins, Grain, Lensflares, antike Optiken die es richten sollen etc. und am Ende bleibt nur noch die Hoffnung Film könne - auf irgendwie magische Weise - bessere Bilder für sie machen.
Macht er natürlich genauso wenig, wie eine Kamera Bilder für einen macht - aber die Hoffnung stirbt halt zuletzt.
Es gibt zwar ne kleine Gruppe von Leuten, die bereits mit jeder x-beliebigen Kamera - bis runter zu nem Handy, und einer Lochkanmmera aus Pappe - gute Bilder machen kann, aber ab und zu trotzdem analog arbeitet, einfach aus Spaß an der Sache. Aber von denen kann Kodak natürlich schon lange nicht mehr leben.
Teil-richtig, immerhin produziert "die kleine Gruppe" echte Erinnerungen, die später ganz erheblich mehr Wert haben werden als das 117856te Smartphone jpeg, auch wenn das hier gleich wieder negiert werden wird.
Es ist interessant zu lesen und sehen, wie verkümmert, entwurzelt, verblendet und illusioniert die Kultur visueller Medien in der Bevölkerung (stark durch gleich mehrere wirtschaftliche Faktoren getrieben) verkommen ist. "Ich verstehe nicht was daran toll sein soll", als Musterbeispiel. Die Auswüchse sieht man auch hier im Forum sehr deutlich. Ich erinnere mich an den Nikon Z8 Wettbewerb, wo selbstüberzeugte Creatoren demonstriert haben, daß die modernsten Farbbearbeitungsmöglichkeiten zu 90% in wirren, seltsamen und fragwürdigen Ergebnissen enden (zum lustigerweise großem Unverständnis). Digital hat eben keinen, Charakter, keine Linie, keine Natur, keine physikalische Formel, keinen Bezug. Gepaart mit den "freien" Möglichkeiten digitaler Farb-Verpfuschung kommen Ideen zum Vorschein daß ich mich fragte, was haben sich sich die Leute für Pillen eingeworfen!? (Glückwusch an den verdienten Gewinner, alles richtig gemacht)
Wie Frank richtig sagte, es ist Verzweiflung, der moderne Trieb ein Handwerk mit einem Klick erledigen zu können, nicht lernen zu wollen, eine Abkürzung zu nehmen zu wollen. In den meisten Fällen um leichter und schneller Geld zu verdienen (Wirtschaft, in der geringster Aufwand ökonomisch ist).
Zig Milliarden (oder noch mehr) wurden und werden kontinuierlich verdient, Geräte und Software auf exessiveste Art und Weise mit der Prämisse zu verkaufen, Analogen Film in seinem Erbebnis ersetzen zu können, ständig, immer und immer wieder "get the analog look" "get the ciematic look" get the filmic look" usw. Was haben die Leute für ein Vermögen ausgegeben um von analog weg zu kommen, Futter für jedes erdenkliche Marketing auf ewig. Am Ende hat der digitale Wahn für die meisten mehr gekostet als analoge Fotografie, und nebenbei eine bedeutensten Errungenschaften der Menscheit vernichtet. Leider ein Massenphänomen, früher waren das laufende, sehr niedriege Kosten, so normal wie der Gang zum Bäcker, Film, Entwicklungm echte Abzüge, für jedermann erschwinglich, echte Filmfotos.
Heute, bitte erstmal 2000-3000€ für einen Body einplanen, zzgl. 2-3 Objektive a 600-3000€. Ergebnis: Kamera bleibt meißt zu Hause, da zu groß, zu "teuer" für casual, dann mit Smartphone alles als überschäften Pixeldreck festhalten, Bilder verschwinden im Nirvana auf Datenträgern. Kamera kaufen ist out und für viele zu teuer. Früher, eine 35mm Knispe für unter 100DM gekauft, Filme für wenige Taler. Ergebnis: echte Erinnerungen auf schönsten Film, besser als jedes iPhone Pro cumputational-Bullshit-Bild.
Was habt uns die grandiose Digitalfotografie gebracht? Die zerstört sich gerade selbst, erst den milliardenschweren Feldzug gegen Film, Fotografie zu entwerten (vielschichtig), fotografisches Grundwissen zu degenerien, und zur Krönung: sich selbst abzuschaffen. Schaut doch mal in einen Kameraladen, und zwar nicht als Technik-Nerd sondern als Normalo, dort herrscht bereits der Kamera-Tod. Zu guter letzt, KI Fotografie, was nichts mehr mit dem eigentlichen Sinn zu tun hat und selbst Smartphone-Bildermachen kanibalisiert. Die Masse würde eben blindlings alles zerstören bis sie es merken, dumm nur daß es in der Industrie dann schon zu spät ist.
Um die Kurve zu kriegen, bei Bewegtbild ist das ein anders Thema. Hier verkörpert Digital-Video, vor allem mit den weitreichenden Entwicklungen der letzten 10-15 Jahre in der Tat eine Errungenschaft für alle.
Für Consumer, ambitionierte oder zwingend kosteneffektive Erstellung von Bewegtbild eröffnet das Tore die früher nicht erreichbar waren.
Im Premium und Hollywood Bereich sehe ich das allderdings ganz anders. Dort wo das Geld ist trotzdem auf Video zu drehen schadet dem Erlebnis. Visuel, für die meisten subjektiv, sind die Unterschiede groß. Film erzeugt visuell eine Illusion, eine Parallelwelt, mit teils stark limitierten, selektivem, situativ deutlich abweichenden Helligkeitsverhalten, Körnung und Farbverhalten, vor allem sehr charakteristisch bei Bewegtbild. Es ist zwar möglich eine Filmszene mit Digital Video mit Raw und co. nahezu identisch nachzubearbeiten /nachzuahmen (Yedlin), doch die Realität zeigt es deutlich, daß dieser Aufwand in Spielfilmlänge so gut wie NICHT gemacht wird. Denn dazu müsste JEDE Szene auch im Luminanzverhalten streng Film nachgeahmt werden etc. U.a. deswegen gibt es nur ganz ganz wenige Werke, die tatsächlich Film zum verwechslen ähnlich sind. Für den restlichen 98% Content heißt das, real wirkendes Digital Video mit hoher Dynamik, Frabpalette drüber und fertig ist der moderne Digital Müll, wo alles gleich wertlos aussieht. Teilweise vollkommen verräterisches Schattenverhalten, welches inzwischen sogar wie CGI aussieht, obwohl es echt aber nur Digital aufgenommen worden ist. MI7 und MI8 sind sehr gute Beispiele dafür. Nichts in diesem Leben wird authentischer vom Menschen wahrgenommen, als etwas tatsächlich abfotografiertes. Siehe MI4, alle Nolan Filme etc. Das menschliche Auge lässt sich bis Dato nicht täuschen. Nicht weil Film "echt" wirkt, sondern weil Film genau das Bild und den Moment der "Illusion" einer alternativen Welt als Erzählmittel erschaffen hat, und das in den Köpfen syphomatisch -jedes Mal aufs neue- so wahrgenommen wird.
In der Digitalen Kamerawelt versteht das Fujifilm am allerbesten. Bildästhetik, höchste Farbtreue zu Film, soweit das möglich ist. Komisch, schon wieder ist aktuell in 2024 "das" in der Visuellen Medien Welt am interessantesten und am meisten gehyped (X100VI etc.) Doch selbst das "verstehen" bereits sehr viele Digitalos nicht, die sich mit den artifiziellen frei erfundenen Digital-Farb-Interpretationen von Canon, Nikon, Panasonic und co. zu Hause fühlen, die an der Stelle bereits mit Fotografie NICHTS mehr zu tun hat.
Für meine aktuellen Standbild-Belange habe ich aber schon seit einem Jahr den ultimativen Shit nach Fuji-Film-Simualtionen endeckt.
Einfach wieder echten Film zu benutzen, in 35mm und auch Mittelformat. Zugegeben braucht man da erst mal Wissen und Erfahrungen bis zu einem geschlossenen bewährten Kreilauf zur Abwicklung. Doch das macht richtig Spaß. Komme mir vor wie aus einem 20 jährigen digital-Tiefschlaf zu erwachen. Bei Film nutzt man die Erkenntnis aus über 100 Jahren Farbmischverfeinerung, bei jedem Bild. Die Ergebnisse haben ein ganz anderen Impact, Bedeutung, Schönheit, Erinnerungswert. Mit etwas Geschick in der Anwendung ist Film sowas wie die ultimative DNA der Colorscience, fertig in jedem Bild eingebaut. Idiotensicher. Desahlb auch die Aussagen, das die Nutzung von Motion Picture Film zwar mechanisch aufwenidig ist, allerding hinten hinaus es wesentlich einfacher ist, perfekte Ergebnisse zu erzielen. Mein Interesse am digitale Bilder aufnehmen hat sich inzwischen vollständig erübrigt. Bei Dias ist das nochmal ein ganz anders Thema, da hat man heutzutage mit einer anständigen Lupe am Leuchttisch das Erlebnis einer Zeitreise (was kein digitales Bild schafft), quasi kinowinkelfüllend ein Dia in HDR (wegen des starken Lichts von hinten) da kann man regelrecht dreidimensional ins Bild schauen, bei teils 40 Jahre alten Bildern. Bei Mittelformat Dias hat man den Eindruck wieder vor Ort zu sein. Alles in schönster Film Look Ästhetik, muss man selber gesehen haben. Dieses Handwerk, die einzigen echten Fotos erstellen zu können, echte physische malerische Abdrücke der Realtät zu erschafen muss und wird erhalten bleiben. Paar Menschen sollten aus ihrem digital Koma aufwachen.
Digital Visuelles hat sein Vorteile, Produktfotos, Industrie, erschwingliches Bewegtbild. Doch was hat es in der Masse gebracht? Vollmüllen von Datenträgern, 50 Bilder von einem Motiv -eins wird schon gut sein -keins hat die Verbindung zum Moment, erbärmliche Heuchelei und jagt nach "anlaogem" Look ohne Wertschätzung, kaum jemand kann mehr eine Kamera bedienen, Erinnerungen sind Datenbrei mit artifiziellen Kunstfarben -über Generationen voll daneben (Sony im ganz großen Stil), manche haben sich in diesem Wald vollkommen verlaufen. Analog Film ist und bleibt und wird wieder ein Handwerk, welches bis heute ins Gänze nie ersetzt werden konnte, das gilt vor allem für Kinofilme.
Jeder kann nutzen was er will, alles hat seine Berechtigung. Doch das Absprechen der Bedeutung und Relevanz von Film zeugt von großer Geistlosigkeit, beziehe mich da selbst für die letzten Jahre mit ein. Film hat es mehr als verdient unterstützt zu werden, zumindest als gefällige DNA der Visuellen Medien respektiert zu werden, vor allem von ALLEN Freunden Digitaler Erzeugnisse, die bei der exessiven Bearbeitung und Zielsetzung Anlogen Film anhimmeln, nachempfinden, quasi anbeten.
Danke fürs Lesen