Ein neu vorgestellter KI-Dienst bietet seine Dienste als Schnittassistent an - mit Eddie AI sollen sich innerhalb weniger Sekunden verschiedene Rough Cuts aus Interview-Footage generieren lassen, welche danach als MP4 ausgespielt oder für eine weitere Verarbeitung in Premiere Pro, DaVinci Resolve oder FCP exportiert werden können. Möglich wird dies durch die Nutzung von Open AIs GPT-4 - im gewohnten Dialog bietet das Sprachmodell mögliche, inhaltliche Schwerpunkte für das hochgeladene Videomaterial an (oder nimmt per Prompt Vorgaben entgegen) und erstellt daraufhin beliebige Varianten der Schnittsequenzen.
Ist das nun eine Art natürliche Evolution der Videoediting-Werkzeuge? Auf die automatische Transkription von Videos - Algorithmen wandeln enthaltene Sprache in Text um - folgte das textbasierte Schneiden, bei dem die Videobilder mit dem erstellten Skript verknüpft werden. Jede Änderung am Text, also ein Umstellen der Sätze oder Löschen mancher Passagen, wird dabei entsprechend auf das Videomaterial übertragen. Nimmt man wie hier noch ChatGPT-Funktionalität hinzu, muss man nun nicht mal mehr selbst nach Soundbites im Videotext suchen, um diese zu verwenden, sondern kann sogar die inhaltliche "Analyse" und das passende Arrangement der so identifizierten Schnipsel maschinell erledigen lassen.
Das geht natürlich ungleich viel schneller, als selbst nach interessanten Passagen in womöglich Hunderten von Stunden an Interview-Material zu fahnden, birgt also das Potential, die Produktion von Talking-Head-Clips extrem zu beschleunigen. Gleichzeitig überläßt man dabei natürlich das Ruder einem Automaten und muss sich darauf verlassen, dass tatsächlich relevante O-Töne selektiert und sinnvoll zusammengestellt werden. Verzichtet man aus Bequemlichkeit oder wegen Zeitdruck auf ein eigenes Sichten, hat man so am Ende möglicherweise einen funktionierenden Clip, aber nicht unbedingt den Bestmöglichen.
Auch funktioniert Eddie AI momentan ja nur mit transkribierbarem Interview-Material, welches strikt auf die darin enthaltenen Aussagen automatisch editiert wird - ein visuell interessanter Videoclip entsteht so natürlich nicht, sondern man erhält eine Abfolge von O-Ton-Schnipseln mit Jump-Cuts. Genauso sieht ja allerdings leider auch der typische YouTuber-Clip heute aus.
Die Entwicklung von Eddie AI geht auf Shamir Allibhai zurück, der u.a. den Transkriptionsdienst SimonSaysAI gegründet und im Sommer bereits ein weiteres KI-Editingtool gelauncht hat, genannt Storylines. Damit lassen sich aus längeren Videos promptbasiert kurze Clips für Social Media extrahieren, und zwar vollautomatisch.
Aktuell ist die Nutzung von Eddie AI kostenlos, jedoch ist ein Google-Account für die Registrierung nötig; wie die Arbeit mit Eddie AI von statten geht, wird in einer Help-Sektion erklärt.