Frage von manxter:Hallo Leute,
ich wollte mal die Kollegen (Kameraassistenten) hier im Forum fragen,
ob ihr Stereomikrophonie auf EB Drehs (meist O-Töne und keine Natur-, Landschaft- oder Musikaufnahmen usw.) für sinnvoll haltet?
Anscheinend wollen einige öffentlich rechtliche Sender nächstes Jahr dazu übergehen den generellen Einsatz von Stereorichtmikros (zb Sennheiser 418S) zu verlangen.
Meiner Meinung nach dient Stereomikrophonie doch hauptsächlich zur
besseren räumlichen Abbildung (Atmo)/Ortung im Raum und gerade das ist doch bei O-Tönen in 95% aller Fälle garnicht gewünscht bzw. wird im Schnitt sogar oft reklamiert!!!
Das sind jedenfalls meine Erfahrungen.
Wie steht Ihr dazu?
Cheers mike
Antwort von rush:
hi mike,
für den normalen eb-dreh im news-bereich etc. kann ich mich deiner meinung eigentlich nur anschließen - das ist mono wie gehabt völlig problemlos und auch völlig ausreichend und sinnvoll.
andererseits ist natürlich die ms-stereofonie auch problemlos monokompatibel, denn im mittensignal steckt ja quasi wiederum einfach ein monosignal was erst durch mischen der seitenanteile zu stereo wird und somit das monosignal notfalls dem cutter/tontechniker/ing zur verfügung steht.
für kommende 16:9/hd produktionen und alles was sich so im feature-bereich etc. abspielt, isses sicher eine fast schon logische weiterentwicklung das auch der ton einen schritt weiter geht.... ob's sinnvoll ist - nunja :)
Antwort von Anonymous:
Anscheinend wollen einige öffentlich rechtliche Sender nächstes Jahr dazu übergehen den generellen Einsatz von Stereorichtmikros (zb Sennheiser 418S) zu verlangen.
Wie schön, dass ich schon seit mehr als einem Jahr ein 418 S im Korb habe und seit vielen Jahren stolzer Besitzer eines SQN-2S bin. Allerdings mache ich keine Aktualitäten für Sender, sondern nur meine eigenen Image- und Informationsfilme.
Natürlich spricht nichts dagegen, auch im aktuellen Bereich mit MS-Stereofonie (sowohl geangelt als auch als Kameramikrofon) zu arbeiten, zumal MS ja wie bereits erwähnt voll monokompatibel ist. Ob das aber nötig und sinnvoll ist, das ist natürlich eine ganz andere Frage. Ich fürchte, dass dabei sogar mehr störende Nebengeräusche zum Zuschauer gelangen als dass es ihm wirklich mehr Räumlichkeit bringt. Stellen wir uns doch mal einen O-Ton von der Kanzlerin vor: Da will der Zuschauer hören, was die Kanzlerin sagt. In Stereo bekommt er dann zusätzlich noch das Klicken der vielen Fotokameras dazugeliefert, welche die Kanzlerin umlagern. Ist das wirklich eine Verbesserung?
Bei Features und Reportagen sehe ich das ja ein, dass Stereo eine feine Sache ist. Aber auch dort brauche ich an sich kein Stereo-Mikrofon, sondern da wird eben der jeweils Sprechende als Mittensignal platziert und die Mischung dann mit getrennt aufgenommenen Atmos ergänzt. So mache ich das jedenfalls. Und um zu jedem Zeitpunkt auch schöne Stereo-Atmos aufnehmen zu können, habe ich das MKH 418 S. Wobei ich immer erst im Studio matriziere, also M und S getrennt aufnehme, um das Rauschen der Acht später noch rausfiltern zu können. Schöne Atmos kann man übrigens auch mit zwei Neumann-Kugeln KM 83 (oder heute KM 183) aufnehmen, welche ich in einem zweiten Korb habe.
Es gibt übrigens Gerüchte, wonach die Tagesschau im kommenden Jahr auf 16:9 umstellt. Das würde durchaus zu dem Stereo-Gerücht passen.
Von mir aus - ich bin schon lange vorbereitet.
Matthias
Antwort von Wiro:
wonach die Tagesschau im kommenden Jahr auf 16:9 umstellt
Na, da bin ich dann mal gespannt, was mit den ganzen Zuspielern passiert, die wohl nach wie vor zum großen Teil als 4x3 angeliefert werden. Entweder werden sie "aufgeblasen" (oh Graus!) oder sie werden künstlich in die Breite gezogen (oh Graus!).
;-)
Gruss Wiro
Antwort von manxter:
Hallo rush,
danke für deine Antwort. Ich bin ganz Deiner Meinung und es gibt durchaus sinnvolle Anwendungsbeispiele für Stereoton, aber gerade im Newsbereich macht es wenig Sinn.
Oft geht es da um jede Minute, da hält M/S Mikrophonie beim Cut durch die nötige MS-XY-Matrizierung eher noch auf...
Von Kameraseite her könnte es auch Probleme geben, da hier die üblichen
L/R XLR Eingänge & Spuren nicht mehr ausreichen.
Für die obligatorische Kameraatmo braucht man dann schon ein Modell mit 4 Audiospuren.
Für den digitalen 16:9 Bereich macht das natürlich keine Probleme.
cheers mike
Antwort von Anonymous:
Na, da bin ich dann mal gespannt, was mit den ganzen Zuspielern passiert, die wohl nach wie vor zum großen Teil als 4x3 angeliefert werden. Entweder werden sie "aufgeblasen" (oh Graus!) oder sie werden künstlich in die Breite gezogen (oh Graus!).
Ich bin auch schon gespannt, wie diese Migration (so nennt man das wirklich) in der Praxis ablaufen wird. Ich gehe mal davon aus, dass alle neuen Aufnahmen, die innerhalb Deutschlands oder in den ARD-Korrespondentenstudios gedreht werden, ab Stichtag in 16:9 erfolgen. Also überall dort, wo die ARD die Macht über die eingesetzte Technik hat. Die in Berlin für das Hauptstadtstudio drehenden EB-Firmen haben angeblich schon einen Flattermann, weil ihre Kameras nicht umschaltbar sind. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, ob es jemals nichtumschaltbare DVCPro-50-Kameras gab. Weiß das jemand?
Interessant wird es also vor allem bei ARD-Archivmaterial und bei Zuspielern von Dritten, also ausländischen Anstalten und Agenturen. Zum Thema "Aufblasen" habe ich allerdings folgende aktuelle Erfahrung gemacht: Der BR hat vor einigen Tagen Archivmaterial von mir (Beta SP, 4:3) in eine 16:9-Produktion eingeschnitten und aufgeblasen. Ich habe das auf meinem Fernseher gesehen und muss sagen, dass meine Aufnahmen auch im direkten Schnitt gegen eine DVW-790WSP ganz hervorragend aussahen, und ich bin da echt kritisch. Es scheint also bei sauberer Arbeitsweise und gutem Ausgangsmaterial Wege zu geben, sowas sehr ansehnlich hinzubekommen.
Matthias
Antwort von beiti:
Wie die Koexistenz von 16:9 und 4:3 aussieht, kann man sich bei der BBC anschauen: Alle Studiosendungen werden in 16:9 produziert, selbstproduzierte Zuspieler ebenfalls in 16:9, fremde Zuspieler (und die kommen in praktisch jeder Nachrichtensendung vor) in einem Kompromißformat, bei dem man oben und unten ein wenig abschneidet und dann nur noch schmälere Balken links und rechts hat.
Antwort von Wiro:
... in einem Kompromißformat, bei dem man oben und unten ein wenig abschneidet und dann nur noch schmälere Balken links und rechts hat
Das ist ein vernünftiger Kompromiß, denn es wird zwar aufgeblasen, jedoch in Maßen.
Das Format entspricht dann dem sogen. 14:9-Verhältnis. Dabei wird das 4:3 soweit vergrößert, daß oben und unten ziemlich genau die Title Safe Area sichtbar erhalten bleibt. Das muß aufnahmeseitig bei der Kadrierung beachtet werden, damit später nicht zuviel von den Köpfen abgeschnitten wird.
Gruss Wiro