Frage von ennui:Ich schneide gerade einen Film mit Stereoton. Nun habe ich eine Szene, eine Totale, und von rechts nähern sich zb. Schritte, Quelle nicht im Bild sichtbar. Cut - Gegenschuß aus der anderen Richtung, also fast 180 Grad gedreht, an der Grenze zum Achsensprung. Nun würde ich ja für dieses Bild logischerweise die Schritte im Stereobild nach links schieben. Aber irgendwie wirkt das dann akustisch bischen komisch, so als ob da nun ein zweiter von links auch noch angestiefelt kommt, und nicht wie die gleiche Situation wie zuvor nur aus anderer Perspektive. Gibt es irgendeine standard procedure dafür, wie man sowas handhabt? Folgt das Stereobild (Ton) wie beschrieben einfach dem Bild?
Antwort von srone:
da du eben keinen achsensprung produzierst, bleibt dein laufender protagonist doch rechts. denke vom 180grad feld des zusehers (totale, master shot) aus, nicht von der tatsächlichen kameraposition des close ups.
lg
srone
Antwort von ennui:
So wirkt es auch "natürlicher", aber zugleich bischen unlogisch. Mein Gedankengang war halt, dass die Kamera sozusagen auch Ohren hat, und man das als Zuschauer so hört wie sie es in dem Moment tut/täte. Aber so ist das Bild/Ton-Verhältnis meistens ja gar nicht. Wenn man mal drüber nachdenkt.
Antwort von srone:
der zuschauer baut seine raumvorstellung anhand der totale auf und verliert sie durch den einstellungswechsel nicht (ausser selbiger produziert einen achsensprung), deswegen heisst es auch im englischen establishing shot, der raum wird eingeführt.
dein gedankengang der ohren der kamera hat den fehler dass der zuschauer idr im kinosessel statisch sitzt und somit der position der kamera eher aus dem augenwinkel folgt.
lg
srone
Antwort von ennui:
Genau das meine ich. Aber was bedeutet das für das Sounddesign? Der Ton "hört" also von der ursprünglichen Kameraposition der Totalen aus, unabhängig von der Kamera? Ja, aber nur so lange bis die Kamera meinetwegen Closeups von Dinnergästen auf einer Party zeigt und man dazu plötzlich Gesprächsfetzen so laut hört, als würde man gerade danebenstehen. Ziemlich diffizil, das ganze, war bisher nie in der Verlegenheit, mir darüber den Kopf zerbrechen zu müssen.
Antwort von srone:
mach das sounddesign in diesem fall über die lautstärke, totale stimmengemurmel von vielen, closeup der protagonist lauter als die übrigen, die räumliche position bleibt die gleiche wie in der totalen, da ich ja anhand der totale die erinnerung habe, dass er/sie zb rechts sitzt.
lg
srone
Antwort von Axel:
Der Hintergrund, das "Stimmengemurmel", sollte als nicht ortbare Atmo verstanden werden und über alle Schnitte im selben Raum durchgehend bleiben. Der Ton könnte so sagen, das alles gehört zusammen, obwohl vielleicht einmal ein Take von einem ganz anderen Ereignis mit eingeschnitten ist. Solange dort die Farben passen, wird es keinen irritieren.
Einen akustischen Achsensprung im Stereo-Panorama kann man entweder durch Mono- isierung der Schritte vermeiden, wie es für Sprache ja ohnehin Usus ist, die Atmo reicht für das Raumgefühl. Oder man über-betont den beinahe-Achsensprung auch akustisch. Das hängt von der beabsichtigten Wirkung ab.
Antwort von ennui:
Vielleicht kams mir auch nur auf ersten Blick komisch vor, ergibt aber im weiteren Kontext schon seinen Sinn, der akustische Achsensprung. Ich finde gerade beide arianten ähnlich irritierend, und bin sehr versucht, den Schritte-Sound tatschlich in die Mitte zu mischen, ganz ohne Stereo-Räumlicheit.
Aber mal ein anderes Beispiel: Totale über Landschaft, Vogelgezwitscher, irgendwo in der Ferne ein Auto, Schnitt, Auto nah. Dann würde man in dem Moment dann doch auch das Auto erstens lauter, und zweites entsprechend der Position im Bild auch im Tonbild anordnen (fährt von rechts nach links o.ä.) - also ganz so, als hätte die Kamera Ohren. Andererseits gibts auch genügend Gegenbeispiele (Auto innen, Cut, Auto in der Ferne, Dialog im Auto als Ton weiter hörbar). Komplizierter als ich dachte, ziemlich viele möglich.