Frage von nicosp:Hallo Forum
Ich verwende eine alte Version von FCP und muss deshalt ein mp4 (full HD) zu einem mov umwandeln. Ich möchte dafür mpeg streamclip mit dem Codec DVC Pro verwenden.
Was allerdings sehr eigenartig ist, ist die Tatsache, dass das neu codierte mov-file immer rund doppelt so gross ist wie das Originalfile. Hat jemand eine Idee, woran das liegen könnte? Muss ich allenfalls irgendwelche zusätzlichen Einstellungen vornehmen? Hier noch die Daten des mp4:
MPEG-4 (Base Media), 17.0 Mbps, 1920x1080 (16:9), at 30 fps, AVC
Beste Grüsse
Nico
Antwort von Bergspetzl:
mpeg ist eine schon relativ stark komprimierte information. sprich wenig speicherplatz, aber viel rechenleistung zum abspielen erforderlich.
ein codec wie dvc pro ist da etwas "entfalteter", was wiederum heisst weniger rechnerpower, dafür mehr platz, da von der info vereinfacht gesagt schon einiges mehr "da ist" und nicht so aufwendig hergeleitet (decodiert) werden muss.
für das neue h.265 muss man beispielsweise einen eigenen hardware encoder verbaut haben, wie sich das gerade liest (spaß).
aber du wirst den unterschied merken zb beim scrubben. da macht sich sowas bemerkbar und bei den latenzen im schnittprogramm. bis zu einem gewissen grad gilt je entfalteter, desto flüssiger...
Antwort von WoWu:
@Nico
Das ist nicht die beste Idee, die Du da hast.
DVCproHD basiert auf einem relativ altem Codec und noch dazu auf einer Unterabtastung von 3:1,5:1,5 (reduziert auf den Videoanteil des Signals).
Also eine weitere Verringerung der Abtastrate.
Und Du kommst von einem der derzeit effizientesten Codec mit Bild- Bewegungs- und Chromaauflösungen, denen der alte Codec beiweitem nicht gerecht wird.
Aufgrund dieser Effizienzdifferenz hast Du, trotz schlechterem Codec eine höheres Datenbudget.
Wenn Du schon wandeln musst, weil das NLE den nativen Codec noch nicht kann, dann nimm das kleinere Übel und wandel in einen MPEG2 Codec.
Der ist nicht nur etwas effizienter sondern auch nicht ganz so schlecht wie der von Dir ausgewählte Codec.
Als Archiv würde ich aber immer den AVC Codec behalten und den gewandelten Content nur zur Bearbeitung nutzen.
Apple ist da etwas eingeschränkt in der Auswahl und bietet eigentlich nur den eigenen "intermediate" Codec an. In deinem Fall wäre das ProRes.
Andere NLEs sind da flexibler.
Also... grössere Files .. ja. Darum kommst Du bei FCP nicht umhin, weil moderne Codecs nicht angeboten werden.
Aber wenn schon transcodiert werden muss, dann wenigstens ins kleinere Übel.
Antwort von ennui:
Das ist so eine Grundsatzfrage, die ich nicht ganz verstehe bei den Codecs: Neu ist effizienter ist angeblich dadurch besser, braucht aber mehr Rechenleistung. So heißt es immer. Alt (Mpeg2 etc.) ist ineffizienter, aber bzgl. Hardware schneller/genügsamer, und, für mich entscheidend, enthält mehr originale Bildbestandteile und weniger (gröber) synthetisch errechnete. Das ist aber doch bei entsprechend hoher Datenrate vielleicht gar nicht so schlecht. Es ist doch die Frage, ob meine Priorität auf möglichst unverändertem Bild (Datenbudget egal), möglichst hoher Effizienz in punkto Komprimierung (möglichst kleine Datei), oder möglichst anspruchsloser Hardware liegt. Das sind doch völlig unterschiedliche Anforderungen. Warum verlangen TV-Anstalten zb. geradezu "alte" (Broadcast)-Codecs, wenn die doch veraltet sind?
Antwort von Bergspetzl:
was für dinosauriercodecs verlangen sie denn? xdcam50 4:2:2 is ein solider codec und flutscht. dazu ist er relativ sparsam. relativ, was der normaluser anders sieht.
dazu kommen sachen wie metadaten, audiospuren (ot,it,atmo,voiceover) die alle mitverpackt werden können, etc. praxistauglich.
und dazu die (relative) planungssicherheit: die ör (und andere) wollen das, und ändern das nicht so schnell: wen ich als freier kameramann vor einer 40k kamerainvestition stehe möchte ich nicht morgen opfer der codec mode werden.
abgesehen von den investitionen in schnittplätze und die sendeinfrastruktur. es hat bei uns im sender zb ewig gedauert und hunderttausende gekostet die fcps auf mxf/xdcam umzustellen, die sans, die aveco, die leitungen, signale, sendemischer, begrenzer....was da alles reinspielenn kann in so einen rattenschwanz..pro res decoding ist bei uns früher zb über eine externe einheit geliefert worden. jetzt kann vom ingest bis ins archiv alles nativ xdcam gemanaged werden, keine file conversion mehr usw.
da is dann egal ob der eine neue codec eine nuance schneller oder kleiner wäre..
Antwort von nicosp:
Besten Dank für all eure Antworten.
Der Grund, weshalb ich auf DVC Pro zurückgreiffen muss, ist, nun haltet euch fest, dass ich mit FCP 4.5 arbeite. Ich mache eben seit Jahren schon nichts mehr im Bereich Video, habe das Programm aber immer noch auf einer alten Kiste installiert.
Ich sehe schon, dass ich damit in der heutigen Zeit nicht mehr weiterkomme...
Grüsse
Nico
Antwort von WoWu:
@ennui
Neu ist effizienter ist angeblich dadurch besser, braucht aber mehr Rechenleistung.
Effizienter heisst ja nicht nur (allein) : weniger Datenrate.
Im Umkehrschluss heisst das auch, dass bei identischer Datenrate ein besser bearbeitetes Bild entstehen kann.
Insofern kann Effizienz sowohl für geringe Übertragungsraten, als auch für bessere Bilder eingesetzt werden.
Zum Verständnis der Rechenleistung muss man die Unterschiede betrachten.
Eine MPEG2 GoP bediente sich eines I-Frames, legt das in den Speicher und errechnete daraus alle weiteren Bilder der GoP, kann das aber eben nur "aus der "Vergangenheit".
Danach wird der Speicher gelöscht und die nächste GoP wird verarbeitet.
In AVC werden mehrere I-Frames (bis zu 15+1) in den Speicher geladen (sind aber derzeit meistens nicht mehr als 4-6).
Die Zwischenbilder bedienen sich also der Informationen aus Vergangenheit und quasi "Zukunft", je nachdem an welchem Ort der GoP die Zwischenbildberechnung stattfindet. Die Bilder werden also sehr viel länger im Speicher gehalten (und der Speicher muss grösser sein).
Dadurch werden nicht nur genauere Bewegungsschätzungen erzielt, das Flashen des Speichers geschieht auch seltener, was sich wiederum positiv auf die Rechenbilanz auswirkt.
Dazu sind die Makroblöcke nicht nur kleiner sondern auch anders aufgeteilt sodass eine sehr viel genauere Objekterfassung stattfinden kann.
Bewegungen werden also sehr viel genauer aufgelöst.
Eine andere Chromaverarbeitung sorgt für eine deutlich bessere Chroma Darstellung und letztlich sorgt eine andere DCT dafür, dass Rechenoperationen mit Addition und Shift Operationen stattfinden kann, was die ursprünglichen Rundungsfehler minimiert.
Dies sind nur ein paar der Änderungen von MPEG2 zu AVC.
Es gibt noch eine ganze Handvoll mehr, aber die Details muss man mal nachlesen.
Du siehst, ein neuer Codec besteht nicht nur darin, schlankere Datenraten zu erzeugen sondern auch bessere Bilder.
Was die Bildqualität nun in Bezug auf Die Datenrate betrifft, so gilt der Faktor 3 für AVC und noch einmal der Faktor 2,5 im Verhältnis GoP zu I-Frame-only.
Du kannst Dir also ausrechnen, dass ein rd. 20-30 Mbit/s GoP AVC Bild in etwa identisch ist mit einem 220 Mbit/s I-Frame only MPEG2, wobei die andere DCT, die bessere Bewegungsprädiktion und die Chromaverarbeitung bei dem MPEG2 Bild noch nicht mal enthalten ist, weil der Codec es einfach nicht kann.
Daher ist es eben nicht so ganz unwichtig, welchen Codec man benutzt.
Und sich auch im Klaren ist, dass Bildqualität bei einer Transcodierung nur noch so gut ist, wie der Codec, in den es überführt wird und der Content seine Ausgangsqualität verliert.
Sicher spielt das bei "Omas-Geburtstagsvideo" oder irgendeine DVD, die hinterher daraus entsteht, nicht so die Rolle aber da, wo Qualität gefragt ist, schon.
@Nico
Wenn es Dir reicht, warum nicht.
Nur würde ich das AVC Ausgangsmaterial unbedingt so archivieren, wie es ist und nicht die Transcodierung.
Dann hast Du gutes Material für den Fall, dass es hinterher doch nochmal ein richtiges NLE werden sollte.