Frage von Stephan82:Hi,
bin auf dieses Vorher-Nachher-Video gestoßen und finde es schon krass, was man aus einen total flachen und farblosen Bild rausholen kann.
http://www.newsshooter.com/2015/01/11/a ... the-grade/
Manche Szenen haben mich aber irritiert.
Z.B. bei Minute 0.59 sind die Wände ja weiß/beige und die Tür braun, nach dem Grading sind die Wände blau. Hier wurden die Farben ja nicht einfach nur durch einen Kurven-Effekt, Kontraststeigerung, Sättigungssteigerung etc. zurückgeholt sondern neu eingefärbt, oder?
Wurde da eine Farbläche mit entsprechenden Blending-Mode (Überlagern?) drübergelegt und dann ausmaskiert oder geht dieses "Einfärben" noch anders?
Antwort von Axel:
Z.B. bei Minute 0.59 sind die Wände ja weiß/beige und die Tür braun, nach dem Grading sind die Wände blau. Hier wurden die Farben ja nicht einfach nur durch einen Kurven-Effekt, Kontraststeigerung, Sättigungssteigerung etc. zurückgeholt sondern neu eingefärbt, oder?
Wurde da eine Farbläche mit entsprechenden Blending-Mode (Überlagern?) drübergelegt und dann ausmaskiert oder geht dieses "Einfärben" noch anders?
Wir wissen natürlich nicht, wie es tatsächlich gemacht wurde, aber "Überlagern" und "Blending Mode" sind Begriffe aus dem Compositing. In Grading-Suiten ist unter der Haube zwar jeder Bearbeitungsschritt irgendwo auch ein Layer (des exakt selben Clips), heißt aber nicht mehr so. In Resolve (was er benutzt hat) beispielsweise nimmt man einen neuen Node. Bedingung ist, dass Nodes logisch aufeinander aufbauen. Wir sehen hier nicht die einzelnen Schritte. Eine getrackte Maske wäre möglich, ist aber nicht notwendig. Mit so etwas wird eher ein Re-lighting der Szene erzielt, und die Masken sind dann eher weiche Vignetten. Ein H(ue)S(aturation)L(uma)-Keying ist wahrscheinlicher. Nicht notwendigerweise über eine direkte Farbauswahl, sondern möglicherweise in mehreren Schritten über eine Log-Correction, bei der Höhen, Mitten und Tiefen getrennt bearbeitet werden, mit jeweils verschiebbaren Pivots (die Schwelle, unterhalb oder oberhalb der die Änderung keinen Einfluss hat). Man wird immer genauer und tastet sich allmählich an etwas heran, bis man zufrieden ist. Im Falle mit der Tür ist es nicht wahrscheinlich, aber im Prinzip möglich, dass eine Kontrast- Sättigungs- und einfache globale Farbkorrektur (quasi Änderung des "Weißabgleichs", wie er im Interview erklärt besser in Raw zu machen als in Log) fast schon gereicht hätten. Der Look hier schwankt zwischen dem sattsam bekannten Orange-Teal und Gelb-Blau.
Sein (ganz persönliches) Vorgehen, d.h. die Reihenfolge der Bearbeitung:
1. Überall die richtige Belichtung finden (Lift, Gamma, Gain), nicht nach Schulbuch auf "neutral", sondern wie sie seiner Meinung nach zur Szene passend sein sollten.
2. Sättigung festlegen.
3. "Nachleuchten" mit Vignetten und Masken.
4.
Jetzt erst Korrektur der Farben. Dabei schon in Richtung Stil schielend.
5. Letzte Änderungen von Kontrasten und Anpassen der Clips untereinander.
Die Position von Nummer 4 kommt
mir komisch vor, aber, hey, ich bin kein Colorist ...