Frage von videokoenig:Hallo liebe Slashcamer,
ich bin nicht neu hier im Forum, jetzt nur unter einem neuen Benutzernamen registriert. Und jetzt will ich mich endlich mal ein bisschen mehr hier im Forum einbringen :)
Kurz zu mir. Ich heiße Matthias, bin 21 Jahre alt, hab vor zwei Jahren an einer Wirtschaftsschule maturiert und ja - es hat mich ins Filmbusiness gezogen.
Ich freue mich hier im Forum ständig dazu zu lernen und finds hier echt toll! :)
Somit möcht ich euch nun auch gleich mal zwei Videos von mir zeigen. Ich freue mich über eure Kritik und eure Rückmeldungen.
Ein Imagefilm über das Pflegeheim indem ich meinen Zivildienst leistete:
Und ein Eventfilm von einem lokalen Event.
Sonnige Grüße vom Bodensee
Matthias
Antwort von Jensli:
Filmtechnisch beides schön umgesetzt, jedoch ist mir der Imagefilm vom Pflegeheim zu salbadernd und einschläfernd auf die Dauer (und was da gesagt wird, glaubt sowieso kein Mensch - ich bin exam. Krankenpfleger und kenne den Unterschied zwischen Imagefilm und Realität); und der Abschlussball ist wohl eher zum Model-Casting entartet... ;-)
Technisch aber, wie gesagt, hohes Niveau!
Antwort von Axel:
Der Pflegeheim-Film clippt für meinen Geschmack zu oft. Die Sprecherstimme ist irgendwie so professionell, dass es egal zu sein scheint, ob sie Versicherungen, Autos, Weichspüler oder den Lebensabend verkauft - es graut mich vor sowas. Allerdings ist dieses Gefühl wohl nicht repräsentativ.
Ein schönes Heim, wenn man deinem Film glaubt. Irgendwie zu schön, um wahr zu sein, aber so ist es eben mit Imagefilmen. Wenn das Gesetz gegen irreführende Werbung
ernst genommen würde, gäbe es in dieser Branche wenig zu tun ...
Der Schülerball ist ziemlich gut aufgenommen und geschnitten. Kompliment.
Antwort von phantom777:
darf ich fragen was für solch ein film für das Pflegeheim Budget zur Verfügung steht??
Antwort von Frank B.:
Hat hier schon mal einer einen Imagefilm gemacht, in dem potentiellen Kunden mitgeteilt wird: Hört mal Leute unser Produkt ist total scheiße und wenn ihr es kauft, werdet ihr es bereuen?
Antwort von Axel:
Hat hier schon mal einer einen Imagefilm gemacht, in dem potentiellen Kunden mitgeteilt wird: Hört mal Leute unser Produkt ist total scheiße und wenn ihr es kauft, werdet ihr es bereuen?
Ich meinte nicht die positive Darstellung. Die kann ja für Mitarbeiter auch ein Ansporn sein oder Bewohner freundlicher stimmen. Ein Hohn darf es natürlich nicht sein. Wenn in Wirklichkeit ständig alte Rollstühle oder sowas in der Sauna stehen, wäre das z.B. so.
Was ich meinte, ist der Standard-Moderatorenschleim des Sprechers, universell verwendbar und im 12er-Tetrapack. Auch inhaltlich, das Leitbild etwas umformuliert, merklich formuliert, formelhaft, formell, nichts sagend. "Die alten Menschen", kriecht das nicht wie ein phosphorgrüner Mehlwurm das Rückgrat runter? Aber vielleicht bin ich zu empfindlich.
Antwort von Jensli:
Was ich meinte, ist der Standard-Moderatorenschleim des Sprechers, universell verwendbar und im 12er-Tetrapack. Auch inhaltlich, das Leitbild etwas umformuliert, merklich formuliert, formelhaft, formell, nichts sagend. "Die alten Menschen", kriecht das nicht wie ein phosphorgrüner Mehlwurm das Rückgrat runter? Aber vielleicht bin ich zu empfindlich.
Nein, bist du nicht, ich sehe das ganz genauso! ;-)
Antwort von Frank B.:
Ich will mich nicht grundsätzlich über die Qualität des Filmes auslassen - für mich ist er z.B. zu lang geraten - sondern grundsätzlich anmerken, dass es normal und üblich ist, auch mit diesem Duktus und diesen (austauschbaren) Kommentaren, ein Produkt zu bewerben. Klar, beim Begriffen Produkt und alte Menschen sträubt sich einem das Nackenhaar. Ich komme ja auch aus einem sozialen Berufsumfeld. Aber nichts anderes ist dieser Film als ein Werbefilm für ein Produkt (Einrichtung). Er soll dieses Produkt (Pflegeheim) werbend einer Zielgruppe nahe bringen. Mag sein, dass er das bei euch nicht schafft. Aber ihr seid wahrscheinlich auch noch nicht die Zielgruppe ;)
Ein schönes Beispiel für die Austauschbarkeit und die Beliebigkeit solcher Kommentare hatten wir ja neulich erst hier bei slashcam. Diesen Münchner Gemüsehändler. Das war ja schon ne heftige Persiflage auf das von euch hier erspürte Problem.
viewtopic.php?t=113337?highlight=didi
Antwort von dienstag_01:
Er soll dieses Produkt (Pflegeheim) werbend einer Zielgruppe nahe bringen. Mag sein, dass er das bei euch nicht schafft. Aber ihr seid wahrscheinlich auch noch nicht die Zielgruppe ;)
Unabhängig von dem hier besprochenen Film, glaubst du, ältere Menschen brauchen so einen Image-Film? Ich denke nicht.
Mit Werbung und Zielgruppe hat das nichts zu tun (Alte sind doch nicht per se blöd). Aber mit Ego.
Antwort von Frank B.:
Zielgruppe sind Interessierte an einem Altenheim. Das können Familien mit pflegebedürftigen, alten Eltern sein, aber auch alte Leute, die merken, dass sie nicht mehr allein zurecht kommen. Alt ist ja auch relativ. Ein Sechzigjähriger, der noch mit seiner Frau im Einfamilienhaus wohnt und am Wochenende Marathon läuft, wird sicher nicht sehr interessiert daran sein, in ein Altenpflegeheim zu kommen. Ein dementer 85jähriger Mensch wird hier sicher auch nicht angesprochen, ist also ebenfalls nicht Zielgruppe. Wahrscheinlich aber dessen Angehörige. Es geht darum, infrage kommenden Menschen, die Angst vor einem Pflegeheim und damit vor der Anonymität und Vereinsamung im Alter zu nehmen. Da ist so ein Kommentarstil eher sogar hilfreich, finde ich, und auch die Ruhe der Bilder (wirken stellenweise wie Standbilder).
Es wird auch niemand in so ein Heim gehen, ohne es vorher mal gesehen und Gespräche dort gefürhrt zu haben. Wenns da nach Pisse riecht und im Gemeinschaftsraum die Flimmerkiste mit Nachmittagsserien dudelt, dann spätestens weiß man, dass die Werbung gelogen hat.
Ich will mit meinen Ausführungen auch nicht sagen, dass man den Film nicht hätte besser machen können oder dass er schlechter wär, wenn er nicht solche Plattitüden besitzen würde. Ich meine nur, dass es nicht unnormal und unüblich in unserer heutigen Medienwelt ist, es so zu machen.
Antwort von Pianist:
Problem wie so häufig: Technisch gut gefilmt, aber eben nicht authentisch. Da könnte man vorne und hinten jedes beliebige Logo einer jeden beliebigen Senioreneinrichtung hinmachen, es würde immer passen. Das ist genau der Grund, warum ich Filme nicht in diesem Stil mache. Bei mir würde Oma Erna kurz sagen, warum es ihr dort gefällt. Und Schwester Ina könnte sagen, warum ihr die Arbeit dort Spaß macht. Also eher journalistisch-reportagemäßig aufziehen. Da braucht man dann auch keinen Slider.
Ist die Formulierung "Was braucht es?" eigentlich Österreich-Slang?
Matthias
Antwort von Frank B.:
Ich finde grundsätzlich auch, dass die Hochglanzbilder und die emotionalen Überhöhungen unserer heutigen medialen Welt die Menschen abstumpfen lassen. Oft wird Emotion mit Inhalt gleichgesetzt. Bilder und Musik sind Träger dieser Emotionen. Die meisten Hollywoodproduktionen sind beispielhaft dafür. Es gibt aber noch soetwas wie Seele, wie ich es gern bezeichne. Diese fehlt vielen Produktionen heute. Und danach sehnen sich die Menschen in der Flut der Hochglanzbilder und emotional aufgeladenen Musik. Sie sind zwar emotional berührt, haben aber letzlich nur Mist gesehen oder gehört, seelenloses Zeug.
Der Pflegefilm von hier ist schon auch seelenlos. Er ist vom Handwerklichen her gedacht und erfüllt seine Bestimmung wohl auch einigermaßen. Wenn es ein Film mit Seele sein würde, wär es kein Imagefilm geworden und die Auftraggeber wären wahrscheinlich nicht ganz glücklich damit, denn dann wäre er ehrlicher geworden.
Antwort von videokoenig:
Hallo ihr :)
Zuerst mal vielen vielen Dank für eure Kritik und auch das Lob. Es freut mich immer andere Meinungen und Eindrücke zu hören und nehm die mir auch zu Herzen.
Ich möcht euch zu den beiden Filmen noch ein paar Infos geben. Also der Pflegefilm ist im Rahmen meines Zivildienstes entstanden und war der erste szenische Film, den ich gedreht habe. So quasi mein Einstieg in dieses Genre. Ich habe diesen Film auch ganz alleine produziert. Also Regie, Buch, Kamera, Schnitt und Vertonung kommt von mir alleine. Und da dies mein erster Film war, war das ganze auch schon wirklich ein Mammutprojekt für mich. (hat aber rießen Spaß gemacht :))
Vielleicht ist auch noch zu erwähnen, dass hier mit billigster Technik gedreht wurde. Canon 650D und ein paar Grip Sachen von mir (Slider, zwei 600 Watt Tageslichtleuchten und viel Geduld)
Ich zeig euch nun doch auch einen Film über das gleiche Heim, der von einer Firma produziert wurde. Eine ganz andere herangehensweise und ich denke auch interessant mal beide im Vergleich zu sehen. Der ist eher journalistisch aufgezogen :)
Zum Schülerball Film. Das war mein allererster öffentlicher Film den ich gemacht habe... :)
Mir macht das ganze eine rießen Freude und ich habe meine Berufung gefunden. Und bin eigentlich doch schon erstaunt dass ich dafür einige positive Rückmeldungen bekomme.
Zu eurer Kritik bezüglich Inhalt und Authentizität.
Ich bin da ganz eurer Meinung und sehe das genauso. Der Heimleitung war der Aspekt Mitarbeitergewinnung in diesem Film auch sehr wichtig. In diesem Berufsfeld fehlt es ja ständig an Mitarbeitern.
Trotzdem wollt ich auch die alten Menschen selbst und ihr Leben nicht komplett außen vor lassen. Darum ists schlussendlich eine Mischform geworden :)
Nochmals Danke für eure Kritik. Ich freue mich immer, wenn die Möglichkeit besteht mich weiter zu entwickeln. (besteht ja eigentlich immer)
Wünsch euch noch einen schönen Abend, und ich halte euch über meine kommenden Projekte gern auf dem laufenden.
LG Matthias
PS: Das Altersheim hat wirklich einen Wellnessraum für Mitarbeiter ;)
darf ich fragen was für solch ein film für das Pflegeheim Budget zur Verfügung steht??
Da dieser Film im Rahmen meines Zivildienstes entstanden ist gab es diesbezüglich keine hohen Ausgaben. Sprecher und ein paar Unkosten. Das wars. Man muss vielleicht auch erwähnen, dass dieses Heim in privater Hand ist.
Da ist so ein Kommentarstil eher sogar hilfreich, finde ich, und auch die Ruhe der Bilder (wirken stellenweise wie Standbilder)
Mir war es hier auch sehr wichtig, dass die alten Menschen schlussendlich auch verstehen was hier gesagt wird. Die hatten während des Sommers alle ne rießen Freude bei den Dreharbeiten. Und bei der Premiere durften alle sogar über den roten Teppich laufen!! Es war wirklich toll! :) Da die meisten auch demenziell erkrankt sind/waren durfte ich sie dort textlich auch nicht überfordern!
Bei mir würde Oma Erna kurz sagen, warum es ihr dort gefällt. Und Schwester Ina könnte sagen, warum ihr die Arbeit dort Spaß macht. Also eher journalistisch-reportagemäßig aufziehen.
Ich komme ja aus der journalistischen Sparte. Und die wollte ich in diesem Film mal vollkommen außen weg lassen. Eine Oma Erna war geplant, die hatte auch schon ihren ganzen Text fleißig geübt. Leider kam das Schicksal dazwischen. Und es ist nicht leicht in einem Altersheim indem 90 % dementiell erkrankte Leben, da auf die schnelle Ersatz zu finden. Aber du hast recht, sowas kommt authentischer rüber! Danke für den Tipp!
Antwort von hansi2013:
"Der ist eher journalistisch aufgezogen :) "..eher kacke aufgezogen!!!^^
Dein vid find ich auf jedenfall gut.... was mir fehlt..wäre hier und da noch ein close up auf hände etc... beim Maler z.b.
Antwort von Pianist:
"Der ist eher journalistisch aufgezogen :) "..eher kacke aufgezogen!!!^^
Kannst Du uns diesen Satz mal näher erläutern? Wen zitierst Du? Und was möchtest Du damit sagen?
Matthias
Antwort von David Melodia:
"Der ist eher journalistisch aufgezogen :) "..eher kacke aufgezogen!!!^^
Kannst Du uns diesen Satz mal näher erläutern? Wen zitierst Du? Und was möchtest Du damit sagen?
Matthias
Er zitiert den Videokönig (in Bezug auf das Vergleichsvideo, produziert von einer "professionellen" Agentur) und urteilt eben über genau dieses Video, das selbiges "kacke" sei, womit ich Ihm Recht geben muss, da es tatsächlich schrecklich ist. Allein die wackelige Handkamera, der Jelly Effekt von der Bildstabilisierung in der Post und die gewählten Einstellungen sind schlimm.
Hier nochmal zum Nachprüfen:
Des Videokönigs Video ist erheblich besser und eleganter anzuschauen.
Antwort von Anne Nerven:
Hoffentlich muss ich nie ins Heim. Weder beruflich noch gesundheitlich.
Im Video ist mir zu Vieles ausgebrannt. Ganz schlimm ist z.B. der Bäcker beim Halbieren des Kuchens. Allerdings muss man berücksichtigen, dass ohne Budget auch kein künstliches Licht vorhanden sein kann. Da ist es nunmal schwierig, den schmalen Grat zwischen -überbelichtete Stellen- und -zu dunkles Bild- optimal zu finden.
Das "Profi"-Video ist ein schlechter Witz. Aber da müsste man wissen, wie der Auftraggeber drauf ist. Wenn z.B. die Einleitungs-Tante über das Video zu entscheiden hat, kommt wahrscheinlich sowas dabei raus.
Antwort von Axel:
Hoffentlich muss ich nie ins Heim. Weder beruflich noch gesundheitlich.
Ein großes Tabu. Als ich mit 18 Zivildienst in einem Altenheim machte, wollte ich unbedingt einen reißerisch-aufklärerischen Film über die Zustände dort machen. Ich wollte ein Whistleblower sein.
Im Laufe der Monate änderte sich meine Einstellung. Schwarze Schafe gibt es überall, aber die grundsätzliche Existenz von Altenheimen ist leider eine Konsequenz unserer Gesellschaft. Als Altenpfleger (nun in der Umschulungs-Ausbildung) bin ich (von einer Dame mit Demenz liebevoll "Arschiwischi" genannt) so eine Art letztes Bollwerk gegen die Unmenschlichkeit oder (wenn ich der Typ wäre, was ich aber nicht bin) die Speerspitze der Aufklärung (eben jener jugendliche Whistleblower).
Missstände (3 "s" lt. neuer deutscher Rechtschreibung) aufzudecken kann purer Zynismus sein, nämlich dort, wo gesundheitlich, sozial und human das Ende der Fahnenstange erreicht ist, wo es allen eigentlich klar sein müsste, aber wo man sich an einem besonders krassen Einzelfall orientiert, damit man sein Gewissen beruhigen kann, weil man sich ja "nicht abwendet".
Ein Beispiel für einen solchen eklatanten Missstand:
Das Thema ist aber komplexer. Wir sind uns einig, dass Gewalt "gar nicht geht". Pflegerin entlassen, Problem gelöst, Friede, Freude, Eierkuchen?
Ich empfehle die in meinen Augen vorzügliche, sensible Doku "Der Tag, der in der Handtasche verschwand":
Und was das Ganze mit dem Imagefilm über das Pflegeheim zu tun hat?
Dass wir positive Berichte über die Situation in Heimen brauchen, Geschichten von Leuten, die nichts weiter ersehnen als als Menschen wahrgenommen und behandelt zu werden. Und der Motivation, die Personal, Angehörige und Ehrenamtliche haben, dies zu ermöglichen. Was mit unseren abgeschobenen Alten heute passiert, passiert mit uns morgen. Allerdings rechnerisch gesehen (demografische Entwicklung!) mit einer minimalen Einheitsrente und einer sozialen Ausgrenzung, die sich gewaschen hat. Wir sollten uns das bewusst machen und dann noch in den Spiegel gucken können. Und dabei am besten lächeln können. Es ist dieselbe Welt, in die wir unsere Kinder schicken ...