Frage von Ritter Wulf:Hi,
ich stecke gerade mit einem Kollegen in einer Grundsatzdiskussion und hätte nun gerne Eure Meinung dazu gehört.
Ich habe einen Dokufilm (40 Min Laufzeit) für einen Kunden erstellt. Bevor ich den Film rausgebe möchte ich das die Rechnung bezahlt wurde.
Der Kollege meint erst die Warenlieferung und dann erfolgt die Bezahlung. Wie im Restaurant, erst essen, dann zahlen.
Ich meine ein Hochzeitskleid wird ja auch vorher bezahlt, genauso wie eine Urlaubsreise.
Wie seht Ihr das? Wie geht Ihr mit euren Kunden um?
LG
Wulf
Antwort von rush:
Normalerweise regelt man sowas im Vorfeld.
Üblich sind bspw. auch Anzahlungen zu leisten - und dann den Rest bei Übergabe bzw. auf Rechnung binnen 14Tagen...
Sollte man aber daher möglichst immer schriftlich fixieren bei "Kunden" mit denen man noch nicht zusammengearbeitet hat - dann erspart man sich solche Überlegungen im Nachhinein.
Antwort von Jott:
Wenn du begründete Sorgen hast wegen der Kohle, gib halt zuerst eine Fassung mit Time Code im Bild raus - neutral dann erst nach Zahlungseingang. Ist der Kunde zahlungswillig und -fähig (und dein Job korrekt ausgeführt), wird er nichts dagegen haben.
Feiner wäre allerdings, so was vorher zu klären und mit Abschlagszahlungen nach Arbeitsfortschritt zu arbeiten.
Antwort von otaku:
da du es nicht im vorfeld geklaert hast, hast du jetzt natuerlich die arschkarte, was du machen kannst um dich da raus zu winden ist, du gibt ihm den film, laesst ihn aber einen lieferschein unterschreiben. auf dem lieferschein schreibst du, das er keinerlei verwertungsrechte hat bis zur vollstaendigen bezahlung.
unterschreibt er das, zeigt den film oeffendlich, und bezahlt dich nicht, dann kannst du ihn wegen urheberrechts verletzung verklagen.
ausserdem kannst du natuerlich super easy jeder zeit ne unterlassungsklage erwirken und den film, wenn er z.b. im internet auf seine homepage ist dir eine einstweilige verfuegung besorgen das er das sofort zuruecknehmen muss.
das nette am medium film ist, das es ohne die nutzungsrechte wertlos ist.
Antwort von pixelschubser2006:
Das weniger nette an Medien, die man mal eben kopieren kann ist, das damit eine Menge schindluder getrieben wird. Genauso wenig nett sind Kunden, die einen riesenpopanz um die Bezahlung machen. Immerhin hast Du Glück, daß Du die Leistung nicht direkt beim Kunden erbracht hast und die Lieferung zurückhalten kannst. Das sieht bei mir (im Hauptbroterwerb Handwerker) leider ganz anders aus. Derzeit stapeln sich die Fälle auf meinem Schreibtisch, wo Kunden unter haarsträubenden Argumenten die Zahlung verweigern. Wobei der säumige, aber ehrliche Kunde ("Sorry, hatte selbst Zahlungsausfall und brauch noch Zeit für Deine Rechnung") noch akzeptabel ist. Hauptsache man spricht mit offenem Visier drüber.
Der Tipp von Jott ist ok. Ggf. auch den Kunden zur Präsentation einladen, damit er sich von der einwandfreien Qualität des Produktes überzeugen kann.
Vor allem nicht zu viel Respekt vor gespielter Seriösität zeigen. Ich hatte bislang nur einmal mit einem neuen Kunden Misstöne wegen einer gewünschten Anzahlung. Allerdings war der Kunde in keiner Weise unseriös. Wir haben uns auf einen Kompromiss geeinigt und mit dem Kunden arbeite ich bis heute sehr gut zusammen. Freundlich im Ton, Hart in der Sache und immer mit pünktlicher Zahlung. Kann man mit klarkommen.
Kunden die trotz gelieferter und unstrittig einwandfreier Ware Stress machen, sind so gut wie immer zahlungsunwillig, jedoch gibt es schon den einen oder anderen, der aus Prinzip SOFORT per Überweisung bezahlt, weil er es nicht anders gewohnt ist und keinen Bock hat, zu Geldautomaten zu fahren. Diese Klientel ist besonders delikat, weil Du hier nur mit größter Menschenkenntnis die Arschkrampen und die Topseriösen auseinanderhalten kannst. Da ist viel Fingerspitzengefühl gefragt und ein bischen jammern wegen der allgemeinen Zahlungsmoral entschärft meistens die Situation.
Ich erinnere mich an einen Fall vor 15 Jahren (ich war damals hauptberuflich arbeitslos und hatte kein Auto), wo ich für einen (Gymnasial-) Musiklehrer Fotos eines Konzertes machte. Er betreute ein Pop-Band-Projekt, in dem auch seine Tochter mitwirkte. Das war ein offizelles Schulprojekt. Nun, der Mann engagierte mich als Fotograf auf einer Veranstaltung, auf der ich eh knippste und seine Mädels auf der Bühne standen. Eine Woche später lieferte ich ihm die Bilder ins Haus (Nachbarstadt... kein Auto... Vorleistung für Abzüge... Ihr versteht!). Trotz entsprechender Vereinabarung faselte er was von Kohle auf Sparbuch für Projekt u.s.w. Ein Lehrer, der für seine Einkommensklasse offensichtlich in geordneten Verhältnissen lebte, im schönen Häuschen im Grünen, was er auch ohne Schmuh problemlos bezahlen könnte. Meint, einen Arbeitslosen abziehen zu müssen. Wie auch immer. Wochen später habe ich mir wieder ein Auto geliehen und habe in seiner Schule ein Fass aufgemacht und bekam endlich (nach knapp 2 Monaten) mein Geld. Ich würde mich schämen an seiner Stelle. Da braucht man sich über den schlechten Ruf nicht zu wundern, den Lehrer bei Handwerkern haben. Wobei ich mehrere in meiner Kundschaft habe und diese i.d.R. nicht dem Klischee entsprechen.
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Antwort von darth_brush:
Ich mache es nach Bauchgefühl. Wenn ich der Meinung bin, es könnte kritisch werden, verlange ich eine "Vorproduktionspauschale". Damit man nicht auf den Produktionskosten sitzen bleibt. Aber das war bisher nur einmal der Fall und der Kunde hat nachher alles anstandslos bezahlt.
Das beste ist natürlich AGBs wo alles geregelt ist. Ansonsten ist das immer Verhandlungssache und meist nur mündlich. Da steht dann Wort gegen Wort.
Wenn es beim Dreh gut lief und der Kunde das Material schon im Vorfeld gesichtet hat und positiv geäußert hat, würde ich jetzt nicht den Ängstlichen spielen.
Gib das Material ab + Rechnung. Innerhalb zwei Wochen ist das Geld da.
Ich schreibe bei meinen Rechnungen nicht mal "zahlbar bis XX.XX.2014". Die Firmen zahlen alle entweder in 2 Wochen oder erst in vier.
Antwort von Jalue:
Eine 40 Minuten - Doku (!!) würde ich nie ohne vorherige Klärung der Zahlungsziele in Angriff nehmen - am besten schon ins schriftliche Angebot reinschreiben. Möglich + durchaus branchenüblich ist eine Drittelung, z.B. : 30% bei Auftragserteilung, 30% bei Drehbeginn, 30% nach Endabnahme. Aber okay, das Kind ist im Brunnen. Wenn du Bedenken in Bez. auf den Kunden hast, würde ich vorgehen, wie von Jott vorgeschlagen, allerdings verlangt das eine gehörige Portion an diplomatischem Geschick ("die Endfassung kriegen sie erst, wenn das Geld auf meinem Konto ist...mmpf"). Schätze mal, ich würde -sofern der Kunde gut für weitere Jobs ist- ins Risiko gehen, den fertigen Film liefern und zeitgleich die Rechnung schreiben. DANN aber mit knappen Zahlungszielen (14 TG) und ggf. konsequenter Vorgehensweise, wenn die Kohle ausbleibt - also spätestens nach 4 Wo die erste Zahlungserinnerung, usw.
Antwort von darth_brush:
aber selbst die mahnung sollte noch nett formuliert sein.
wie ist den der kontakt zu denen? was für eine firma ist es denn?
Antwort von Cam1234:
Bei persönlicher Übergabe würde ich vorgefertigte Rechnung mitnehmen, und telefonisch vorher schon ankündigen das die Rechnung zur Barzahlung , od. 50 % Bar 50 % Bank mitgebracht wird. An der Reaktion Telefon und Übergabe merkst Du gleich was geht. Kannst Dich dann :) odder :(
Antwort von darth_brush:
Ja, klar. Damit die denken, man hat die Knete bitter nötig.
Du hast es mit denen besprochen, die kennen den Preis, habe den Film abgenommen. Cool down. Film abgeben, Rechnung schreiben, verschicken und abwarten.
Ich würde höchstens mal den Verantwortlichen sagen, dass du Kosten hattest und es nett wäre, wenn die Rechnung innerhalb von 2 Wochen bezahlt würde. Alles andere klingt 1. nicht nach einer Geschäftspartnerbeziehung, die man pflegen möchten und 2. als wäre man ein brotloser Künstler.
Antwort von Cam1234:
kommt auch auf die Größe & Art der Firma umso größer umso eher zahlung per überweisung üblich, wenn Kasse mit Barbestand vorhanden wird Zahlung in Bar wohl auch möglich sein. Muss man halt fragen.
brotloser künstler eher dann wenn man noch auf baldige zahlung hinweisen muss. viel wichtiger ist doch reaktion vom auftraggeber wo der filmer merkt ok der will wird zahlen ...
Antwort von EnricoPerei:
Hier wurden bereits sehr gute Tipps gegeben.
Vorher per Vertrag Zahlungsmodalitäten mit Milestones festlegen.
(Leider scheint das bei Dir nicht der Fall zu sein)
Vor endültiger Bezahlung kein Material ohne burn-ins und Watermarks rausgeben.
Der Hinweis auf die Verwertungsrechte ist viel wert, wenn man natürlich auch bedenken muß, daß Verträge oft das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen.
Solltest Du vor Gericht ziehen müssen, kann es langwierig und kostspielig werden, und je mehr Dein Gegenüber das aussitzen kann, desto schlimmer kann das für Dich werden.
Solange Du das Material besitzt, hast Du den Vorteil klar auf Deiner Seite, nutze ihn.
Selbst das kann natürlich zu Klagen führen, und gerade wenn kein Vertrag existiert, ist es schwierig für Dich Deine Position zu verteidigen, aber immerhin hast Du Urheber- und andere Rechte an Deiner persönlichen Arbeit und kannst damit argumentieren.
Auf jeden Fall deine (gute) Arbeit dem Kunden zeigen und ihn höflich aber bestimmt an die Zahlungsweise erinnern.
Wahrscheinlich werdet ihr dann einen Kompromiss wie 60-70% vor Aushändigung des Materials und 40-30% danach schließen.
Ich würde nicht viel mehr Spielraum lassen, denn Du mußt unter Umständen damit rechnen, daß der Kunde den Rest nie zahlen kann / wird / will.
Ich empfehle allerdings, einen Anwalt zu konsultieren !
Wir sprechen hier wahrscheinlich alle nur aus Erfahrung und sind mehr oder weniger juristische Laien (;
Antwort von handiro:
Wieso ihn nicht das Material ansehen lassen? Mitnehmen nur gegen cash.
Wo ist da das Problem?
Antwort von EnricoPerei:
Wieso ihn nicht das Material ansehen lassen? Mitnehmen nur gegen cash.
Wo ist da das Problem?
Habe ich ja auch gesagt (;
"Auf jeden Fall deine (gute) Arbeit dem Kunden zeigen und ihn höflich aber bestimmt an die Zahlungsweise erinnern. "
Er muß natürlich das dann auch, je nachdem ob er es bei sich oder beim Kunden vorführt, wieder mitnehmen (wenn man ihn läßt und er dran denkt), sollte der Kunde darauf nicht eingehen wollen.
Ausserdem wissen wir ja nicht, ob sein Kunde im selben Ort ist.
Wenn er's also verschickt, nur mit Watermarks.
Ist leider echt immer ein kniffeliges Problem, wenn der Kunde sich nicht von Anfang an darauf eingestellt hat.
Man möchte eine einvernehmlich Lösung finden, um ein Projekt gut abzuschließen aber muß auch gleichzeitig darauf achten, daß man für seine Arbeit gerecht entlohnt wird...
Antwort von wp:
Wenn du begründete Sorgen hast wegen der Kohle, gib halt zuerst eine Fassung mit Time Code im Bild raus - neutral dann erst nach Zahlungseingang. Ist der Kunde zahlungswillig und -fähig (und dein Job korrekt ausgeführt), wird er nichts dagegen haben.
Feiner wäre allerdings, so was vorher zu klären und mit Abschlagszahlungen nach Arbeitsfortschritt zu arbeiten.
das ist doch der beste tipp.
den TC kann man ja charmant unschuldig lächelnd verpacken - wenn änderungswünsche, dann bitte mit genauer zeitlicher angabe, von kleinigkeiten abgesehen wäre dies dann selbstredend eine kostenpflichtige erweiterung usw.
aber 40 min. doku? ohne was greifbares?
gut, dass wir darüber geredet haben.
du bist mit sicherheit nicht der einzige hier.