Frage von A.F. Hobbacher:Normalerweise laufen das Fernsehen und die Videowiedergabe mit dem
Zeilensprungverfahren, interlaced auf Neudeutsch. Bei VHS-Bändern ist
das Bild ebenso abgespeichert. Was ist jedoch auf den DV-Bändern oder
auf MPEG2-DVDs? Hier sind die Bilder komprimiert. Werden nun die
Halbbilder komprimiert?? Oder werden Vollbilder abgespeichert und bei
der Analogausgabe in zwei Halbbilder aufgepaltet? Wo gibt es darüber
Literatur??
AFH
 Antwort von  Benjamin Spitschan:
A.F. Hobbacher wrote:
> Normalerweise laufen das Fernsehen und die Videowiedergabe mit dem
> Zeilensprungverfahren, interlaced auf Neudeutsch. Bei VHS-Bändern ist
> das Bild ebenso abgespeichert. Was ist jedoch auf den DV-Bändern oder
> auf MPEG2-DVDs? Hier sind die Bilder komprimiert. Werden nun die
> Halbbilder komprimiert??
Bei Interlaced-Quellenmaterial (;DV oder DVB) ja.
> Oder werden Vollbilder abgespeichert und bei
> der Analogausgabe in zwei Halbbilder aufgepaltet?
Bei Progressive-Quellen (;DVDs mit Filmen) ja.
Anmerkung: Bessere DV-Camcorder kann man auch in einen Progressive-Mode 
umschalten, dann gilt natürlich das, was ich zu progressive gesagt hab.
Und eine Sache ist noch zu erwähnen, die oftmals nicht verstanden oder 
überhaupt nicht bekannt ist, und zwar die Übertragung von 
Progressivematerial über Interlacedsysteme (;typischerweise die 
Ausstrahlung von Filmen im analogen TV). Zur Erklärung muß man sich 
nochmal daran erinnern, was 
Zwischenzeilenverfahren/Zeilensprungverfahren/interlaced heißt (;hier im 
Falle eine 625-Zeilen-Systems): Nämlich, daß mit einem zeitlichen 
Abstand von jeweils 20ms ein gerades und ein ungerades Halbbild 
aufgenommen werden. Bei progressiven Systemen nach einem festen 
Intervall jeweils ein Vollbild aufgenommen. Das ist ein Unterschied, der 
sich insbesondere in der Bewegungsabbildung deutlich macht (;partieller 
Einfluß auf den "Filmlook" usw)! Wenn nun Filme über ein (;analoges) 
Interlacedsystem ausgestrahlt werden, handelt es sich im Grunde um einen 
Mischmasch von progressiv und interlaced. Denn es werden zwar mit 25Hz 
Vollbilder aufgenommen (;bzw. mit 24Hz aufgenommen und beschleunigt), 
diese aber in jeweils ein gerades und ein ungerades Halbbild zerlegt, 
die zu unterschiedlichen Zeitpunkten übertragen und wiedergeben werden, 
obwohl sie zum gleichen Zeitpunkt aufgenommen worden waren. Dies 
verfälscht natürlich geringfügig die Bewegungsabzeichnung. Wenn man dies 
explizit hervorheben will, wird von Segmented Frames (;sf) als dritte 
Möglichkeit neben progressive (;p) und interlaced (;i) in der Beschreibung 
von Formaten gesprochen.
Zurück zu Deiner Frage: Da das Segmented-Frames-Verfahren im Fernsehen 
nicht ausdrücklich gekennzeichnet, sondern der (;bzgl. der Übertragung 
und Wiedergabe identischen) Kategorie Interlaced zugeschlagen wird, wird 
auch ursprünglich progressives Material (;%Filme) als interlaced codiert 
(;und somit alles, was über das normale Standard-DVB kommt).
Ich hoffe, Dich nicht zuviel verwirrt zu haben...
Grüße, Benjamin
 Antwort von  A.F. Hobbacher:
Wird hier nicht etwas verwechselt??
Die flüssige Bewegung stellt sich ab ca. 16 Bildern/sec ein. Daher hatten
der Film vor 1920 und auch Super8 18 B/sec. Später ist man wegen des
Tonfilms auf 24 B/sec gegangen.
Das Flimmern verschwindet erst bei ca. 50 B/sec. Deshalb wird das Super8
Filmbild 3 mal, das Kinobild 2 mal mit Hilfe der Umlaufblende gezeigt. Dies
ist auch der Grund für den Zeilensprung. Das Bild flimmert dann nicht mehr,
jedoch die einzelne Zeile. Leider reagiert das Auge auf die unschönen
Kammeffekte, wenn progressiv und interlaced verwirrt werden.
Bei verschiedenen Camcorder steht im Prospekt, dass sie progressiv aufnehmen
(;SONY TRV30E). Im Menue kann man aber nichts umstellen. Wie passt das zur
unten stehenden Antwort??
AFH
Benjamin Spitschan schrieb:
> A.F. Hobbacher wrote:
> > Normalerweise laufen das Fernsehen und die Videowiedergabe mit dem
> > Zeilensprungverfahren, interlaced auf Neudeutsch. Bei VHS-Bändern ist
> > das Bild ebenso abgespeichert. Was ist jedoch auf den DV-Bändern oder
> > auf MPEG2-DVDs? Hier sind die Bilder komprimiert. Werden nun die
> > Halbbilder komprimiert??
>
> Bei Interlaced-Quellenmaterial (;DV oder DVB) ja.
>
> > Oder werden Vollbilder abgespeichert und bei
> > der Analogausgabe in zwei Halbbilder aufgepaltet?
>
> Bei Progressive-Quellen (;DVDs mit Filmen) ja.
>
> Anmerkung: Bessere DV-Camcorder kann man auch in einen Progressive-Mode
> umschalten, dann gilt natürlich das, was ich zu progressive gesagt hab.
>
> Und eine Sache ist noch zu erwähnen, die oftmals nicht verstanden oder
> überhaupt nicht bekannt ist, und zwar die Übertragung von
> Progressivematerial über Interlacedsysteme (;typischerweise die
> Ausstrahlung von Filmen im analogen TV). Zur Erklärung muß man sich
> nochmal daran erinnern, was
> Zwischenzeilenverfahren/Zeilensprungverfahren/interlaced heißt (;hier im
> Falle eine 625-Zeilen-Systems): Nämlich, daß mit einem zeitlichen
> Abstand von jeweils 20ms ein gerades und ein ungerades Halbbild
> aufgenommen werden. Bei progressiven Systemen nach einem festen
> Intervall jeweils ein Vollbild aufgenommen. Das ist ein Unterschied, der
> sich insbesondere in der Bewegungsabbildung deutlich macht (;partieller
> Einfluß auf den "Filmlook" usw)! Wenn nun Filme über ein (;analoges)
> Interlacedsystem ausgestrahlt werden, handelt es sich im Grunde um einen
> Mischmasch von progressiv und interlaced. Denn es werden zwar mit 25Hz
> Vollbilder aufgenommen (;bzw. mit 24Hz aufgenommen und beschleunigt),
> diese aber in jeweils ein gerades und ein ungerades Halbbild zerlegt,
> die zu unterschiedlichen Zeitpunkten übertragen und wiedergeben werden,
> obwohl sie zum gleichen Zeitpunkt aufgenommen worden waren. Dies
> verfälscht natürlich geringfügig die Bewegungsabzeichnung. Wenn man dies
> explizit hervorheben will, wird von Segmented Frames (;sf) als dritte
> Möglichkeit neben progressive (;p) und interlaced (;i) in der Beschreibung
> von Formaten gesprochen.
>
> Zurück zu Deiner Frage: Da das Segmented-Frames-Verfahren im Fernsehen
> nicht ausdrücklich gekennzeichnet, sondern der (;bzgl. der Übertragung
> und Wiedergabe identischen) Kategorie Interlaced zugeschlagen wird, wird
> auch ursprünglich progressives Material (;%Filme) als interlaced codiert
> (;und somit alles, was über das normale Standard-DVB kommt).
>
> Ich hoffe, Dich nicht zuviel verwirrt zu haben...
>
> Grüße, Benjamin
 Antwort von  Andre Beck:
"A.F. Hobbacher" 
 writes:
>
> Normalerweise laufen das Fernsehen und die Videowiedergabe mit dem
> Zeilensprungverfahren, interlaced auf Neudeutsch. Bei VHS-Bändern ist
> das Bild ebenso abgespeichert. Was ist jedoch auf den DV-Bändern oder
> auf MPEG2-DVDs? Hier sind die Bilder komprimiert. Werden nun die
> Halbbilder komprimiert?? Oder werden Vollbilder abgespeichert und bei
> der Analogausgabe in zwei Halbbilder aufgepaltet?
Für DV kann ich gerade nicht mit Details dienen, aber bei MPEG2 ist
beides möglich. MPEG2 kann auf (;mindestens) drei Arten mit dem Problem
umgehen:
a) Frame Prediction for Frame Pictures
   Das nennt man gemeinhin auch "Progressiv". Es werden progressive
   Frames (;Vollbilder) gespeichert und die Motion Prediction behandelt
   sie auch so. Macht man bei Kinofilmen. Es gibt da außerdem noch
   einen ganz speziellen Modus für NTSC, der Kinofilme mit 24fps
   progressiv speichert, aber so mit Hinweisen für die Wiedergabeein-
   richtung versieht, dass diese daraus per 3:2 Pulldown interlaced
   NTSC erzeugen kann. Bei CCIR (;"PAL") ist das unnötig, weil wir hier
   ohnehin fest 2:1 Pulldown mit auf 25fps beschleunigtem Material
   machen.
b) Field Prediction for Frame Pictures
   Das ist die verbreitetste Methode, Interlaced-Material in MPEG2 zu
   kodieren. Es werden dabei zwei Halbbilder zu einem Vollbild zusammen-
   gesetzt gespeichert, aber die Motion Prediction ist über den speziellen
   Charakter des Inhalts informiert und arbeitet in einem geeigneten Modus,
   um die Entstehung von Fehlern zu vermeiden. Essenziell werden dabei die
   Makroblöcke getrennt aus den geraden und ungeraden Zeilen gebildet.
c) Field Prediction for Field Pictures
   MPEG2 ist auch in der Lage, Interlaced-Material in Form von separierten
   Fields (;Halbbildern) zu speichern, die dann natürlich auch individuell
   komprimiert werden. Das ist oft weniger effektiv als b) aber manchmal
   auch effektiver. Selten im Einsatz, noch seltener mit automatischer
   Umschaltung zwischen b und c (;oder gar a, b und c).
Meistens läuft es darauf hinaus, ob ein Format "Interlace aware" ist,
d.h. zusammengesetzte Frames aus interlaced Fields verlustfrei behandeln
kann. Ein interlace aware Format kann sowohl interlaced als auch pro-
gressives Material transportieren (;bei letzterem ist es dann nicht 100%
effizient), ein nicht auf interlace vorbereitetes Format hingegen kann
nur progressives Material verlustfrei transportieren. Damit klärt sich
auch Deine Frage zu progressivem DV: Da DV interlace aware ist, kann es
jederzeit auch progressives Material speichern. Dabei ist es völlig
Wurst, ob das in weaved frames oder separierten Fields erfolgt, man
kann in beiden Fällen ein progressives Frame zerlegen und in zwei aufein-
anderfolgenden Halbbildslots speichern sowie diese Zerlegung auf der
anderen Seite rückgängig machen. Dazu muss man nur *wissen*, dass der
Inhalt tatsächlich progressiv ist, also die zwei Halbbilder vom selben
Quellzeitpunkt stammen. Das signalisiert man dann entweder out of band
(;indem man die richtigen Schalter betätigt) oder in band - bei DV gibt
es AFAIK ein Bit dafür.
> Wo gibt es darüber Literatur??
Mit Büchern kann ich nicht dienen. Collected Wisdom findet man bei Google,
hierzugruppe wurde das schon öfters erörtert. Also mal Google Groups
fragen.
-- 
                  The  S anta  C laus  O peration
  or "how to turn a complete illusion into a neverending money source"
-> Andre "ABPSoft" Beck     ABP-RIPE     Dresden, Germany, Spacetime <-
 Antwort von  Benjamin Spitschan:
A.F. Hobbacher wrote:
> Wird hier nicht etwas verwechselt??
Hallo A. F., die Antwort ist ja, aber leider von Dir.
> Die flüssige Bewegung stellt sich ab ca. 16 Bildern/sec ein. Daher hatten
> der Film vor 1920 und auch Super8 18 B/sec. Später ist man wegen des
> Tonfilms auf 24 B/sec gegangen.
Das stimmt nur halb, obwohl immer wieder gern verbreitet. Denke z. B. 
mal an vollbildige, schnelle Schwenks über ganze Landschaften im Kino - 
das Stottern (;Motion Judder) ist unübersehbar. Aus genau dem gleichem 
Grund wären Fußballübertragungen z. B. mit 25p kein sonderlicher Genuß, 
da nicht verfolgbar. Lindern kann man den Effekt durch Erzeugen von 
Bewegungsunschärfe (;Motion Blur) durch längere Belichtungszeiten. 
Manchmal will man aber auch genau das Gegenteil erreichen - zur 
Verdeutlichung des Stottereffekts empfehle ich den Anfang von Saving 
Private Ryan, die Schwertkampfszenen von Gladiator oder verschiedene 
Stellen in Black Hawk Down, die allesamt extrem knapp geshuttert sind - 
ein Stilmittel, das Kampfszenen authentischer - näher - wirken lassen 
soll und AFAIR erstmals durch Saving Private Ryan bekannt geworden ist, 
aber IMHO in letzter Zeit überstrapaziert wurde.
> Das Flimmern verschwindet erst bei ca. 50 B/sec. Deshalb wird das Super8
> Filmbild 3 mal, das Kinobild 2 mal mit Hilfe der Umlaufblende gezeigt. Dies
> ist auch der Grund für den Zeilensprung. Das Bild flimmert dann nicht mehr,
> jedoch die einzelne Zeile. Leider reagiert das Auge auf die unschönen
> Kammeffekte, wenn progressiv und interlaced verwirrt werden.
Ich spreche mitnichten von *Flimmern* (;Flickering), sondern von der 
*Bewegungsabbildung* (;Motion Portrayal). Das sind zwei zwar voneinander 
abhängige, in ihrer Wahrnehmungswirkung jedoch vällig verschiedene 
Dinge. Während ersteres im allgemeinen eine Frage der Bildwiederholrate, 
der Bildleuchtdichte und des Umgebungskontrastes ist, geht es bei 
letzterer um die zeitliche Auflösung von Bewegung. In der Tat ist das 
zweimalige Anzeigen eines Bildes im Kino bezüglich der Frage der 
Bewegungsabbildung vergleichbar mit dem Segmented-Frames-Verfahren bei 
konventionellem Fernsehen (;nicht aber bzgl. der Auflösung, weil beim TV 
bei sF nur jeweils ein Halbbild gezeigt und nicht zweimal hintereinander 
ein Vollbild).
 > Bei verschiedenen Camcorder steht im Prospekt, dass sie progressiv
 > aufnehmen (;SONY TRV30E). Im Menue kann man aber nichts umstellen. Wie
 > passt das zur unten stehenden Antwort??
Keine Ahnung, auf was konkret beziehst Du Dich mit dieser Frage? Auf das 
Thema Progressive bei Camcordern? Davon habe ich leider keine große 
Ahnung, da ich keinen besitze. Irgendwo hab ich mal gelesen, daß der 
Progressive Mode aber nur bei einer bestimmten Belichtungszeit benutzt 
werden kann. Schweigt sich das Handbuch darüber aus? Ansonsten kannst Du 
mal bei http://www.slashcam.de schauen.
Kleiner Tip übrigens: http://learn.to/quote.
Grüße, Benjamin
 Antwort von  Benjamin Spitschan:
Andre Beck wrote:
> MPEG2 kann auf (;mindestens) drei Arten mit dem Problem
> umgehen:
> 
> a) Frame Prediction for Frame Pictures
> b) Field Prediction for Frame Pictures
> c) Field Prediction for Field Pictures
Hallo Andre,
danke für den Überblick! Diesbezüglich war ich in dem Moment auch etwas 
verwirrt, obwohl ich vor langem mal bzgl. MPEG2 nachgekuckt hatte, 
allerdings hatte ich gerade die 13181-2 nicht zur Hand, um nochmal 
nachzuschauen...
Grüße, Benjamin
 Antwort von  Andre Beck:
Benjamin Spitschan  writes:
> Andre Beck wrote:
>> MPEG2 kann auf (;mindestens) drei Arten mit dem Problem
>> umgehen:
>> a) Frame Prediction for Frame Pictures
>> b) Field Prediction for Frame Pictures
>> c) Field Prediction for Field Pictures
>
> danke für den Überblick! Diesbezüglich war ich in dem Moment auch
> etwas verwirrt, obwohl ich vor langem mal bzgl. MPEG2 nachgekuckt
> hatte, allerdings hatte ich gerade die 13181-2 nicht zur Hand, um
> nochmal nachzuschauen...
Die mit "(;mindestens)" angedeuteten zwei unterschlagenen Modi sind
übrigens:
d) 16x8 MC for Field Pictures
   Wie c) aber zusätzlich mit der modifizierten Prediction von b)
e) Dual Prime for P-Pictures
   Motion Vectors für die zwei Fields werden als ein MV plus ein
   Differenzvektor zusammengefasst, wenn spezielle Randbedingungen
   das erlauben.
In der Praxis werden die Modi aber schon ab c) zunehmend esoterisch.
Der Haken an MPEG2 ist, dass es interlace aware encoden *kann*, aber
nicht *muss*. Es ist also nicht zwangsweise interlace aware (;so wie
etwa HuffYUV) sondern nur, wenn der den Encoder bedienende Mensch
auch mitdenkt (;bzw. die von dem vorher mitgedacht habenden Entwickler
designten Signalisierungsmethoden für den Inhaltstyp auch funktionieren
und nicht von merkbefreiten Bedienern [oder gar Entwicklern] sabotiert
wurden). Das Drama um die Einführung eines Interlace-Flags in dem
Zwischenformat YUV4MPEG2 und dessen Behandlung in mpeg2enc zeigt schön,
wie sowas gründlich schief gehen kann.
-- 
                  The  S anta  C laus  O peration
  or "how to turn a complete illusion into a neverending money source"
-> Andre "ABPSoft" Beck     ABP-RIPE     Dresden, Germany, Spacetime <-