Frage von Rolfilein:Hallo zusammen,
gibt es hier jemanden, der einen optischen Motivsucher hat bzw. nutzt?
LG
Rolfi
Antwort von ludivine:
Hallo Rolfi,
ich arbeite schon seit über 30 Jahren und auch heute noch mit dem Mark IV Motivsucher, den ich mir seinerzeit in Hollywood gekauft habe. Hat schon damals knappe 1000$ gekostet,will ihn aber nicht missen.
Gruß
Ludivine
Antwort von Rolfilein:
Hallo Ludivine,
also da hast du dir ja wirklich ein schönes und vor allem zur Location passendes Andenken mitgebracht ;-)
Könntest du mal folgendes kurzes „Experiment“ durchführen?
Du schaust mit beiden Augen auf dein Motiv (z.B. Poster an der Wand, Heizung, Tisch, was auch immer).
Mit dem einen Auge blickst du dabei durch den Motivsucher; das andere Auge bleibt offen aber unbewaffnet.
Dann zoomst du solange, bis beide Bilder des Gegenstandes sich überlappen und in deinem Sehapparat gleich groß erscheinen.
Mit „beiden Bildern“ meine ich zum einen das Bild, welches du durch den Motivsucher siehst und zum anderen jenes „unverfälschte“ Bild, welches gleichzeitig dein nacktes Auge einfängt.
Wenn beide Bilder gleich groß erscheinen, welche Brennweite zeigt dir dann der Motivsucher im 35mm-Slot an? Wenn es nicht zu viel Mühe macht, kannst du gerne auch die übrigen Slots (16mm, Anamorphic etc.) mit angeben.
Für deine Mühen danke ich schon mal Voraus.
LG
Rolfi
Antwort von Frank Glencairn:
Das funktioniert so nicht.
Um beides gleich zu haben, muss der Viewfinder immer am Anschlag sein, bei mir wären das 200mm.
Antwort von Rolfilein:
Frank, welchen Motivsucher nutzt du?
LG
Rolfi
Antwort von Frank Glencairn:
Den kleinen Alan Gordon
Antwort von ludivine:
@Rolfi: worauf willst Du denn hinaus? Oder anders gefragt, was möchtest Du wissen?
Gruß
Ludivine
Antwort von Rolfilein:
Hallo Ludivine,
es geht um die Ermittlung oder Bestätigung der sog. Normalbrennweite.
Wenn man den Begriff der Normalbrennweite über den Abbildungsmaßstab des menschlichen Auges definiert, könnte doch so ein Motivsucher eventuell ein geeignetes Gerät sein, dies zu überprüfen.
Ok, man könnte jetzt auf die Idee kommen eine Kamera mit Sucher und Zoomobjektiv zu nehmen und solange zu zoomen bis eine Art „Superimposition“ bemerkbar ist. Allerdings manipuliert der Kamera-Sucher Bildgröße und Abbildungsmaßstab (zum einen durch seinen Vergrößerungsfaktor und eventuell den Crop-Faktor; zum anderen sind die Kamera-Sucher traditionell auf 50mm-Objektive geeicht). Beim Blick durch den Kamera-Sucher sieht man die Dinge folglich nicht so, wie die Kamera samt Objektiv die Welt abbildet, sondern nur so, wie der Sucher sie (manipuliert) wiedergibt.
Beim Motivsucher gehe ich davon aus, dass dieser einen unverfälschten Blick auf die Szene gewährt.
LG
Rolfi
Antwort von Frank Glencairn:
50mm kommt schon hin, wenn man das mit ner Spiegelreflex ohne elektronischen Sucher testet.
Antwort von pillepalle:
Da wird nichts genau übereinstimmen, weil man sich beim Sehen immer auf etwas konzentriert (Bildmitte). Das eigentliche Sichtfeld ist zwar größer, aber die Dinge am Rand kann man nur im sog. Augenwinkel wahrnehmen. Insofern ist der Eindruck nie so ganz identisch mit einem Sucher der abrupt am Rand endet. Aber prinzipiell ist die Normalbrennweite die dem natürlichen Eindruck nahe kommt die Formatdiagonale, also bei KB 43mm, bei Super35 ca. 31mm.
VG
Antwort von Frank Glencairn:
Mit der oben beschriebenen Testmethode kann man bei nem optischen Sucher die Bilder aber schon ganz gut überlagern, unabhängig von den Rändern.
Antwort von ludivine:
Man kann jetzt viel darüber diskutieren, was die Normalbrennweite ist. Da gibt es mehrere Ansätze. Aber lassen wir die ewige Theorie doch einmal weg.
Am set sieht es ganz anders und beileibe recht banal aus. Wenn man auf 35mm Film dreht, wie ich bei über 15 Hollywoodprojekten, dann geht es schlicht und ergreifend darum den Motivsucher dazu einzusetzen, den Kamerastandpunkt und die passende Brennweite für eine Einstellung zu finden.
35 mm Film ist halt sehr teuer und eine gute Planung der Einstellung im Vorfeld ist halt noch mehr angesagt, als beim digitalen Drehen (wo man natürlich auch genau sein soll)
Der wohl beste Motivsucher ist der von Arri, bei dem Du die angedachte Optik direkt drauf machst und Du dann ganz exakt den Bildausschnitt hast, wie er auf Film dann belichtet wird.
Alle anderen Motivsucher, wie z.B. auch mein Alan Gordon Mark IV sind nicht soooo genau. Er wird aber sehr viel von Kollegen eingesetzt, und auch bei namhaften Projekten.
Das sie nicht so genau sind macht aber auch nichts, wenn man seine Objektive mit den Einstellungen am Motivsucher abgleicht, so wie ich es bei all meinen Linsen gemacht habe.
Niemand diskutiert am Set über Normalbrennweite und die Sehweise des Auges.
Und übrigens: das UNDEUTLICHE Sehfeld des Auges entspricht 208 Grad, das des konzentrierten und deutlichen Sehens 37 Grad. Wir kommen also auf 32mm als "Normalbrennweite". Viele sehen aber das 50mm als "Normalbrennweite", was u. A. mit der Darstellung von Geschwindigkeit zu tun hat.
Doch wie ich schon sagte, am Spielfilmset führt man keine wissenschaftlichen Diskussionen sondern schaut durch seinen Motivsucher und gut ist.
Antwort von pillepalle:
@ luduvine
Dann habe ich Rolfileins Frage falsch verstanden, der meinte man solle das Bild der beiden Augen mit dem des Suchers vergleichen. Der Rest ist schon klar :)
VG
Antwort von Frank Glencairn:
ludivine hat geschrieben:
Wir kommen also auf 32mm als "Normalbrennweite". Viele sehen aber das 50mm als "Normalbrennweite", was u. A. mit der Darstellung von Geschwindigkeit zu tun hat.
Kommt ja hin mit den ungefähr 31mm bei S35 die Pille erwähnt hatte, aber was hat Geschwindigkeit damit zu tun?
Wenn man solche Tests wie oben beschrieben macht, sind das ja normal eher statische Motive.
Antwort von Rolfilein:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
ludivine hat geschrieben:
Wir kommen also auf 32mm als "Normalbrennweite". Viele sehen aber das 50mm als "Normalbrennweite", was u. A. mit der Darstellung von Geschwindigkeit zu tun hat.
Kommt ja hin mit den ungefähr 31mm bei S35 die Pille erwähnt hatte, aber was hat Geschwindigkeit damit zu tun?
Wenn man solche Tests wie oben beschrieben macht, sind das ja normal eher statische Motive.
Die 32mm beziehen sich aber auf 37° Sehwinkel.
Antwort von pillepalle:
Rolfilein hat geschrieben:
"Frank Glencairn" hat geschrieben:
Kommt ja hin mit den ungefähr 31mm bei S35 die Pille erwähnt hatte, aber was hat Geschwindigkeit damit zu tun?
Wenn man solche Tests wie oben beschrieben macht, sind das ja normal eher statische Motive.
Die 32mm beziehen sich aber auf 37° Sehwinkel.
Nein, sie beziehen sich auf die Formatdiagonale. Welche Brennweite 'normal' ist, hängt von Deinem Filmformat ab. Die ist nicht immer gleich. Der Sehwinkel ist immer 37° und Dein Auge hat in dem Sinne auch keine Brennweite. Die Normalbrennweite kommt nur Deinem Seheindruck nahe und deshalb nennt man sie normal.
Ich verstehe ehrlich gesagt immer noch nicht worum es Dir geht?
VG