Zunächst mal - Gebetsmühle - ist die Ausbelichtung auf 35mm gar nicht so sehr wegen der Auflösung in irgendeiner Weise kritisch, sondern wegen der Gradation, die bei analogem Film natürlich viel besser ist und wodurch eine Videoquelle meistens schnell entlarvt ist. Auch Video, das einmal interlaced war, erkennt man in Überlebensgröße sofort.scrooge hat geschrieben:Zum Beispiel wenn man später sogar ans ausbelichten auf 35mm denkt ?
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Aber ich hake doch nochmal zur Bildqualität nach. Meinen Film habe ich mit einer HV30 gedreht und die Auflösung und Bildqualität ist bekanntermaßen sehr gut.
Wenn ich meinen nächsten Film mit der 550D drehe und dabei "alles richtig mache", wie sieht es dann mit Auflösung und Bildqualität aus, wenn man das Resultat von Blueray oder gar gefazt auf der großen Leinwand sieht.
Besser oder schlechter als Video von HDV/AVCHD/XDCAM.... ?
Es geht nämlich beim Ausweichen auf ein schwächer (bzw. un-)komprimiertes, verlust-armes (bzw. -freies) Format nicht nur um Komfort durch Echtzeitschnitt. Veränderst du an deinem Original irgend etwas und speicherst es im selben Codec ab, wird die Information noch einmal schlechter, als sie es ohnehin war. Lies dazu diesen Artikel. Sollte dich das Thema ernsthaft interessieren, empfehle ich dir dieses Buch. Der Autor ist sehr bekannt, unter Indie-Filmern kann man sagen: berühmt. Von ihm stammt das Grading in diesem Video. Das ist reine DSLR-Angeberei, es geht immer nur um den cineastischen Look, der Inhalt ist nur ein Vorwand. Aber diese Wichser wissen halt, aus DSLR einiges herauszuholen, und ihr Film würde auf der großen Leinwand noch cool aussehen. Ihr Trick ist, von dem wenigen, was hochkomprimierte Codecs an Informationen speichern, nichts zu verschenken. Es ist immer noch in vieler Hinsicht als Video zu erkennen, aber es ist so ziemlich asgoodasitgets.masterseb hat geschrieben:... schneiden und lesen ja, aber nicht realtime abspielen. das ist das problem: man kann nicht wie mit üblichem material auf grund der starken kompression damit arbeiten. du müsstest alles rendern lassen bzw eben vorher umkonvertieren.
35mm ist ein aussterbendes Distributionsformat. Digitales Kino wird im Zuge des 3D-Booms auch ohne Förderung durch den Staat von vielen Kinos selbst finanziert. In jeder größeren Stadt findest du mindestens ein, eher aber fünf bis zehn Digital-Kinos. Mit diesem kostenlosen Tool kannst du dein Video in 24 B/s als unkomprimierte Tiff sowie 24bit Wav in eine Datei umwandeln, die der DC-Spezifikation entspricht (mit Wasserzeichen). Tip: Die 1080 x 1920er Auflösung (Format 16:9) in quadratischen Pixeln ist schmaler als die 17:9 Auflösung (2048 x 1108) des "Jpeg2000,1,85,XYZ", 16:9 ist einfach kein Kino-Standard. Mit den relativ gleichmäßigen Rand ums Bild kann man aber leben.scrooge hat geschrieben:... wenn man das Resultat von Blueray oder gar gefazt auf der großen Leinwand sieht.
Das Tool vom Wasserzeichen zu befreien, also eine Lizenz zu erwerben, lohnt sich wohl kaum. Wenn nichts mehr aufbereitet werden muss, kostet die Anwendung (so hörte ich von einem Kamerastudenten, der seinen Abschlussfilm ausgeben will) durch ein Studio angeblich 800 €. Ziemlich viel, wenn man bedenkt, dass man mit ein paar Klicks und einer NTFS-formatierten USB-Festplatte (auf die lässt man den Film am besten exportieren, von dieser wird er auf den Kinoserver überspielt) am Start ist, aber sehr wenig im Vergleich zum Fazen.scrooge hat geschrieben:Mal angenommen der ganze Workflow war sehr sorgfältig, dann spräche nach dem was ich aus deinen Ausführungen entnehme nichts gegen eine Aufbereitung des Films mit dem dcpcreation-Tool für die große Leinwand, oder ?
Ständig. Wir sind seit Fantasia 2000, also seit anno 2000, digital, und ich und meine Kollegen haben schon viel getestet. Eine Pal-DVD eines Spielfilms, über HDMI > DVI an den Scaler einer 2k Anlage mit 15 Candela (das für Projektion einzig aussagekräftige Lichtmaß, entspricht ~ 40.000 Ansilumen) ist auf einer 15 Meter breiten Leinwand vorführbar. Letzten Endes sind Deutschland, ein Sommermärchen und 28 Days Later ja auch DV-Filme. Was allerdings stimmt ist: Sie fallen nicht durch ihre Brillanz auf. Im Mittelfeld liegt 720p, hier sieht die HVX200 am besten aus. Die HDV- und AVCHD-Cams sowie die DSLRs sind mehr als genug scharf, haben aber schon einen starken Video-Look. Ich würde ihn lieber nicht noch besonders betonen, aber ihn völlig vermeiden zu wollen ist glaube ich aussichtslos. Korrekte Belichtung, kein Gain, wann immer möglich keine Halbbilder, Stativ, Schulterkamera oder Steadi, niemals Hand, und sich ansonsten von der Geschichte leiten lassen. Mehr kann man nicht tun, aber das ist ja schon viel.scrooge hat geschrieben:Hattest du als Vorführer schon Gelegenheit mal HDV-Material auf der Leinwand zu begutachten ? Oder DSLR-Videomaterial
So sehe ich das auch. Ich glaube, dass Filmlook eigentlich nur ein interessanteres, schöneres, aufregenderes, besseres Bild meint und nicht die Nachahmung der analogen Bildfehler. Aber selektive Schärfe ist ein mächtiges Werkzeug, wenn es darum geht, das Motiv herauszustellen. Aber erstens ist s nicht das einzige, es gibt noch mindestens zehn andere.scrooge hat geschrieben:Du hast geschrieben dass auch die DSLRs bei der Projektion einen starken Videolook zeigen. Das bestätigt also einmal mehr, dass geringe Schärfentiefe allein nicht gleich Filmlook ist.
Für läppische 600 Euro würd ich mir das Ding zusätzlich holen, den einen oder anderen unscharfen Clip damit drehen, die Auferstehung des Erbonkels beim Allerheiligen-Licht ("available light") auf dem Ostfriedhof drehen und ansonsten Fotos damit machen.scrooge hat geschrieben:Hmm, wenn ich mir überlege wieviel einfacher der Workflow mit meinem HDV-Camcorder ist und dann überlege, dass DSLR trotz geringerer Tiefenschärfe immer noch nach Video aussieht, dann komme ich schon ins Grübeln, ob ich überhaupt umsteige.
Kann ich auch nur empfehlen, es eignet sich nicht für alle Szenen aber mit leichten Mitteln fantastische Ergebnisse. Das war für mich auch der Grund von Magix auf Vegas Pro umzusteigen da man damit das recht komfortabel erreichen kann. Nur manche stark bewegliche Motive sind sehr schwer damit umzusetzen, man kann nicht alles damit machen was man mit ner DSLR machen könnte. Aber zumindest hat man später keinerlei Aufnahmen die nichts geworden sind weil man die Schärfe verfehlt hat. Ist eben eine Low-Budget Lösung aber damit muss man wenigstens nicht sofort umsteigen und muss nicht immer auf so einen Look verzichten. Auf jeden Fall trägt selektive Unschärfe enorm zum "Kinolook" bei finde ich, oder empfinde ich zumindest. Neben den vielen anderen Elementen natürlich, ganz vorne immer noch das Motiv, der gewählte Bildausschnitt und der Schnitt.und animierten Masken alles bietet (sehr cool, gibt'n krummen Rücken vorm Rechner, aber schont das Portemonnaie, gibt ein super Erfolgserlebnis und sieht klasse aus.
Ganz einfach, man legt den Film 2x übereinander, das untere Video bekommt einen Effekt Defocus drauf und dieser wird eingestellt. Im oberen Video muss dann die Maske gesetzt werden, dann stellt man schnell ein, wie der Rand vermischt wird in seiner Größe und zeichnet erst mal das Gebiet welches entweder so bleiben soll wie ist oder eben defocusiert werden soll, das ist Wurscht, das stellt man dann eh ein per "negativ/positiv" ein. Das wars erst mal, jetzt kommt es nur noch darauf an wie das Bild sich bewegt, ab dann muss man die Keyframes setzen, man verschiebt entweder die Maske im Ganzen wenn man Glück hat oder man muss die Maske morphen. Je weniger Keyframes umso besser, das gilt schon für die Maske. Wenn man das mal kapiert, kann man sehr schnell solche Unschärfen setzen. Man darf nur nicht unrealistisch werden, dein Auge sollte aber sofort eine zu starke Defocus Einstellung bemerken.scrooge hat geschrieben:@pilskopf
Sehr interessant, was du da von Vegas schreibst. Gibt es diese beweglichen Masken auch schon in der kleinen Version (Movie Studio Platinum) ?
Könntest du da ganz kurz den Workflow beschreiben ?
LG
Hartmut