Hallo zusammen,
nachdem ich Euch einige Zeit mit dem Beitrag PMR-Funk adé - suche Intercom-Lösung gequält habe, folgt nun der angedrohte (!) Erfahrungsbericht. ;-)
Einleitung:
Insbesondere für den Einsatz bei Liveproduktionen hatten wir uns ein Intercom von AXXENT gekauft, welches aus einer 2-Kanal-Basisstation (*) (MS-200) und derzeit drei Beltpacks (BP-100) besteht. Daran angeschlossen haben wir Hör-Sprech-Kombis von Beyerdynamic (DT-109).
* 2-Kanal bedeutet in diesem Zusammenhang, dass zwei getrennte Teilnehmerkreise miteinander kommunizieren können. Insgesamt kann man 14 Teilnehmer an der Basisstation anschließen.
Wir hatten uns für die 2-kanalige Basisstation entschieden, weil wir damit Programmton ins Intercom einspielen können. Je nach Aufnahmesituation kann das für die Kameraleute sehr hilfreich sein. Prinzipiell hätte sonst auch die 1-kanalige Version (MS-100) genügt.
Zur Verbindung der einzelnen Stationen wird gewöhnliches 3-pol. XLR-Mikrofonkabel verwendet, was den Einsatz (sowohl der Kabel als auch des Intercoms) sehr flexibel gestaltet. Speziell für diese Anwendung haben wir violettes XLR-Kabel gekauft, damit sich die einzelnen Leitungen (Video, Audio, Netz, Tally, Intercom) gut unterscheiden. Die Investition in Multicore-Kabel steht erst für die Zukunft an.
Einzelne Komponenten:
Die Bedienung der AXXENT Basisstation MS-200 gestaltet sich einfach und intuitiv, so dass man ohne großen Blick in die "Anleitung" (nennen wir das beiliegende Prospekt mal so) direkt loslegen kann. Schalter und Anschlüsse sind gut beschriftet und spätestens nach dem Drücken eines Knopfes weiß man, wofür der da ist. Alle XLR-Anschlüsse sind von Neutrik. Das Gehäuse hätte noch zwei Schrauben vertragen, damit an der Rückseite oben und unten nicht so viel Spiel bleibt. Nach dem Einbau ins 19"-Rack wird das Thema aber sicher erledigt sein.
Die AXXENT Beltpacks BP-100 sind sehr gut verarbeitet und vermitteln nicht zuletzt durch das Metallgehäuse ein Gefühl von Robustheit. Auf der Oberseite vorstehende Schalter und Drehregler sind durch die erhöhte Seitenwand gut geschützt und bleiben mit der Hand dennoch gut erreichbar. Die Bedienung ist ebenso einfach und intuitiv wie die der Basisstation. Letztere versorgt die Beltpacks mit Strom, so dass neben dem XLR-Kabel kein weiterer Anschluss und kein externes Netzteil erforderlich ist.
Die Beltpacks können sowohl in Reihe als auch parallel an die Basisstation angeschlossen werden. Praktisch ist auch der (ebenfalls metallene) Gürtelclip, mit dem sich die mobilen Stationen am Gürtel oder Hosenbund befestigen lassen. Die Bedienelemente bleiben dadurch gut im Blick und die Kabel führen alle nach unten weg. Im Einsatz hatten wir bisher bis zu 125 m Kabelstrecke zwischen der Basisstation und zwei Beltpacks in Reihe, sowie ein drittes Beltpack über 75 m Distanz parallel. Mit guten XLR-Kabeln ist das ohne Leistungseinbußen möglich.
Die Lautstärke der angeschlossenen Kopfhörer lässt sich an jeder Station (Basis/mobil) individuell regeln. Lediglich das Mischungsverhältnis von Intercom und Programmton kann nur an der Basisstation eingestellt werden. Dass dieses System auch einen Licht- und Tonruf bietet (Ton abschaltbar), ist für unsere Anwendung eher zweirangig.
Zu einem Intercom gehören natürlich auch geeignete Hör-Sprech-Kombis. Hier entschieden wir uns für das Modell DT-109 von Beyerdynamic, weil das einen sehr robusten Eindruck machte. Etwas vergleichbares fanden wir weder bei Sennheiser noch bei anderen namhaften Anbietern. Auch hier die Meldung: Sehr gut verarbeitet, hoher Tragekomfort und gute Dämpfung von Umgebungsgeräuschen (sowohl Kopfhörer als auch Mikrofon). Für das AXXENT-Intercom gibt es ein passendes Anschlusskabel mit 4-pol.-XLR-Kupplung (Anschlusskabel muss man separat zum DT-109 dazukaufen, da gibt es verschiedene).
Praktischer Einsatz:
Erstmalig war das System zum "Schloss in Flammen" am 16.07.06 in Wiesbaden im Einsatz. Drei Kameraleute und eine Bild-/Tonregie wurden mittels Intercom miteinander verbunden. Zwei Kameramänner standen direkt vor den Beschallungslautsprechern an den Seiten vor der Bühne, die Kamerafrau an der Übersichts- und Feuerwerkskamera etwa 150 m weiter weg hinter den Zuschauern.
Zunächst dachten wir, die Kommunikation ginge hauptsächlich von der Regie aus zu den Kameraleuten (wie das bei der vorherigen Funk-Lösung der Fall war, wo immer nur einer sprechen konnte), doch es zeigte sich schnell, dass wir die Mikrofone alle offen lassen konnten. So konnte jeder stets sprechen und hören, ohne dafür irgendwelche Knöpfe drücken zu müssen. So entstand schließlich ein reger Austausch, um einen einwandfreien Livemitschnitt dieses Projekts zu realisieren. Immerhin sahen die Kameramänner an der Bühne mehr Details vom Orchester als der Cutter in der Bildregie und konnten auch andersrum Vorwarnung für bestimmte Ereignisse geben (etwa wenn sich ein Spieler bereit gemacht hat, sein Instument anzusetzen).
Dass unsere laufende Kommunikation dennoch niemanden gestört hat, lag sicher auch an der Qualität der Hör-Sprech-Kombis. Die Mikrofone nehmen praktisch nur den Schall vom Sprechenden wahr und dämpften die Umgebungsgeräusche auf ein Minimum ab. Dazu kam die gute Dämpfung des Kopfhörers, so dass wir auch in lauter Umgebung maximal mit Zimmerlautstärke sprachen. Das hat vom Orchester und den Zuschauern niemand gehört (wir hatten zwischendurch nachgefragt).
Am Ende der Veranstaltung waren wir uns alle einig: Das Geld fürs Intercom war gut angelegt und wird sich die nächsten Jahre mit qualitativ hochwertigen Liveproduktionen bezahlt machen.