macaw hat geschrieben: ↑Mi 15 Sep, 2021 21:38
Du hast hier viel geschrieben und im Grunde nichts gesagt. Ich checke nicht im Ansatz, was das bringen soll. Welche Erleichterung bringt mir ACES wenn ich Arri Alexa Material habe und da etwas retuschiert werden soll? Seit 12 Jahren arbeite ich schon mit gegradetem und "rohem" Material und hatte nie irgendwelche Probleme. Ich bitte um eine direkte und simple Antwort.
Ein ganz einfaches beispiel, wo diese vorteile einer physikalisch korrekten abbildung von licht- und farbwerten sehr deutlich zu tage tritt, betrifft die ganzen begleiterscheinungen, die sich einstellen, wenn du einfache blur-filter od. irgendwelche etwas komplizierteren korrekturen des schärfeverlaufs od. objektivverhalten (künstl. bokeh-simulation etc.) verwendest. dort zeigen sich im sRGB arbeitsraum sowohl im hinblick auf die farbverfälschungen an sich berührenden farbkontrasten wie auch in der unrealitisch wirkenden staffelung der helligkeit ganz ungute begleiterscheinungen, während das in ACES bzw. sauber umgesetztem scene referred abbildungs- und berechnungsmodellen nicht der fall ist.
einprägsame beispiele, die demontrieren, wie sich eine ganz einfache blur-operation in sRGB od. rec709 ohne zusätzliche maßnahmen an den grenzen der rot-grün-übergänge verhält bzw. von einer sauberen operationen in linearen farbräumen bzw. ACES u.co. unterscheiden, findest du bspw. hier:
https://ninedegreesbelow.com/photograph ... blend.html
(
ninedegreesbelow.com ist überhaupt eine ganz wunderbare website, wo sehr viele dieser technischen detailprobleme korrekter farbbearbeitung wunderbar beschrieben werden)
natürlich findet man diese probleme in vielen heutigen programmen nicht mehr in ihrer ursprünglichen ganz extremen form, weil jedes programm einfach umzusetztende vorkehrungen trifft, dem ein wenig entgegenzuwirken.
ich persönlich würde das ganze RCM-konzept unter diesem gesichtspunkt sehen. es wurzelt zwar noch immer ganz unübersehbar in den veralteten display referred zugängen, versucht aber speziell im umgang mit der helligkeitsinformation ein paar dinge auszubügeln, die früher einmal das korrigieren der farben sehr störend begleitet haben.
noch vor einigen jahren, war das natürlich tatsächlich bereits eine spürbare verbesserung, heute dagegen würde ich es eher als weitestgehend überholt und unnötig problematisch ansehen. mittlerweile kann man das einfach alles deutlich sauberer und vernünftig nachvollziehbar lösen. ACES ist gewissermaßen ein standardisierungsversuch, diese heutigen best practice zugänge in allen programmen ähnlich und untereinander austauschbar zu nutzen.
aber wie gesagt, ganz so wild treten die unterschiede heute meist nicht mehr in erscheinung, trotzdem sind sie nicht völlig verschwunden. das betrifft fast alle komplexeren eingriffe in der einen od. anderen form bzw. verschieden stark. wenn man einmal gelernt hat, auch auf diese subtilen details zu achten, tut man sich verdammt schwer, sich mit irgendwelchen kompromissen zufrieden zu geben, die das nur zum teil in den griff bekommen bzw. es bloß oberflächlich abfedern.
dagegen ist z.b. die frage, wie groß der genutzte gamut-arbeitsbereich ist, relativ belanglos bzw. von viel geringer praktischer bedeutung.