Postproduktion allgemein Forum



Tips für "Kinosound" in der PostPro ?



Fragen rund um die Nachbearbeitung, Videoschnitt, Export, etc. (div. Software)
Antworten
scrooge
Beiträge: 679

Tips für "Kinosound" in der PostPro ?

Beitrag von scrooge »

Salü zusammen,

gestern hab ich mir die DVD "Gladiator" angesehen. Dabei habe ich mir den Ton (bei der Schlacht in Germanien) einmal in Dolby Digital 5.1 angehört und einmal mit einem normalen Stereo-Kopfhörer.
Die phantastische Qualität des Sound kommt bei BEIDEN Hörweisen rüber. Die Surround-Mischung macht definitiv nicht die Kinoqualität aus - obwohl man heutzutage immer gleich 5.1 mit Kino und Standard-Stereo mit Omas Radio verbindet - völliger Unsinn. ;-)

Nun meine Frage:
Es war in Gladiator der Einsatz der einzelnen Sounds, insbesondere der sehr beeindruckende Hall etc. der den Gesamteindruck ausmachte.
Wer kann mir Tips oder Links geben, die dem eigenen Filmton diese "räumliche Tiefe" großer Hollywoodfilme geben ?

Wir arbeiten gerade an einem Spielfilm der einen solchen Ton gebrauchen könnte, daher bin ich für jeden Tip dankbar. Ich meine dabei nicht Tips zur O-Tonaufnahme sondern zum "Sounddesign" in der Nachbearbeitung.

Vielen Dank schonmal.
Hartmut



Axel
Beiträge: 16879

Re: Tips für "Kinosound" in der PostPro ?

Beitrag von Axel »

Hallo Hartmut,
du hast natürlich Recht, dass eine GUTE ABMISCHUNG auch in Stereo und sogar manchmal in Mono gut klingt.
Hier ist das Geheimnis: Der 5.1 - Ton ist eine Abmischung in 6 Kanälen, die, was die Ton-Events betrifft, sauber getrennt sind. Dadurch ergibt sich eine Transparenz des Raums, die eine grosse Tiefe suggeriert.
Aber: Live-Ton, der parallel zur Bildaufnahme und womöglich mit nur einem Mikrofon "mit"-geschnitten wurde, enthält notwendigerweise viele auch unerwünschte Events wie unterschiedlich prägnante Stimmen der Darsteller aufgrund unterschiedlicher Entfernung zum Mikro (vielleicht wendet einer nur den Kopf aus dem Aufnahmebereich des Richtmikros), "realistische" Nebengeräusche, Reflexionen von Wänden, etc.
Ausserdem hast du nur einen Tonbrei, an dem es auch mit den raffiniertesten Filtern nicht mehr viel abzuschmecken gibt.

Regel Nr. 1: Vergiss Realismus! Frage dich: Mit welchen Klangfarben, Nuancen will ich den Raum, den man sieht, füllen, wie soll er "riechen"?

Regel Nr. 2: Trenne deine Zutaten. Versuche, Stimmen von Darstellern möglichst einzeln (per Mikro-Angel oder Ansteckmikro) und unverzerrt aufzunehmen. Die Canon XLs und die Panasonic DVX 100 erlauben es, zwei Mikrofone auf getrennte Spuren aufzeichnen zu lassen. Geht das bei dir nicht, verwende Tonbänder, DAT-Recorder oder MD-Recorder und benutze eine Filmklappe zur Synchronisation. Benutze in diesem Falle die DV-Tonspur nur als Orientierung.

Regel Nr. 3: Jage und sammle! Benutze für ein vorbeifahrendes Auto, eine gurrende Taube, Regen oder Sonnenschein nicht das öde Original, sondern saubere Konserven. Sammle Töne auf CD, durchforste auch "Sound-FX"-CD´s, werde Foley-Artist (mache deinen eigenen surrealen Regen mit Trockenerbsen, die in einer Salatschüssel kreiseln).

Regel Nr. 4: Mix it, Baby! Ein guter Longdrink besteht nicht aus 20 Zutaten. Eine Grundnote mit Anklängen von Obertönen, mit eindeutigem Geschmack. WIE klingt der Verkehr im Hintergrund? Düster? Heiter? Bedrohlich? Dumpf, als stündest du unter Drogen? Naja, jedenfalls nicht nur einfach "realistisch". Klingen Pfeile, die durch die Luft pfeifen, wirklich so? Knarrt ein gespanntes Katapult wie die Gorch Fock, bevor sie auseinanderbricht? Klingt eine Streitaxt im Brustkorb wirklich wie "damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeissen können"? Und vor allem: Würde man in einem Kampfgetöse Deutschland vs. Italien wirklich solche Details noch heraushören können?

Regel Nr. 5: Spuren sichern! Halte möglichst viele Audiospuren in deinem Schnittprogramm (oder in deinem Audio-Sequenzer) solange wie möglich getrennt. Höre sie wenn möglich einzeln zusammen mit den Bildern ab. Lass dir auch nach dem fertigen Mix die Option, an einer Spur Lautstärke, Panning, Effekte nachträglich zu ändern, indem du diese Versionen sicherst.

Regel Nr. 6: Die Wahl der Waffen. Verwende die richtigen (nicht notwendig die teuersten) Mikrofone. Delegiere den Ton bei der Aufnahme an einen Tonmann. Traue deinen Lautsprechern nicht. Benutze für die (Stereo-) Abmischung einen passenden Kopfhörer, wie in dem Beitrag "Empfehlung für Mikrofon" beschrieben.

Ich könnte noch weiterschreiben, but you got the picture!
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



scrooge
Beiträge: 679

Axel du bist spitze !

Beitrag von scrooge »

Genau solche Tips wollte ich haben.
Da ist einiges bei, was ich bisher so noch nicht bedacht habe.
Vielen Dank für die Mühe.

Falls du noch mehr Tips hast, nur zu ;-)

@alle:
Gibt es zur Filmvertonung eigentlich auch praxisnahe Bücher, Workshops o.ä. ?

Gruß
Hartmut



yenz

Re: Tips für "Kinosound" in der PostPro ?

Beitrag von yenz »

zu dem Thema habe ich das:

http://www.dplay.com/book/app/#trans

gefunden, ziemlich teuer, englisch, aber sollte ziemlich genau das sein, was Du suchst!

Grüße
yenz



 Aktuelle Beiträge [alle Foren]
 
» 90 Video-producing Agenturen in meiner Stadt - Zu viel konkurrenz ?
von j.t.jefferson - Do 0:37
» Erstes Yoga Projekt
von Darth Schneider - Mi 20:50
» Viltrox bietet astronomische 10x Cine-Zooms sowie neue EPIC Anamorphoten
von iasi - Mi 20:27
» Sony Xperia 1 VII mit größerem 16mm-Bildsensor und KI-Kameraführung vorgestellt
von j.t.jefferson - Mi 20:21
» Google Veo 3 testen: So geht's mit Replicate – inklusive Sound!
von slashCAM - Mi 14:39
» Kamera für Interviews
von blueplanet - Mi 14:10
» Künstler: Simon Ubsdell und Apple Motion
von roki100 - Mi 12:41
» Sony A7S III erste Erfahrungen, Bugs, Problemlösungen,...
von Axel - Mi 9:34
» Nikon Z8 Firmware 3.0 Ankündigung
von pillepalle - Mi 6:18
» Apple AirPods als Kamera-Fernbedienung und für Audioaufnahme "in Studioqualität"
von slashCAM - Di 15:39
» Urhebberrecht von [un]fertiger veröffentlichter kunst, in gefahr?
von walang_sinuman - Di 13:24
» Battlefield Effekt leicht versetzt elektrisch?
von Silentsnoop - Di 8:51
» Aputure Sidus Link Pro 2.0 - Lichtsteuerung mit noch mehr Funktionen
von ChristianG - Di 8:03
» Biete Blackmagic Micro Cinema Camera Set
von MuffinOne - Mo 22:34
» Die Gewinner der globalen Sony Future Filmmaker Awards 2025
von cantsin - Mo 22:32
» Sony WH-1000XM6 bringt noch besseren Klang und Noise Cancelling
von Darth Schneider - Mo 18:39
» 7Artisans Infinite - 7 Cine-Objektive (FF) mit T2.1-2.5
von Ingole - Mo 12:49
» Rode NTH-50 - Alternative zum Sennheiser HD-25?
von rush - So 17:06
» !!Biete!! NIKON Z6 BODY
von pillepalle - So 11:14
» Panasonic L-Mount Cine-Kamera als Konkurrent zur Sony FX3 im Anflug?
von cantsin - So 8:21
» Seit Update auf Studio 20: Problem mit Film Look Creator
von scrooge - Sa 20:43
» Nexus G1 - Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K im Carbon Cine-Gehäuse
von Darth Schneider - Sa 12:33
» Maxon kauft Autograph / Left Angle
von markusG - Sa 12:19
» Fujifilm GFX Eterna: Sensor, Codecs und Modi der kommenden Cinema-Kamera
von iasi - Sa 12:15
» Canon C400 erhält erweitertes AF-Tracking - und Passwortschutz
von Da_Michl - Sa 7:31
» Nikon Z6 III - Sensor-Bildqualität, Rolling Shutter, Dynamik - Günstige Z8 für Filmer?
von pillepalle - Fr 22:51
» Videofunksysteme, zB Hollyland SYSCOM 421 - Erfahrungen?
von acrossthewire - Fr 18:59
» Sigma AF Cine Zooms angekündigt
von rob - Fr 11:42
» Sigma 28-45mm T2 FF und 28-105mm T3 FF in Entwicklung
von slashCAM - Fr 10:18
» Alternative Encore ODER Menü für HDD statt BD/DVD
von Mayk - Fr 9:07
» Sony FX2 im Praxistest: Erstmalig neigbarer Sucher, Cine-Gehäuse wie FX3, 33 MP Fullframe CMOS
von rob - Do 21:51
» Panasonic LUMIX S1II und S1IIE für Videofilmer - bis zu 15 Blendenstufen und ARRI Log
von blueplanet - Do 16:31
» Seagate liefert 40 TB Festplatten aus - aber noch nicht für jedermann
von slashCAM - Do 13:21
» Neue Intel Arc B580 and B570 Grafikkarten für 220-250 Dollar vorgestellt
von GaToR-BN - Do 12:26
» Welches Dock für Mac mini M4
von vaio - Do 1:45