Jetzt ist mein zehnter Tag mit FC zehn. Ein bisschen früh für ein Fazit. Mittlerweile bin ich allerdings um, mal nachsehen, 37 Lynda-Lektionen, ca. 20 Larry-Jordan-Lektionen sowie das aktuelle FCP X-Handbuch reicher als bei meinem letzten Posting vom 30.06.
Mein Übungsprojekt umfasst 340 Clips mit unterschiedlichen Codecs und Frameraten, diverse Grafiken und Wavs.
Ich bilde mir ein, ein ganz gutes Gefühl dafür zu haben, was ein Programm verknusen kann und was nicht. Ihr könnt mich jetzt gerne einen naseweisen Anfänger nennen, aber aus der Natur der bis jetzt gelesenen Blackboxen nach Großprojekten abgestürzter FCPs schließe ich, dass bestimmte Dinge sich seit dem ollen FCP classic (das ich seit mehr als einem Jahrzehnt kenne) nicht geändert haben:
1. OSX kann unendlich viele Dateien verwalten, ohne davon ausgebremst zu werden. Mein Fun-Mac verwaltet knapp 120 GB mp3s mit iTunes und einem sehr ähnlichen Tagsystem wie FCP X. Man sollte unterscheiden zwischen Dateien, deren Tags
angezeigt werden und Dateien, auf die das System permanent Zugriff haben muss, weil sie stückchenweise
selbst permanent in Verwendung sind (nämlich in einer Handlung). Wer hat schonmal die Schriftsammlung mit 1 GB neuer Fonts gefüttert und danach erlebt, dass sein Mac noch fit war? Grund: Einige Tausend
gleichzeitig aktiver Fonts, die für alle Programme zur Verfügung gestellt (= nicht deaktiviert) werden, bremsen alles extrem aus. Strandball des Todes ...
Lösung, wie im klassischen FCS: Was in FCP X die Storyline
und das Projekt, war früher die Sequenz. Eine Sequenz (=Szene) von einer Stunde war zäh, sechs Sequenzen von je zehn Minuten waren flüssig, auch als in einer Mastersequenz von einer Stunde verschachtelte Untersequenzen. Scheint mir in FCP X dasselbe zu sein: Clips zusammenfügen, und zwar zu dem Zweck, kleinere Einheiten im Sinne von Sequenzen zu größeren im Sinne des gesamten Films zu verschachteln.
2. Logische Konflikte. Das alte FCP bewarb die Möglichkeit, Spuren zu verschachteln, als Revolution des Videoschnittes. Dabei war das der große Bug der Software. Wir erinnern uns: Es war möglich, Sequenzen zu duplizieren, es war möglich, Projekte zu sichern, es war auch möglich, alternative Projektarchive zu sichern ("sichern als... ... Ben Hur Kopie"), und es war gleichzeitig möglich, die orphanisierten verschachtelten Sequenzen kurzfristig vom Abstellgleis zu holen, eine gelungene Schnittfolge als, äh, Sekundärhandlung auszuwählen und in das Parallelprojekt, dessen Bearbeitung auf einem früheren Zustand des fraglichen Footages beruhte, in das neuere Projekt einzufügen, Bluescreen.
Das hätte einfach nicht gehen dürfen. Das Programm hätte warnen müssen:
Diese Aktion kann nur gültig sein, wenn Sie die Auswahl aus der genesteten Sequenz, die Sie einfügen wollen, zuvor als eigenständigen Film re-importieren. >OK? - aber natürlich ist eine so unelegante Warnung nicht apple-like. Töte während einer Zeitreise nicht deinen Opa, sonst wirst du nicht geboren.
FCP X kann nicht sichern, darum ist dieses Paradoxon ausgeschlossen?
Stimmt nicht. Wenn ein Projekt dupliziert wird, ist das erste Projekt in dem Moment gesichert. Man tut dies, um einen bestimmten Bearbeitungsstand zu bewahren. Es ist noch viel verlockender als in FCP7, Clipfolgen wechselseitig auszutauschen. Der Austausch ist logisch gesehen ein Compounding, auch wenn es nicht so heißt.
Rick Young beschreibt
hier, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit compound clips für das anfängliche Zerstören seiner komplexen Projekte verantwortlich waren. Jedenfalls, sobald er auf zusammengefügte Clips verzichtete, blieb FCP X stabil.
Meinem Gefühl nach stimmt folgendes:
> Es ist nicht nötig, nur zum Zweck der Übersichtlichkeit Handlungen zu kompostieren. Die storylines sind ja wohl im Vergleich zu früheren Spuren-Abaci Muster an Übersichtlichkeit. Also lieber sein lassen.
> Projektkopien
oder Originale am Ende eines Arbeitstages
in den Papierkorb befördern. Strengstes Inzuchttabu.
Ist das ein exklusives FCP-Problem? Nein. Ich bringe euch Premiere in Rekordzeit zum Absturz, auch wenn ihr eine megafette Workstation habt. Kann höchstens sein, Premiere lädt nicht so zum Experimentieren ein ;-)
3. Projektverwaltung. Was sich auch nicht geändert zu haben scheint ist, dass FCP auf der Systemplatte sein muss, Footage und Renderdateien (Lesen und Schreiben) aber nicht. Kein Problem, werden wohl viele so gemacht haben. Um das System zu entschlacken, würde ich täglich die nicht verwendeten Renderdateien löschen.
4. Auch das Löschen der
com.apple.finalcutpro.plist ist immer noch ein Jungbrunnen für die Software. Gut: Die Einstellungen braucht man nicht zu sichern, da es nur noch Sekunden dauert, die Formalitäten zu erledigen.
Vorläufiges Fazit: Wenn die Erwartungen so niedrig geschraubt sind, wie sie es bei mir nach meinen Erfahrungen von früher waren und wenn man dementsprechend vorsichtig zu Werke geht, wird man sehr positiv überrascht werden. Deshalb gut, dass es f*ck FCPX-Threads gibt.