Nr.1: Würden Filme über Kindesmissbrauch mal aus der Sicht (vor allem: der
Gefühlslage) der den ihren angeblichen Beschützern Vertrauenden, der Kinder, gemacht, die Ergebnisse wären nicht nur nicht jugendfrei, sie wären völlig unerträglich. Der Film macht sich einer schicken Verharmlosung schuldig.
NEEL hat geschrieben:Beim ersten Film spürt man die Haltung des Machers, er ist stark, wenn auch schon tausendmal gesehen.
Tausendmal gesehen, mit dem Auge des öffentlichen Gewissens. Der schlimmste Gehorsam gegenüber einem Tabu ist, das Thema mit formaler Eleganz abzulutschen. Die Haltung des Machers, eines typischen Effekthaschers, ist ekelhaft unaufrichtig.
domain hat geschrieben:Unerquickliche Themen ohne eine Spur von Humor zu finden ist ja leicht. Da versteht man auch, warum Schriftsteller wie Ephraim Kishon oder Roald Dahl so erfolgreich werden konnten.
Der Film ist nicht deswegen nicht zum Lachen, weil das Thema ernst ist, sondern weil der Film so schlecht ist. Humor ist nicht nur, was in dieser Rubrik abgesondert in Zeitschriften auftaucht oder der geistige Limbus deutscher TV-Comedy.
Gerade kontroverse Themen bedürfen des Humors, um sie zu erfassen. Betroffene Starre gegenüber einem Tabu dagegen ist nicht komisch (Wer sagt "schrecklich, furchtbar, ich bin so betroffen" macht sich im Gegenteil immun gegen die Wirklichkeit, die Wirklichkeit bloß nicht zu leugnen, kann trotzdem eine gelebte Verdrängungslüge sein).
Der zweite Film arbeitet mit Bildern wie aus der Werbung, man erfährt in Bruchstücken, was man wissen muss. Er ist m.E. filmischer als der erste. Die o.e. Haltung des Machers aber ist ebenso oberflächlich und effekthascherisch. Der Selbstmord des Bankers. Tragisch? Gerecht? Schockierend? Nichts davon, bloß abgedroschen.