WoWu hat geschrieben:Dabei wird die Farbtiefe von 8 auf 10 Bit erweitert und der Chromaanteil von 4:2:0 nach 4:2:2 interpoliert - beides gut für Arbeiten wie Farbkorrektur oder Keying in der Postproduktion.
Landläufiger Irrglaube.
Was davon? Dass die Chromainformation interpoliert wird, sobald man auf 4:2:2 umrechnet?
Oder dass es gut für Farbkorrektur ist? Berechnet werden
muss ein neuer Farbwert für jedes Pixel zumindest vorläufig, auf dem hypothetisch exakten oder vagen (Float-)Wert basieren die nachfolgenden Berechnungen, und es sollte
eigentlich egal sein, wann die Fälschung Fakt wird. Es kommt darauf an, wie. Und darum ist es nicht ganz egal, wann. Ein exakter Farbwert für ein Pixel, das im Original gar keinen solchen Wert hatte (die 4:2:0 Kompression) ist eine Phantasie. Er ist nicht mehr Original. Wäre es nicht besser, sämtliche Verschiebungen der Farbwerte in der Berechnung nur auf die Originaldaten zugreifen zu lassen? Führt nicht das Einführen dieser zusätzlichen, falschen Information (4:2:2) zu Bildfehlern?
Zweifellos, wie sollte es anders sein?
Allerdings, berechnet man neue Werte für ein 4:2:0 Original, hat man diese falschen Werte ebenso. Mit Fließkommaberechnung bleiben sie bis zur endgültigen Festlegung zumindest , was den 8-bit-Wert betrifft, in der Schwebe, aber irgendwann wird ein Phantasiewert gerundet, der mit jedem Bearbeitungsschritt weniger reell ist. Die frühe Festlegung durch Wandlung zu 4:2:2 bleibt optisch unbemerkt. Das Video ist nicht besser geworden, aber es "hält" länger. Dies ist die Erfahrung mit 4:2:2 Intermediates. Die Idee ist vergleichbar damit, ein JPEG in eine höhere Auflösung umzurechnen, bevor man in Photoshop damit arbeitet. Ganz gewiss verbessert man das Original nicht, sondern fügt ihm im Gegenteil Artefakte hinzu. Niemand, der die Situation aus der
Praxis kennt, würde es allerdings anders machen. Jeder würde sich natürlich über eine bessere
Originalqualität freuen, aber diese ist bei Con- und Prosumercamcordern nun mal nicht verfügbar. AVCHD, HDV, H.264 und Bearbeitung nennen Puristen nicht im selben Satz.
Dasselbe gilt für Keying. Bei einem Pixel ohne eigene Farbinformation wird so oder so Farbe gemittelt, falsche Werte für diesen Bildpunkt. In der
Praxis ist das Problem des Keyings nicht das Erfassen der Keyingfarbe, sondern das Glätten und Säubern von Kanten und umfassende Farbkorrektur auf dem Motiv. Für die, wie oben erwähnt, 4:2:2 stabiler ist.