Anonymous hat geschrieben:Das einfachste wäre wohl ein matchcut, wenn der flug schnell genug ist wird der nicht weiter auffalen denk ich und du hast das Problem gelöst wie du durch die Linse durchkommst!
Gewiß. Dies ist aber eine 80er Jahre Problemlösung. Durch den Cut wird jedem klar, was gemeint ist, auch ohne es zu sehen. Heute geht es oft nicht um eine Erzählfunktion, sondern um das Vorführen eines verblüffenden Effekts. In diesem Falle eine unmögliche Kamerafahrt. Die Logik ist dabei außen vor.
Selbst ein wirklich großer Regisseur wie David Fincher ist schon über diese Trickkiste gestolpert. In
Panic Room geht es um Klaustrophobie, wenn man nämlich völlig eingeschlossen und isoliert ist. Durch das permanente, aufdringliche Verbinden der Schauplätze durch Lüftungsrohre, Schlüssellöcher, etc. wird dieses Gefühl weitgehend abgemildert. Ansonsten ein großartiger Film, in jeder Hinsicht.
Gummientes Lösung klingt perfekt. Sie kann natürlich nie wirklich realistisch aussehen, weil man eben durch ein Spionglas nicht fliegen kann. In spätestens fünf Jahren wird man über diese sinnlosen Tricks lachen.
Es
gibt tolle unmögliche Kamerafahrten. Die folgende Kamerafahrt (in Schwarzweiß und 70mm 6-Kanal) aus
Andrej Rubljov (1969) gehört dazu: An einem warmen Sommertag ruht sich ein Holzfäller auf dem frischen Baumstumpf aus, vor ihm plätschert ein Bach, Vögel singen, das Sägeblatt, das neben ihm lehnt, schwingt noch und macht leise winggg wanggg. Aus dem Hintergrund nähert sich jetzt Lärm, Johlen, Pferde. Der Lärm kommt schnell näher. Als der Holzfäller sich umdreht, schlitzt ihm ein vorbeireitender Tartar mit seinem Säbel die Kehle auf. Die Kamera rast auf den Blutstrom zu und verfolgt mit unglaublicher Ruhe ein einzelnes Blutsrinnsal (Makro) auf seinem Weg nach unten, über den Körper des Mannes (während die Tartaren sich akustisch wieder entfernen), durch das Gras und in den Bach. Unter Wasser (stumm) verliert sich das schwarze Blut unter der sonnenlichtgefleckten Wasseroberfläche. Die Kamera taucht wieder auf und man sieht am Horizont Staubwolken. Die Vögel zwitschern weiter, die Säge macht "winggg wanggg".
Kein Zweifel, daß eine solche Einstellung effekthascherisch ist. Aber Mann, sie raubt einem den Atem! Was man von Fahrten durch Schlüssellöcher wohl nicht behaupten kann.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...