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von arteurope » Fr 17 Nov, 2017 19:44
2017, so schnell vergeht die Zeit. Da wird es wirklich höchste Eisenbahn sich mit den Dokus aus dem letzten Jahrhundert zeitgemäß zu beschäftigen. Und die sind von mir vorwiegend in den 90igern entstanden.
Weil hier so oft von Qualität gesprochen wird möchte ich als Performancekünstler und Diplom-Medienpädagoge kurz auf filmische Qualität eingehen. Dazu eine kleine Geschichte: In einem Jugendzentrum hatte ich einen Kollegen, der immer das neuste Semiprofessionelle Equipment hatte und damit z.B. seine Hochzeit filmte - in digital, zu einer Zeit als noch längst nicht jeder einen VHS Rekorder hatte. Tatsächlich war die "Qualität" beeindruckend.
Als meine Gruppe Jugendlicher sich für Video, Filmsprache etc begeisterte, selbst etwas herstellen wollten, war der Kollege sofort dabei seine qualitativ aussergewöhnlichen Privataufnahmen vorzuführen. Ich fand das gut, hätte man doch eine Ahnung davon bekommen was möglich ist, unter welchem Licht, wann zoomen, bewegen usw. Aber sie fragten mich gleich, ob ich nicht etwas im Angebot hätte. Ich hatte nur eine alte VHS Kassette mit Alien 1. Teil im Longplay aufgenommen. Alle wollten lieber diesen Film sehen, also die Anfangsszene, wo das Schiff und die Besatzung erwachen, sehr gut und lehrreich, echte Quallität. Das Umsetzen des Erwachens.
Dehalb, liebe Freunde, das meint man, wenn man von Qualität spricht. Schön, wenn dann auch noch ein scharfes echtes Bild dabei ist, aber wir Menschen formen auch aus mäßigem Bild ein Erleben, wenn die Geschichte stimmt.
Wenn man also etwas schneidet, zusammenstellt, ist es in erster Linie die Story und nicht die Bildqualität. Die 2. Frage, die hier im Zusammenhang von Qualität nie gestellt wird ist:wo soll der Film laufen? Im Kino, Fernsehen, Wohnzimmer, oder Internet. Wenn die Recipienten Familie und Freunde sind, also ein paar Mann, lohnt keine Nachbearbeitung. Man steckt seine Zeit besser in den Umgang mit der Kamera und filmt den Film direkt da rein. Geht nicht? Doch geht, ich habe in Qualifizierungsprojekten viele dieser Kamera-in Filme hergestellt, die heute noch den Auszubildenden vorgespielt werden. Packst du die Kamera ein, ist der Film fertig. Ich hatte dazu die Sony 6000E und habe 2007 die letzten HI8Filme gemacht, bevor sie nicht mehr wollte.
Für das Internet ist eine ähnliche Vorgehensweise ratsam, Übung macht den Meister, vieles kann man voraussehen, wenn man sich mal drauf eingelassen hat. Allerdings muss hier sowieso Nachbearbeitet, zumindest konvergiert werden, da kann man auch nochmal den Schnittrythmus optimieren, ein Aufwasch, ca 1 Stunde länger bei ca 10Minuten Film. Aber das lohnt sich, weil es viel mehr Recipienten sind, wenn die Geschichte stimmt.
Wer meint mit 4k arbeiten zu müssen, vergisst oft, dass alle Komponenten angeglichen werden müssen, z.B. der Ton, ein Ausgabenloch ohne Ende, vernünftiges Mikro, zusätzlich Richt-und auch noch ein Ansteckmikro usw., aber dann sollte das auch im Fernsehen laufen, wenn nicht, ist das einfach nur Quatsch. Professionell heißt gerade beim Film nicht - beste technische Qualität, sondern exakt die technische Qualität für genau das Medium, wo das Filmprodukt letzlich laufen soll.
Für das Internet sind digitalisierte HI8 Aufnahmen deshalb immer noch mehr als genug, sofern man eine ambitioniertere Kamera verwendet hat, wg Linsensystem. Ich würde heute noch mit der Sony 6000E meine Kunstperformances abfilmen. Übrigends, kommt man mit einer alten, analogen Kamera nah an das Objekt heran, oder nimmt Möglichkeiten der Belichtung ernst und setzt um, sind die Aufnahmen stets besser, als wenn mit einer hochmodernen Kamera von weitem mal draufgehalten wird.
Eine gute lange Zeit habe ich mit dem Sony EV-S9000E auf JVC DR-M10SE digitalisiert. Die 12bit-Maschine von JVC macht im besten Modus 1 Std mpg2 auf DVD 4,7 GB. Das ist ordentlich, nur um mal denen, die dauernd von A/D Umwandlern sprechen, oder Panasonic Rekorder, aber nur ein bestimmter (gerade mal 8bit) eine Alternative zu bieten. Freilich der Sony EV-S9000E macht natürlich viel her, "repariert" auch viele drop-outs, läßt sich gut für jedes Band einstellen, aber der Vorlauf tut es jetzt nicht mehr und der JVC S-Video Eingang ist hinüber und noch etwa 120Std zumeist fertige Kamera-in Filme sind zu überspielen.
Ich habe mich umgeschaut und bin in den Sony Cams Digital8 TRV828E für 330€ und TRV510E für 360€, gebraucht, fündig geworden. Das firewire Kabel bekam ich für 7€ bei Amazon. Also, das ganze mal am PC mit einer Linux Mint Debian Edition (LMDE) verbunden, das kostenlose, aber ambitionierte capture Programm Kino gestartet uuund... ja, ich bin überrascht. Sauber. Ehrlicher Code, der auch gleich im ebenfalls kostenlosen Profischnittprogramm Cinelerra problemlos Eingang findet.
Warum 2 Kameras? Zufall. Ich wollte etwas gutes bis 500-600€ und stieß über eine Suchmaschine auf posts, wo jemand das mit einer TVR320E gemacht hat und weil ich befürchtete, dass alte Kameras vielleicht doch irgendeine Macke haben, ich die aber bestimmt wieder verkauft bekomme und alles noch im budget liegt, habe ich mit Vorkasse gekauft. Die 510 ist wie neu. Eine Rentnerkamera, die andere von einem Museeum, gebraucht, aber gepflegt. Ja, ich habe wohl viel Glück gehabt, mit einer 320iger wäre es natürlich billiger. Ich glaube nicht, dass Sony hier einen anderen Wandler einbauen ließen, aber ich weiß es nicht. Beide Kameras haben alle in/out Anschlüsse für digital, Component und HI8. Der ausklappbare LCD Schirm hat eine ausreichende Auflösung, also nicht gut für heutige Verhältnisse, aber für einen Filmer gut genug.
So, 2Performances digitalisiert von 510 auf PC, 27Minuten macht 6 GB. Nochmal zum Vergleich: JVC 60Minuten / 4,7 GB.
Wie es sich nun verhält mit dem EV 9000 als Zuspieler zur Cam und von dort in den PC werde ich vielleicht später berichten. Wenn's interessiert.
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