Zu HDR:
Als einer der Ersten hier, die nach Anschaffung eines HDR-TV (LG OLED, gesehen seinerzeit inmitten von grauschleierigen LCDs in einem mittlerweile zum Teppichlager umfunktionierten Showrooms, sic transit gloria mundi) hier von HDR geschwärmt hatten, bin ich von Yedlins Argumentation vollkommen überzeugt. War es im Grunde genommen schon, bevor ich gestern (danke, stip) seine Präsentation auf einem auf 100% Helligkeit gestellten Mini-LED iPad angeschaut hatte.
Ich fragte damals, nachdem ich nicht zuletzt durch Frank Glencairn jede Menge Gegenwind erlebte und schließlich zustimmte, ob das nicht hieße, dass wir technisch bereits am einem Endpunkt angelangt seien. Nicht an einem Endpunkt, was die Displays betrifft, sondern an einem Endpunkt, was die Auflösung (Yedlins erster großer Mythbuster, der belegte, dass alles über HD keinerlei Bildinformationen
mehr beisteuert, sogar nicht Texturen) und den Dynamikbereich der Kameras betrifft. Und so muss es sein. Technisch wurde der Endpunkt bereits irgendwann vor knapp hundert Jahren erreicht. Auf der technischen Aufnahmeseite. Nicht, lange nicht, auf der Distributionsseite.
Die technische Seite der Darstellung von Bildern im Kino, die prinzipbedingt die größten Kompromisse erfordert, hat theoretisch noch eine Menge Luft nach oben. Die "HDR-Premium" - Leinwände müssen sich erstmal gewaltig anstrengen, um mit den IQ-Steigerungen im Consumer-TV-Sektor halbwegs mitzuhalten.
Rick SSon hat geschrieben: ↑Fr 11 Jul, 2025 08:18
Ich denke Kinos sind tot? 😄
Genau, "funktionell ausgestorben". Ein Begriff aus der Biologie, der erklärt, dass selbst bei zahlenmäßig gesunder Population (z.B. Mensch) das Habitat der Art, sprich die Umwelt, sich in einem radikalen Wandel befindet, sodass keine evolutionäre Anpassung daran mehr möglich ist. In diesem Sinne ist Kino tot (hat nur "den Schuss noch nicht gehört").
Wir brauchen hier glaube ich die zum Kino existierenden Alternativen nicht mehr aufzudröseln. Dazu gibt es zig slashCAM-Threads.
Warum aber gibt es ausgerechnet hier, in einem Forum für audiovisuelle Technik und Kommunikation, immer wieder verletzte Gefühle, wenn Kino für tot erklärt wird?
Weil wir überwiegend Kino lieben, weil viele Cinephile in unseren Reihen sind. Es würde mich nicht wundern, wenn das Ü-50 wären. Das Kino stirbt mit uns. Einzelne Enthusiasten kommender (bzw. bereits flügge werdenden) Generationen werden noch nachvollziehen können, was uns begeisterte, nicht die Mehrheit, nicht die Masse.
Als mein Job als hybrid analog & digitaler Projektionist (das Motto unserer dunklen Abteilung war "God is a PJ") zuende ging, hatte ich, inspiriert von Theodore Roszaks Roman "Schattenlichter" (Originaltitel "Flicker"), eine Kurzfilmidee. Es sollte eine Mockumentary aus der Zukunft sein, wo bei einer archäologischen Ausgrabung ein Multiplex gefunden wird. Ähnlich wie man heute über den Sinn antiker Kultstätten spekuliert. Titel, "o Sündenmaschine". Denn Kino war zu seinen frühen und zu seinen besten Zeiten subversiv, kontrovers und düster. Fernsehen war sauber, hell, familienfreundlich und staatstragend (nicht zuletzt deshalb wurde in "1984", der 1948 erschien, als das Fernsehen, Big Brother, in die Wohnzimmer eindrang, die Gleichschaltung der Bürger behandelt). In der Zukunft hätten die Menschen sich über VR-Brillen (die ich mir bereits wie die Apple Vision Pro vorstellte, die deren Träger aber auch wie Sturmtruppen-Soldaten aus Star Wars hätten aussehen lassen) programmieren lassen und hätten über die abseitigen Interessen unserer Zeit den Kopf geschüttelt.
"Cinematisch" ist daher nicht, was durch digitale Filter oder sonstige Mätzchen aussieht wie analoger Film. Sondern was alle die verdrängten Ängste und Wünsche, das Verbotene und gesellschaftlich Geächtete,
überlebensgroß darstellt und was wundersamerweise von den Massen gefeiert wird in Tempeln, in denen kommerziell ist, was Leute
eigentlich sehen wollen und nicht was "schön" oder genehm ist. Dieses Kino
ist tot.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...