andieymi hat geschrieben: ↑So 29 Aug, 2021 22:25
iasi hat geschrieben: ↑So 29 Aug, 2021 22:00
Vor allem muss man ständig hinterfragen, ob bisherige Abläufe noch immer die effizientesten sind und angepasst werden können - gerade angesichts technischer Entwicklungen.
Das ist eine berechtigte Frage. Trotzdem glaube ich, lässt sich die relativ gut aus dem täglichen Betrieb heraus beantworten, da ist Kapitalismus ohnehin gnadenlos:
Wäre es bei gleichbleibender Qualität günstiger, Fucos Puller einzusparen und alles mit Autofokus zu drehen - würde wirklich jede, jede Produktion das machen. Geld übrig hat selten jemand. Allein das Vorhandensein von ACs ist nicht eine Gabe von der Gnaden der Produktion, sondern betriebliche Notwendigkeit. Da die momentane personelle Struktur ist wie sie ist, ist davon auszugehen, dass die historisch gewachsenen Produktionsstrukturen immer noch eine favorisierte Herangehensweise für gewünschte Resultate bedeuten. Wenn sich da etwas ändert, wird ohnehin darauf reagiert, siehe z.B. dass es kaum noch Labore gibt, weil der Markt in den letzten 30 Jahren mehr als eingebrochen ist.
Das ist ein Zirkelschluss, aber zeigt mir als Gegenthese die Producer, die sich qualifizierte Crew fürs Nichtstun ans Set holen.
Tatsächlich gibt es kaum eine zivile Branche, die dermaßen organisatorisch gut aufgestellt ist wie Filmproduktionen bei gleichzeitig so geringem Grad an Automatisierung. Ausnahmen sind in ähnlichen Bereichen wie Events oder aber Verkehr & Medizin zu finden, ansonsten findest du entweder mehr Automatisierung oder es geht eher um völlig un-zivile, un-privatwirtschaftliche Unternehmungen.
Letztendlich ist es so, dass mit weniger technischen und personellen Mitteln in allen Bereichen dann oft durch ausbeuterische Praxen versucht wird, ein erwünschtes Ergebnis zu erzwingen (Längere Tage, altes/schweres/unsicheres Equipment, geringe Personalkapazitäten bedeuten doppelt-parallel Arbeit für vorhandenes Personal). Niemand fängt an mal zu hinterfragen, ob mit einem Budget XY gewisse Produktionen und gewisse Qualität noch möglich sind - oder auch - die Frage muss man im Anschluss stellen, von der Zielgruppe überhaupt honoriert werden.
Nun.
Was die Digitaltechnik gebracht hat, sind u.a. die gegenüber Negativentwicklung weit größeren Eingriffsmöglichkeiten. Die gilt es z.B. effizient zu nutzen.
Mir hat das "Camerashootout 2012" damals die Augen geöffnet. Die Ergebnisse, die die Kameras lieferten, waren dabei eigentlich nicht wichtig, weil letztlich ziemlich gleich. Interessant war der Weg, um zu diesen Ergebnissen zu kommen. Vor allem der zeitliche Unterschied für den Dreh der gleichen Einstellung am Set. Dabei spielte die Ausleuchtung eine große Rolle, was man auch gut an der Anzahl der eingesetzen Leichtmittel erkennen konnte.
Manche Crews (meist mit Raw-Cams) machten das Feintuning in der Post, andere am Set.
Nicht vergessen: Drehzeit ist knapper und teurer, als Post-Zeit.
Wenn man zudem den Dreh von
The Mandalorian betrachtet, kann man eben doch erkennen, wie viel sich auch bei der Filmproduktion verändert hat.
Man muss die Möglichkeiten eben nur nutzen und darf sich nicht in die alten Methoden verkrallen.
Ich glaube es war Hitchcock, der mal erklärt hatte, wie ungeheuer aufwendig es war, eine bewußt nicht wahrnehmbare, langsame Fahrt auf einen Darsteller zu bekommen. Heute ist das eine Sache von Sekunden in der Post.
Mir scheint oft, dass das Kaizen-Prinzip in der Branche nicht weit verbreitet ist.