Frage von bernardo:Hallo Leute,
hier meine ersten Video-Erfahrungen mit der Panasonic Lumix DMC-GH1 mit dem 14-140mm-Set-Objektiv. Das Ergebnis könnt ihr bei Vimeo finden:
http://www.vimeo.com/5073654
Vorab - bei allen kritischen Anmerkungen muss man das Preis-Leistungsverhältnis und den Vergleich mit Camcordern in ähnlichen Preisregionen und die Einsatzbedingungen berücksichtigen. Außerdem möchte ich vorausschicken, dass dies erste subjektive Erfahrungen sind und mit mehr Routine noch bessere Ergebnisse möglich sind.
Allgemeine Vorbemerkungen
Ich hatte für einige Zeit einen Sony HDR-FX1000 - womit ich die Aufnahmen im Varietee gemacht habe, die auch bei Vimeo zu finden sind. Ich habe ihn bald wieder verkauft, da er für meine Zwecke zu unhandlich gewesen ist. Dessen Bildqualität (abgesehen von den Schärfentiefe-Möglichkeiten) ist in mancher Hinsicht besser als die der GH1 und vor allem vermisse ich den motorgetriebenen Zoom, eine Peaking-Anzeige, manuelle Tonaussteuerung und Kopfhöreranschluss - aber man muss die jeweiligen Vor- und Nachteile abwägen.
Grundsätzlich bietet die GH1 ein etwas uneinheitliches Bild – z. T. im Wortsinne: eine ausgezeichnete Bildqualität bei ruhigen Bildern, bei Schwenks und Zooms wird es problematisch. Die Bildqualität bei Schwenks ist im 720p50-Modus deutlich besser. Ich habe jedoch den 1080i-Modus verwendet, da nach dem Schnitt in Sony Vegas Pro 9 die Ausgabe im AVCHD-Format deutlich schneller ist - es werden nur die Teile neu gerendert, die Änderungen wie Überblendungen, Effekte u. ä. enthalten. Außerdem habe ich keine Möglichkeit gefunden, aus Vegas 720p50 im AVCHD-Format auf DVD auszugeben. Erstaunlicherweise kommt Vegas mit den 17 Mbps mehr oder weniger gut klar, obwohl in dessen Presets nur max. 16 Mbps für die AVCHD-Ausgabe wählbar sind. Übrigens, Vegas kann die Original-MTS-Dateien importieren. Weitere Erfahrungen mit Vegas s. u.
Aufnahmebedingungen
Die Aufnahmen fanden übrigens unter etwas schwierigen Lichtverhältnissen (relativ dichter Wald) statt. Ich habe zumeist mit der automatischen Belichtungsregelung gearbeitet und einige Versuche mit manuellen Einstellungen, wobei ich meistens mit Werten zwischen Blende 4.0 und 5.8 (auch in Abhängigkeit vom max. Zoom), Shutter 1/50 und ISO-Einstellungen zwischen 200 und 400 gearbeitet habe. Bei manueller Belichtung ist die Histogrammanzeige sehr nützlich - die Wiedergabe im ansonsten sehr guten LCD und Sucher erscheint bei Standardeinstellung heller als in der Aufnahme - wenn man das LCD insgesamt dunkler stellt, ist es realistischer. Außerdem scheint die Automatik zu etwas hellerer Aufnahme zu tendieren, was zu leichten Clipping-Erscheinungen in den Lichtern führt - ich habe häufiger mit dem Belichtungsausgleich mit bis zu 3 Schritten gegengeregelt. Den intelligenten Kontrastausgleich habe ich nicht verwendet, weil ich angenommen hatte, dass der standardmäßig aktiviert ist und ich die Einstellung zunächst nicht gefunden habe. Die Menüauswahl ist abhängig von der Modus-Voreinstellung, z. B. werden im "Intelligenten Automatikmodus" selbst bei den Grundeinstellungen (Setup) nur wenige Menüpunkte angezeigt - etwas irritierend. Inzwischen habe ich einige Aufnahmen mit aktiviertem "Intelligenten Kontrastausgleich" gemacht und er scheint wirklich etwas zu bringen.
Für die Aufnahmen habe ich ein Velbon DV7000 Stativ verwendet, was in dem sehr unebenen Gelände und den Eigenarten des Stativs (s. u.) nicht ganz einfach gewesen ist.
Handling
Grundsätzlich kann man mit der GH1 gut aus der Hand arbeiten - sie ist relativ leicht. Als größeres Problem habe ich in diesem Zusammenhang den recht schwergängigen Zoom empfunden, der vor allem auch ungleichmäßig schwergängig ist - je nachdem ob raus oder ein, ob schnell oder langsam. Feine Zoomveränderungen habe ich kaum ohne Rucken hinbekommen. Vielleicht wird der Zoom mit häufigerem Gebrauch leichtgängiger. Außerdem ist es kaum möglich, einen Zoom und manuelle Scharfeinstellung gleichzeitig zu machen.
Grundsätzlich ist das alles etwas einfacher, wenn man mit einem Stativ arbeitet, da man so die Hände freier hat. Mit einem Stativ kann sich allerdings folgendes Problem ergeben. Die GH1 ist mit dem relativ schweren Set-Objektiv deutlich kopflastig und vor allem verändert sich dies auch noch, wenn beim Zoomen das Objektiv herausfährt. Beim Velbon DV-7000 gibt es kein Gegengewicht und die Friktion des Neigekopfes lässt sich nicht so besonders gut einstellen. Ich habe auch noch ein "Bilora Pro II Doppel-Profilo", das eine Gegenzugfeder hat - da ist allerdings die Spannung recht hoch, so dass man bei starken Neigungen bei der relativ leichten GH1 ziemlich stark gegenhalten muss, um zu verhindern, dass es von allein wieder in die Waagrechte geht - oder eben völlig feststellen. Zukünftig werde ich allerdings wohl doch das Bilora nutzen - vor allem mit aufgestecktem Zusatzmikrofon (dazu weiter unten).
Die Gewichtsverteilung und -verlagerung bei der GH1 wird vermutlich auch bei der Einstellung von Steadycams ein Problem werden.
Scharfstellung
Die automatische Scharfstellung bei Videoaufnahmen funktioniert grundsätzlich recht gut. Bei nicht allzugroßen Unterschieden in der Distanz folgt die Schärfe recht gut. Je nachdem ist eine Verzögerung der Schärfeverlagerung durchaus nicht unangenehm in der Wirkung. Bei stärkeren Unterschieden - Motiv im Vordergrund zum Motiv im Hintergrund oder umgekehrt - braucht manchmal allerdings etwas lange Zeit. Grundsätzlich kann man das durch halbes Durchdrücken des Foto-Auslösers während der Videoaufnahme beschleunigen, allerdings gibt es dann manchmal diesen "Sucheffekt" des Autofokus (zunächst etwas vor oder hinter dem letztlichen Schärfepunkt).
Die manuelle Scharfeinstellung funktioniert grundsätzlich, allerdings ist die Drehübersetzung m. E. zu lang - es ist unmöglich, ohne umzugreifen von einer fernen Einstellung auf eine nähere umzustellen. Bei der manuellen Einstellung kann man prinzipiell mit der MF-Lupe recht präzise einstellen, allerdings sieht man dann natürlich nicht mehr den gesamten Bildausschnitt und es dauert einige Sekunden bis der wieder erscheint - ein Peaking wäre m. E. bei Videoaufnahmen besser.
Das LCD-Display ist recht fein auflösend und hell - selbst bei Sonne noch einigermaßen gut zu sehen, allerdings blickwinkelabhängig und etwas stark spiegelnd.
Belichtung
Die automatische Belichtung funktioniert zumeist sehr gut - s. o. Allerdings gibt es manchmal völlig unmotivierte leichte Helligkeitsschwankungen - obwohl sich im Bildinhalt nichts gravierend ändert, wird das Bild für ein paar Frames dunkler (Wasserräder 5:46 - ist kein Schatten und lässt sich nicht mit den hellen Windmühlenflügeln erklären, deren Veränderung könnte nur längerfristige Belichtungsveränderungen begründen - deutlicher Bsp. habe ich nicht im Zusammenschnitt gelassen) und dann wieder normal. Die Anpassung der Belichtung erfolgt manchmal nicht fließend, sondern in deutlich erkennbaren Stufen (Wasserräder 4:20-4:25).
Bildqualität
Grundsätzlich ist die Bildqualität sehr gut - s. o. Allerdings deutlich schlechter bei größeren Kamerabewegungen. Zum einen scheint das mit der Begrenzung auf 17 Mbps zusammenzuhängen, wobei ich mit einer Sony SR11 etwas bessere Ergebnisse erzielt habe und die nutzt nur 16 Mbps. Die Qualitätseinschränkungen scheinen also auch mit dem konkreten Kompressionsverfahren und/oder Prozessor zu tun zu haben. In dem Zusammenhang habe ich auch einige unangenehme Erfahrungen beim Schnitt mit Sony Vegas gemacht, wobei dies auch an Vegas liegen könnte, da es für AVC-Dateien eigentlich nur max. 16 Mbps (höchste Qualität bei Sony-CC) vorsieht. Vegas verarbeitet die 17 Mbps-Dateien klaglos und kann bei der Ausgabe in AVCHD sogar sein Smart-Rendering nutzen, allerdings kommt es manchmal dabei ins Stolpern: nach Schnitten ruckelt es kurzzeitig. Wenn man dann den Schnittpunkt etwas anders setzt, ist es sauber. Vielleicht kann Vegas die GOP-Struktur nicht problemlos erkennen, bzw. an den Schnittstellen keine saubere GOP mit einem Intraframe zu Beginn der neuen Sequenz anlegen.
Tonaufnahmen
Die Aufnahmen erfolgten mit dem einbauten Mikrofon mit aufgeklebtem Mini-Windschutzfell (Windex ITC) und ausgeschalteter Wind-Reduktion. Windstörungen hat es keine gegeben - allerdings war kaum Wind. Grundsätzlich habe ich Eindruck, dass das Fellchen bis leichterem Wind etwas bewirkt.
Erfahrung mit Fremdmikrofon
Inzwischen habe ich ein wenig Erfahrungen mit der Verwendung eines Fremdmikrofons (Rode Stereo VideoMic). Es lässt sich zwar mit einem Adapter von Mini- auf Mikroklinke anschließen, jedoch funktioniert nicht so gut wie gedacht. Obwohl das Mikro selbst einen hervorragenden Rauschabstand hat, rauscht es in Kombination mit der GH1 doch etwas unangenehm. Ich hatte zunächst nur einige Aufnahmen gemacht, auf denen zufälligerweise immer Bäume mit drauf waren und gedacht, es sei das Blätterrauschen.
Vielleicht haben ja inzwischen auch andere Erfahrungen mit Fremdmikrofonen?
Die Erfahrungen in Kurzübersicht:
+ sehr gutes Bild bei eher ruhigeren Inhalten
+ sehr gute Farbwiedergabe
+ sehr schöne Möglichkeiten mit Schärfe/Unschärfe zu arbeiten
+ das eingebaute Mikrofon liefert (evtl. mit Mini-Windschutzfell) brauchbare Ergebnisse
+ sehr gutes Display und Sucher - abgesehen von starken Spiegelungen
+ wirksamer Bildstabilisator bei freier Haltung - allerdings führt aufgrund der Haltung der Kamera ein Umgreifen am Objektiv leicht zu ungewollten Kamerabewegungen
- schwergängiger Zoom
- u. U. lange Einstellwege bei manueller Schärfeeinstellung
- MF-Lupe für Fotos sehr gut geeignet, für Video weniger - besser wäre Peaking
- Kompression anscheinend nicht optimal - Probleme bei etwas schnelleren Kamerabewegungen
Antwort von vidoc:
Vielen dank für den sehr interessanten bericht und das video. Habe mir das heute stückchenweise zu gemüte geführt.
Du schreibst sehr zurückhaltend und objektiv. Für mich ist bei deinem video eine hoffnung zerplatzt. Ich finde die schwenks, aber auch besonders schnelle bewegungen von objekten im bild völlig unzumutbar für den "ambitionierten" kurzfilm, den ich mit dieser kamera als bezahlbarer alternative zur 5D MK II machen wollte.
Das kriegt die Canon SX1 besser hin. Aber natütlich ist bei der alles andere eindeutig und deutlich schlechter...
Du bist sicher, dass da nicht noch irgend ein einstellungsproblem dahinter steckt? Produktionsfehler? Kartenfehler? So auffällig habe ich das noch in keinem der beispielclips im internet gesehen wie jetzt bei deinem film.
Und was du über das zoom schreibst, macht auch keine freude. Das sollte doch speziell für video entwickelt worden sein, und deshalb so umwerfend teuer, ein schelm, wer dabei denkt, dass sie deshalb das gehäuse vorerst nicht einzeln verkaufen wollen...
Im microfourthirdsforum berichtet gerade ein user, dass seine GH1 bei schwenks mit der fehlermeldung abbricht "Schwenk überfordert die Schreibgeschwindigkeit der Karte". Er hat Class 6, die panasonic ja wohl auch empfiehlt.
Antwort von vidoc:
Ich muss mich korrigieren. Diese brutalen ruckler in der wiedergabe des videos lagen am player im firefox browser. Nach download und beim abspielen im vlc sah alles doch sehr viel besser aus. Jetzt verstehe ich, dass mein entsetzen mit der kamera nichts zu tun hatte, sondern einem problem geschuldet ist, dessen bedeutung mir bis heute nicht klar war.
Antwort von vidoc:
Der user elCutty vom videotreffpunkt hat ein kleines windows tool programmiert, durch das sich mögliche fehlende frames in den clips, auch solche, die man nicht wahrnimmt, weil die bilder ruhig sind, identifizieren kann. Alle besitzer der GH1 werden hiermit gebeten, mal ein paar clips zu testen, ob wir es hier mit einem systematischen fehler der PAL-ausgabe der kamera zu tun haben oder einfach ein paar leute das pech haben, eine zitrone gekauft zu haben. Auch der slashcam test berichtet von fehlern..
Antwort von handiro:
hmm wäre nett wenn das tool ein systemübergreifendes wäre, ein java script z.b. dann würde ich es auch aufm mac testen können...
Antwort von pailes:
Und was macht das Tool genau? Schaut es sich die Unterschiede zwischen den "Presentation Time Stamps" in den Headern der PES-Pakete an oder wie funktioniert das Tool?
Antwort von vidoc:
Bei mir laufen die meisten kleinen windows tools (und da gibt es einige durchaus nützliche, für die niemals eine mac variante herauskommen wird) mit hilfe von WINE (Wine Is Not an Emulator) bzw. dem kommerziellen ableger crossover (bevorzugt der GAME variante). Ich halte das nicht für eine zumutung.
Antwort des programmierers:
Tja was soll ich dazu sagen. Für den mac werde ich es sicher nicht umschreiben.
Das Tool überprüft nicht nur die Header sondern vor allem das Vorhandensein von picture slices, die eben einen Frame aufbauen. Die Header für die problematischen P-Frames sind ja vorhanden. Sonst würden es die Player oder NLEs auch gar nicht abspielen. Das zeigt auch, daß das Preoblem nicht die Speicherkarte sein kann.
Das es funktioniert kann man leicht mit einem Einzelschritt Test mit Vp9 an den Zeitpunkten der ausgegebenen Stellen verifizieren.