Frage von UntitledMovieProject:Hallo Menschen,
um endlich Feedback von Profis zu erhalten, stelle ich euch mein aktuelles Filmprojekt "Cinderella Effekt" vor.
Hier handelt es sich um ein Open Source Social Media Projekt, sprich alle Treatment Versionen, sowie Drehbuchversionen sind öffentlich einsehbar.
Würd mich freuen von euch Feedback zu erhalten. Zur Zeit ist Treatment v. 1.0 online, in den nächsten Tagen wird aber die neue Version 2.0 erscheinen.
Hier noch ein kurzer Video-Pitch zum Projekt, gedreht mit einer 5D Mark II (wurde in 8 Stunden realisiert, also nicht zu genau hinsehen)
http://youtu.be/Z01Ot3EXkHs
Der richtige Kurzfilm wird im November mit der ARRI Alexa gedreht. Alle Infos zum Film sowie das Treatment gibt's auf:
http://untitledmovieproject.com/project
Vielen Dank für eure Zeit und beste Grüße, Fabian
Antwort von Axel:
Im 21. Jahrhundert häufen sich Medienberichte über Unfälle und Gewalttaten unter Jugendlichen, die durch Filme inspiriert wurden.
Naja, häufen sich? Im Laufe der Jahre werden es natürlich mehr, das häuft sich halt an. Aber ob es die viel beklagte Tendenz zur Verrohung gibt? Oder verschieben sich die Opfer/Täter-Milieus? Wärest du gerne als Tamile durch eine Dresdner Vorstadt 1990 spaziert? Da gab es nicht den "Film zur Tat", auch nichts zu brennenden Asylantenwohnungen in Solingen.
Der 20-minütige Kurzfilm “Cinderella Effekt” beschäftigt sich mit dieser Verwischung der Grenze zwischen dem Realen und dem Fiktiven..
Diese Verwischung ist selbst fiktiv. Ich bezweifle nicht, dass Filme oder Spiele bei Gewalttaten oft rein äußerlich als Vorbild dienen, aber das Leben der meisten ist überhaupt nicht durch reale Ziele (geschweige denn so etwas wie "Selbstentfaltung") gekennzeichnet, sondern durch Erfüllen einer sozialen Rollenvorgabe oder deren passiver Verweigerung (I'm a loser, baby, so why don't you kill me?).
Hierbei dreht es sich um ein hochaktuelles Thema, das nicht nur für Medienschaffende, sondern insbesondere auch für zeitgenössische Filmschaffende zum zentralen Themenbereich wird. Es stellt sich nicht nur die Frage nach dem Grund für das Auftreten solcher Phänomene, sondern auch nach der Verantwortung, die Medienschaffende übernehmen müssen, um auf Gewalt und Realitätsverlust einerseits, aber auch zunehmenden Realitätsverdruss andererseits hinzuweisen.
Klingt nach einer Sonntagsrede. Mephisto hätte dem, der stets das Gute will, die richtige Antwort gegeben. "Motivation und Relevanz" eurer Vorgabe sind zweifelhaft, da schon die Begriffe, mit denen ihr jongliert, pappig sind.
“Cinderella Effekt” ist ein Film, der sich mit dem Leben im 21. Jahrhundert auseinandersetzt. Zwischen dem Streben nach Macht und Erfolg und dem Wunsch nach Glück und Selbstentfaltung wird täglich ein Spagat gespannt, der immer häufiger zu Verdruss und Enttäuschung führt...
Was daran ist eigentlich neu und kennzeichnet das 21. Jahrhundert? Es gibt, wie eh und je, Sirenen, Versuchungen, Bauernfänger. Und Leute wie ihr, die deswegen händeringend, aber ohne Abhilfe zu schaffen, herumlaufen und die Misere verschlimmern.
“Cinderella Effekt” beschäftigt sich mit dem Wunsch vor dem eigenen Leben zu flüchten und den Alltag mit Abenteuer, Dramatik und aufregenden Geschichten zu füllen, zeigt aber auch auf, dass die Realität einem fiktiven Leben von Macht, Erfolg und grenzenloser Maßlosigkeit vorzuziehen ist..
Ganz gewiss. Und wer verrät uns, was die Realität ist? Hat da irgendjemand ein Rezept an den Mann zu bringen?
“Filmische Realitäten gaukeln dem Publikum vor, dass nur ein Leben am Limit, bei dem Gefühle und Geschehnisse bis zum letzten Maß ausgereizt werden, erfolgreich und aufregend gestaltet ist. Ein freier Wille und das Treffen eigener Entscheidungen aber können niemals von Fantasie und Träumerei ersetzt werden und schon gar nicht wenn Mephisto im Spiel ist.
Irre ich mich, oder schmeißt ihr hier mit Schlagworten um euch, dass es bedenklich viele blaue Flecken gibt? Ein spannender Film treibt Gefühle und Geschehnisse zum Limit und darüber hinaus. Nicht nur, aber auch!, dienen uns Filme dazu, Banales und Reales zu trennen, unsere Phantasie flüchten zu lassen vor dem nur scheinbar Folgerichtigen der Lebensbedingungen, uns unsere Bedürfnisse hemmungslos spüren zu lassen.
Sonntagsredner-Filmen ergeht es wie Samuel Jackson in Deep Blue Sea: Auf dem Höhepunkt seiner bullshittigen Durchhaltepredigt springt der Hai aus dem Pool und frisst ihn auf ...
Antwort von Alikali:
Vereinfacht gesagt: Banales, nachgeplappertes und aufgeblasenes Geschwätz.
Antwort von domain:
Naja, gar so vernichtend muss eine Kritik nun auch wieder nicht ausfallen. Immerhin ist es eine Idee und eine Beschäftigung für das Hirn, diesem wunderbaren durch die Evolution hervorgebrachten Organ:
Antwort von Natalie:
Ja zugegeben klingt das alles sehr aufgeblasen, aber Wahrheit steckt schon drinnen, das kann man nicht absprechen und genau diese Themen werden von den zeitgenössischen Denkern behandelt... Es ist schon OK wenn sich Menschen Ihre eigene Abhandlung der Dinge schaffen, es könnte auch schlimmer sein.
Man(n) sollte einfach nicht so herabblicken, sondern geradeausschauen.. ;-)
Antwort von Axel:
Ja zugegeben klingt das alles sehr aufgeblasen, aber Wahrheit steckt schon drinnen, das kann man nicht absprechen und genau diese Themen werden von den zeitgenössischen Denkern behandelt... Es ist schon OK wenn sich Menschen Ihre eigene Abhandlung der Dinge schaffen, es könnte auch schlimmer sein.
Klar ist das OK. Filme sind bloß nicht auf so krude Konstrukte reduzierbar, zumindest nicht, wenn sie gut sind. Cinderella, Mephisto, ein couch potatoe, warum nicht? Alles ist erlaubt, wenn es spannend ist und einen mitreißt.
Man(n) sollte einfach nicht so herabblicken, sondern geradeausschauen.. ;-)
Alles muss ich nicht verstehen.
People who speak in metaphors should shampoo my crotch.
Antwort von UntitledMovieProject:
Hallo zusammen
Wir von untitledmovieproject.com freuen uns über die rege Diskussion die wir mit unserem Beitrag hier auslösen konnten. Wir fragen uns jedoch ob Herr Axel ein persönliches Problem mit uns hat oder einfach nur gerne 'motschgat' wie man auf österreichisch sagen würde.
Ich werde im Folgenden versuchen die Kritikpunkte aufzuklären wobei es teilweise schwierig ist die Argumentation von Herrn Axel zu verstehen. Für mich wäre eine Auseinandersetzung mit dem Konzept viel wichtiger und auch verständlicher gewesen als die Kritik an unserer Motivation.
Die Motivation für die Auseinandersetzung mit dem Thema von „Cinderella Effekt“ umfasst ca. eine halbe Seite darum muss ich mich bei allen entschuldigen die anprangern wir würden nur mit Schlagworten argumentieren. Eine längere Abhandlung des Motivationsschreibens wäre für unsere Zwecke nicht zielführend gewesen und darum haben wir uns darauf beschränkt die thematischen Sphären grob auszuleuchten. Die Verwendung von reißerischen Schlagworten sollte lediglich die Richtung einer gesellschaftlichen Relevanz widerspiegeln.
Wenn ich einen Film mache muss ich immer von einer These ausgehen die für mich schlüssig erscheint, dass diese keine allgemeine Gültigkeit hat und somit auch als falsch ausgelegt werden kann ist für mich irrelevant. Dass die von uns beschriebene Problematik nicht existiert kann ich so aber auf keinen Fall stehen lassen.
Ausgangspunkt für diesen Film war unter anderem ein Vortrag im Biennalezelt in Salzburg von Dr. Michael Manfé über "Neue mediale Lebensformen und Mediensucht". Für diesen Vortrag haben die beiden Autoren des Projekts "Cinderella Effekt" Dipl. Ing. Fabian Schwolow und Dipl. Ing. Simon Zehentner Beispiele zur Thematik recherchiert und präsentiert. Ein thematischer Schwerpunkt dieses Vortrags war das in Europa noch selten behandelte Phänomen der Otaku und weiterführend der Hikikomori. Ein besonders spannender Ansatzpunkt dabei war für uns die Trennung zwischen Körper und Geist in der Selbstwahrnehmung und der Versuch körperliche Begrenzungen zu überwinden und das Subjekt nur noch in einem medialen Sinne zu verstehen. Das dadurch schwindende Körpergefühl bei betroffenen Personen ist ein spannender Aspekt in Zeiten der digitalen Kommunikation und des post-schriftlichen Technobildes.
In diesem Sinne ist der Kurzfilm "Cinderella Effekt" auch an das 21. Jahrhundert gebunden und die Problematik kann nur schwer auf vorige Jahrhunderte umgelegt werden. Zumindest ist die Behandlung der Problematik für uns im 21. Jahrhundert am sinnvollsten.
Viele der Kritikpunkte von Herrn Axel gehen beinahe auf einen nihilistischen Ansatz des Filmemachens hinaus der ultimativ dazu führen würde, dass ich keinen Film mehr machen kann und nur noch die Arbeit anderer kritisieren würde. Um das zu verhindern mache ich Filme über Themen die mich interessieren und denen ich Relevanz abgewinnen kann.
Ich lade Sie alle herzlich dazu ein weiterhin ihre Gedanken zu „Cinderella Effekt“ zu posten und somit zur Verbesserung des Projekts beizutragen. Ich würde mir aber eine stärkere Fokussierung auf die inhaltlichen Aspekte wünschen damit wir von der professionellen Ausrichtung dieses Forums profitieren können.
Simon Zehentner
Antwort von susy:
der Titel hört sich einfach genial an.
Antwort von domain:
An einschlägiger Ausbildung und Erfahrung scheint es euch ja nicht zu fehlen:
http://morgentau.multimediaart.at/unser-team/team-2/
Die anvisierte Thematik hinsichtlich Otaku und Hikikomori scheint ja auch bei uns allmählich eine Bedeutung und Szene zu bekommen, siehe viewtopic.php?t=93410?highlight=freundin
Was das Thema Gewalt und dafür verantwortliche Filmemacher oder Spieleprogrammierer anlangt, so lässt sich nach bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen nicht der eindeutige Schluss ziehen, dass das Schauen oder Spielen von Gewalt aggressives Verhalten in der Realität verursacht.
Fehlende elterliche Zuwendung und Aufsicht, niedriger sozialer Status, resultierend aus Herkunftsmilieu, abgebrochenen Ausbildungen und Arbeitslosigkeit sind offenbar dritte Variable in diesem Zusammenhang und somit lässt sich nur eines mit ziemlicher Sicherheit sagen:
Aggressive Jugendliche wählen eher gewaltätige Filme und spielen häufiger Killervideospiele. So kann man von einem sich gegenseitig beeinflussenden Prozess ausgehen. Gewalt macht Jugendliche aggressiver und aggressivere Jugendliche schauen und spielen eher Gewalt.
Die gesamte Thematik ist natürlich schon interessant, aber ich persönlich kann mir einen Spielfilm in diesem Zusammenhang nur schwer vorstellen und schon gar nicht die für mich schleierhafte Rolle von Mephisto dabei. Ich mag keine konstruierten und an den Haaren herangezogenen Sachen, eine reale wissenschaftliche Analyse dieser soziologischen Veränderungen wäre mir viel lieber, z.B. in Fallstudien, Interviews etc., die einen wirklich an die Nieren gehen.
Antwort von Axel:
Mein durchaus unpersönliches "Problem" mit dem von mir kritisierten Textteil "Motivation und Relevanz" ist, dass er ohne Mühe, wie alkali schrieb, als aufgeblasenes Geschwätz entlarvt werden kann. Dass eine Art von, sagen wir, Selbstentfremdung stattfindet, leugne ich nicht. Ich sehe die Gesellschaft (meinetwegen unsere des 21. Jahrhunderts, aber in 1911 war das nicht besser, nur anders) als einen der Hauptfaktoren für diese Sache. Die Seele des Einzelnen - und hinter der ist Mephisto her - geht durch Vergesellschaftung verloren. Weswegen irgendein soziologischer Ansatz - "gesellschaftliche Relevanz" - selbst Teil jedes Problems ist, das er behandelt.
Ein besonders spannender Ansatzpunkt dabei war für uns die Trennung zwischen Körper und Geist in der Selbstwahrnehmung und der Versuch körperliche Begrenzungen zu überwinden und das Subjekt nur noch in einem medialen Sinne zu verstehen. Das dadurch schwindende Körpergefühl bei betroffenen Personen ist ein spannender Aspekt in Zeiten der digitalen Kommunikation und des post-schriftlichen Technobildes.
Und gerade weil ich diesen Ansatzpunkt selbst spannend finde, achte ich darauf, wie darüber gesprochen und geschrieben wird. Ich bin mitten in diesem Spannungsverhältnis und kämpfe leidenschaftlich darum, mein Leben zu erhalten (Körpergefühl und überhaupt echte Gefühle, zwischenmenschliche Bedeutung wertschätzen, Fremdeinwirkung bekämpfen). Wenn das jetzt aufgeblasen klingt, geschenkt. Zumindest hat es mit Nihilismus nichts zu tun.
Das Treatment ist m.E. besser als die Intentionsaussage. Es ist eine mit sehr suggestiblen Mitteln arbeitende und dabei trotzdem surreale Filmerzählung. Filme, die auf hochgestochenen Essays basieren, sind immer schlecht. Gute Filme handeln von Emotionen und nicht ihrer Bewertung. Wenn sie etwas erklären, überwiegt die Faszination für das Medium, sonst wird es langweiliger Kappes. Medienschelte im Medium Film ist zum Scheitern verdammt.
Damit ihr jetzt nicht weiterhin eingeschnappt seid, hier ein Schmankerl. Ich erinnerte mich in diesem Zusammenhang einer anderen Motivations- und Relevanzbeschreibung, und ich habe es mal rasch ergoogelt:
"Kann dieser Film der Tatsachenberichte dazu beitragen, wie eine mahnend und warnend erhobene Hand auf die unbekannte, lauernde Gefahr hinzuweisen, auf die chronische Gefahr, die im ständigen Vorhandensein krankhaft veranlagter oder kriminell belasteter Menschen als gewissermaßen latenter Brandherd unseres Daseins,- besonders aber das Dasein der Hilflosesten unter uns, der Kinder, - bedroht, und kann der Film ferner dazu beitragen, vielleicht sogar dieser Gefahr vorzubeugen, so hat er damit seine beste Aufgabe erfüllt und aus der Quintessenz der ihm zusammengetragenen Tatsachen die logischste Folgerung gezogen"
Der von seinem Regisseur, der sich später vor Scham wand ob dieses Bullshits, so beschriebene Film ist M - eine Stadt sucht einen Mörder, auch heute noch ein sehr geiler Thriller. Er hat filmische Metaphern darin nicht benutzt, er hat sie erfunden. Pures Kino.
Tatsächlich wird in Faust, - so ungefähr die Bibel eines Germanisten, - euer Thema auch behandelt. Sprache, Dramaturgie und "Intention" überlagern sich in diesem Werk in so unendlich vielen Ebenen, dass man nie damit aufhören kann, es weiter zu analysieren und interpretieren. Allein das Füllhorn an hierin erfundenen Metaphern ist beeindruckend. Die Frage Wer oder was ist Mephisto? führt einen auf philosophische Welt- und Kosmosreisen, nach denen Fragen der "gesellschaftlichen Relevanz" klingen, als stammten sie aus einem Monty Python-Sketch ...
Ich hoffe aufrichtig, dass sich euer Mephisto dem würdig erweist. Viel Erfolg!
Antwort von PowerMac:
P zu ungebildet.
A ist intellektuell.
U möchte gern.
L gibt es nicht.
Antwort von UntitledMovieProject:
Danke für die vielen neuen Posts
Da sind einige spannende Dinge dabei und manches eher unverständliche.
Wer ist PAUL und wie decodiert man ihn damit er Sinn ergibt?
Wir möchten nochmal betonen, das wir keinesfalls in diese immer wieder aktuelle Diskussion ob nun Computerspiele und Filme mit exzessiver Gewaltdarstellung ein Grund für aggressivere Jugendliche sind oder nicht, einsteigen wollen.
Für uns geht es primär in der theoretischen auseinandersetzung mit dem Thema darum, dass sich unsere Gesellschaft gerade in einem Wandel befindet der durch eine Kulturrevolution hinsichtlich eines veränderten medialen Codes hervorgerufen wird. In diesem Sinne denken wir einfach darüber nach wie solche Veränderungen aussehen können, welche Konsequenzen es geben kann und warum es immer noch Menschen gibt, die einen Pakt mit Mephisto eingehen würden...
Antwort von jogol:
...und warum es immer noch Menschen gibt, die einen Pakt mit Mephisto eingehen würden...
Für Macht und Kohle, egal unter welchem medialen Code. Wie immer schon. Oder wenn Mephisto wie Robert De Niro aussehen würde und den ganzen Tag Eier pellt...
Antwort von domain:
Für uns geht es primär in der theoretischen auseinandersetzung mit dem Thema darum, dass sich unsere Gesellschaft gerade in einem Wandel befindet der durch eine Kulturrevolution hinsichtlich eines veränderten medialen Codes hervorgerufen wird. ..
Ist das nicht alles alter Wein in neuen Schläuchen? Den Wandel gab es doch schon immer, nur dessen heutige Dynamik vielleicht noch nicht. Was versteht ihr unter einem neuen medialen Code? Ist doch alles immer eins, es gibt keine fundamental neuen medialen Codes.
Sokrates:
„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“
Dass du Axel nicht immer verstehst, ist vermutlich normal. Dazu müsstest du ein wandelndes Filmlexikon sein. Er drückt sich gerne indirekt über ausgesuchte Filme und Filmschnippsel aus.
Erinnert mich an die Sprachlosigkeit meiner südsteirischen Heimat. Wenn man seinem Mädchen was Wichtiges sagen wollte, schmiss man eine Münze in die Musikbox und dann klang heraus: "Herzilein, ich möcht allweil bei dir sein ..." und sie lächelte dann huldvoll: jetzt weiß ich, was du mir sagen wolltest .. ;-)
Antwort von UntitledMovieProject:
Laut Dieter Mersch gibt es zurzeit eine fundamentale Änderung des Medialen Codes von der Schrift hin zum digitalen Technobild und einhergehend mit dieser Änderung des Codes wird es auch gesellschaftliche Veränderungen geben die in ihrer Brandbreite noch nicht abschätzbar sind. Die letzte Veränderung dieses Codes war laut Mersch vom Bild zur Schrift. Wir möchten hier auch nicht werten und sagen das früher alles besser gewesen sei oder in der Zukunft alles besser werden würde, ganz im Gegenteil wir denken einfach in diese Richtung. Wir fragen uns welche Thematiken und Problematiken auf uns als Gesellschaft im allgemeinen und als Filmemacher im Speziellen zukommen werden.
Aus dem Spiel mit solchen Gedanken ist dann die Idee zu "Cinderella Effekt" entstanden. Wie bereits in einem vorigen Post geht es uns nicht darum eine allgemeine Gültigkeit mit unseren Aussagen zu erreichen sondern eine Möglichkeit zu erdenken die in sich stimmig ist.
Antwort von domain:
Die ursprünglich tradierende Kommunikation bestand überhaupt nur aus Bildern und Erzähungen. Danach erst kamen nach div. Zwischenstufen die noch ziemlich bildhaften Hyroglyphen und die chinesischen Schriftzeichen. Dann erst kam die Schrift in unserem heutigen Sinn, perfektioniert durch Gutenberg und bereits mit einem gewaltigen Verbreitungsgrad, siehe Bibel.
Wenn ich dich richtig verstehe, findet derzeit so ein allgemeiner Regress in die Blödheit statt, Bilder sind für Analphabeten natürlich eingänglicher als beschreibende und die Phantasie anregende Texte.
Antwort von UntitledMovieProject:
Ich möchte überhaupt nicht sagen, dass wir uns verblöden obwohl es schon zu denken gibt, dass wir unsere gesamte kommunikation auf Binäre Zeichenabfolgen beschränken...
Bei der Einschätzung der Entwicklung der Schrift muss ich dir widersprechen:
die Hieroglyphen waren bereits eine Lautschrift und keine Bilderschrift also genau wie asiatische Keilschriften durchaus eine Wurzel für moderne Schriften. Das Gutenberg Schrift perfektioniert hätte stimmt so nicht, er hat eine neue Reproduktionsmethode erfunden und dadurch der Schrift ihre gesellschaftliche Relevanz verliehen. Die Schrift wurde durch ihn vielmehr entmystifiziert als perfektioniert und somit zugänglicher (die alten Ägypter zum Beispiel sahen Schrift noch als ein Geschenk der Götter an, welches nur Priestern vorenthalten war)
Mit Sicherheit wage ich aber zu behaupten, dass durch Gutenberg ein neues Zeitalter der Menschheit begann.
Es scheint so als würde sich eben jetzt Schrift wiederum Wandeln. Binäre Codes die durch komplexe Maschinen dekodiert werden und von Schrift über Bilder bis hin zu bewegten Bildern mit Ton alles beinhalten können. 0 und 1 werden uns als Abbilder unserer Wirklichkeit verkauft und scheinen alles zu beinhalten was diese Welt zu bieten hat. Mit Sicherheit sind es Medien die großen Einfluss auf unsere Gesellschaftliche Entwicklung haben oder diese vielleicht sogar auslösen wie bei Gutenberg.
Gut oder Schlecht? Keine Ahnung aber ich bin gerne dabei während wir es herausfinden.
Ich fühle mich sehr wohl in dieser Diskussion und danke nochmal für die Gedanken.
Antwort von domain:
Ich glaube, dass speziell unser Gefühlsleben in tieferen Stammhirnschichten verankert und vorläufig ziemlich unveränderbar eingraviert ist und sich nicht wesentlich vom Cromagnonmenschen vor 200000 Jahren unterscheidet. Sieht man übrigens auch an Hunden, die es damals schon gab und vom Wolf abstammend offenbar schon damals eine derartige Gefühlsübereinstimmung und Kommunikationsmöglichkeit mit dem Menschen zeigten, wie sie selbst bei gezähmten Affen undenkbar wäre. Die sind viel zu aggressiv, also so ähnlich wie wir.
Es ist also m.E. ziemlich weltfremd an fundamental neue Kommunikationsmöglichkeiten mit besonders verändernden Auswirkungen zu denken und zu glauben. Alles ist durch relativ stabile emotionale Interpretationsmechanismen in unserem Gehirn programmiert und diesbezüglich möchte ich dir wirklich widersprechen: nichts aber auch gar nichts wird sich auf diesem Sektor in nächster Zukunft verändern, ganz im Gegenteil, ich bemerke immer mehr, dass sich junge Leute extrem und zwar im Sinne der ursprünglich angeborenen Emotionalität verhalten, es gibt immer weniger Selbstkontrolle und Hemmungen und zwar auch in der Gewaltausübung.
Dieses hat übrigens schon Jane Goodall bei ihren wilden Schimpansen beobachtet:
http://www.famous-scientists.net/jane-goodall.html
Krieg zwischen Individuen und Gruppen bis auf den Tod.
Aber schließlich sind Affen auch nur menschlich, da muss man Nachsicht haben.
Antwort von schlesi84:
ha ha, ihr habt ganz schön was in der hose auf slashcam was zu posten! ich wollt mal vor nem jahr ne meinung haben bezüglich equipment, und das endete in einer troll-orgie, mit schlimmen wörtern die sogar mephisto erröten lassen würden! ;) würd kein zweites mal hier in eigener sache posten!
nichtsdestotrotz, mal so gesagt: an der story ist viel dran.. noch etwas schwammig, aber voller interessanter, sozialkritischer inhalte! und es ist halt mal so, dass jedem guten resultat eine reihe (gedanklicher) fehlschläge voraus gehen.. das reift wie guter wein, vor allem weil da euer herzblut drinnen ist. vielleicht versimpelt ihr die story mal auf das wesentliche, und fängt dann an mehr elemente hinzu zu packen? oder ihr legt es drauf an ein surreales meisterwerk alá lynch hinzulegen, ohne anspruch auf allgemeins verständnis.
hey, werdet ihr auf musik verzichten wie "no country for old men"?
Antwort von UntitledMovieProject:
Hi schlesi84
Danke für dein Kritik.
Wir haben uns dazu entschlossen hier zu posten weil uns fachkundiger Input für unsere Arbeit als sinnvoll erscheint. Nachdem wir der Meinung sind, dass ein Projekt durch Diskussion und Kritik nur gewinnen kann.
Das mit den Fehlschlägen siehst du völlig richtig. Wir arbeiten seit anfang diesen Jahres an dem Projekt und die ersten Entwicklungsversuche sind weit entfernt von dem jetzigen Inhalt. Aber bei jedem Mal erzählen der Geschichte kommen wir auf Neuerungen und Verbesserungen (manchmal sind es leider auch Verschlechterungen...). Genau aus diesem Grund ist sind Platformen wie diese auch so wichtig für uns. Am Ende soll ein Spannende und Stimmige Geschichte einen Film entstehen lassen für den die selben Attribute gelten. Wenn dazwischen eine Kritik kommt mit der wir nichts anfangen können oder die so negativ ist, dass eine Auseinandersetzung damit unseren Film verhindern würde, nehmen wir uns einfach die Freiheit heraus, diese außen vor zu lassen...
Musik ist ein wichtiger Bestandteil für uns und soll als Element eingesetzt werden, welches von Johnny aktiv wahrgenommen wird und seine Welt noch surrealer auf ihn wirken läßt. Eine der Wurzeln des Projekts liegt in Funny Van Dannens Lied "Dramatische Musik" und dementsprechend dürfen wir diese Ebene auf keinen Fall vernachläßigen.
Lynch ist eigentlich keines unserer großen Vorbilder, weil die Geschichte auf jeden Fall verständlich und nachvollziebar sein soll und eine gute Zugänglichkeit für den Rezipienten bieten soll. Die Aussage des Films und somit im Grunde die hier so breit diskutierte "Motivation" darf allerdings durchaus mit Ambiguität versehen sein und sollte idealerweise einen reizvollen Denkanstoß liefern.
LG Simon
Antwort von burning-jens:
Es ist also m.E. ziemlich weltfremd an fundamental neue Kommunikationsmöglichkeiten mit besonders verändernden Auswirkungen zu denken und zu glauben. Alles ist durch relativ stabile emotionale Interpretationsmechanismen in unserem Gehirn programmiert und diesbezüglich möchte ich dir wirklich widersprechen: nichts aber auch gar nichts wird sich auf diesem Sektor in nächster Zukunft verändern, ganz im Gegenteil, ich bemerke immer mehr,...
Ich glaube du übersiehst hier etwas, und zwar den Einfluss den eine Gesellschaft/ein Umfeld auf den Menschen, vor allem auf den sich gerade "definierenden" Mensche, also Heranwachsenden hat. Da der Mensch, wie du richtig erkannt hast auch der Evolution unterliegt, wird er nicht in der Lage sein, seine genetischen Anlagen in absehbarer Zeit an das Computerzeitalter anzupassen. Irgendwie: Gott sei dank...
Es geht aber auch gar nicht um Biologie, sondern eben um die liebe, gut alte, uns alle Umgebende, in Vergangenheit sowie Zukunft prägende Gesellschaft und deren permanente Entwicklung. Jede "kollektive" Handlungsweise führt zu Wechselwirkungen, zwischen und in den Generationen, und das Ändert und prägt Gesellschaften für die Zukünftige entwicklung. Wer das alles genau wissen will schreibt sich bitte in der Uni, Grundkurs Soziologie ein und lernt das. Das allgemeine Gefasel bringt keinem etwas und schon gar keine Wahrheit. Es ist empirisch Feststellbar das bestimmte kollektive Phänomene Gesellschaften beeinflussen, tausendfach in der Geschichte gehabt blabla...
Also kann man aufgrund dieser Grundlage und des stattfindenden Prozesses durchaus einen Film drehen, der dies als Basis, als Ausgangssituation hat. Und darauf baue ich eine Geschichte, die mich zum Nachdenken anregt. Ich glaube kaum, das die große "Philosophische Wahrheit", die Weltformel mit diesem Werk gefunden wird. Aber über einen tollen Film mit interessanten Wendungen und dem einen oder anderen Hint, der mich anregt habe ichr nix. Und solange ich darüber nichts weiss, kritisiere Ich den Film dochnicht aufgrund des Spielplatzes, auf dem er stattfinden soll. Wie weiter oben geschrieben kommt es ja nicht auf das Setting an, ich wette man könnte einen Mind-blowing und mich und alle total veränderenden Film drehen- der in der Steinzeit spielt.
Dazu fält mir grad nur Flaschbier ein.
Prost :D
Antwort von UntitledMovieProject:
Hi burning-jens
Danke für die soziologischen Ausführungen.
Ich kann mich deinem Beitrag nur voll inhaltlich Anschließen.
Ich finde deine Formulierung mit dem "Spielplatz" großartig, weil es genau darum für uns geht. Es geht uns nicht um Wahrheit oder allgemeine Gültigkeit, sondern um Mögliche Entwicklungen und somit sehen wir uns mit "Cinderella Effekt" auf einem Spielplatz anstatt eines Schlachtfeldes.
Simon