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Die digitale Video Revolution hat uns erreicht. Sie nimmt schon jetzt Einfluss
auf die Filmwelt, von der Fortsetzungs-Saga "Star Wars" eines George Lucas, über Lars von Trier's "Dogma 95" bis zu deinen Eltern, die mit ihrem neuen PC die Familienvideos umschneiden.
Nein, es ist keine Modeerscheinung. Es ist der Anfang einer von vielen erhofften Erfüllung unserer Träume von Technologie und menschlicher Kommunikation. Zum ersten Mal in der Geschichte ist es Filmemachern möglich
geworden, die Produktions- und die Postproduktionsmittel selbst zu besitzen und somit zu kontrollieren. Das digitale Medium eröffnet ein völlig neues Gebiet von Möglichkeiten, und dies nicht nur für jene, die zu
professioneller, "akzeptierter" Filmtechnik und -ausrüstung keinen Zugang haben oder es sich nicht leisten können, auf 35mm zu drehen, sondern auch für jene, die den Mainstream meiden und die sich nicht
beeindrucken lassen von Budgets für Spezialeffekte, die auf Kosten von Charakter, Erzählung und cinematische Integrität gehen. Für Filmemacher, die einfach nur eine Geschichte erzählen oder eine neue Sicht auf die
Dinge eröffnen wollen. Sogar für Künstler die einfach nur Kunst machen möchten. Welch Horror!
Die Obsession von Bangor Film Das Filmen auf DV ist eng verbunden mit unserem Verlangen nach echter
Unabhängigkeit. Es gibt uns die Freiheit, zu experimentieren und zu improvisieren, abseits des restriktiven Netzes der finanziellen Spinnfäden, in dem sich so viele junge, bekannte amerikanische Filmemacher, noch am
Anfang ihrer 'Karriere' stehend, gefangen sehen.
(Betrachtet man den 'Independent'-Film der letzten 15 Jahre, so sieht man viele Eintagsfliegen und verpasste Gelegenheiten. Regisseure, die mit einem kleinen
Kunstfilm einen Hit hatten, einen Big-Budget Flopfolgen ließen, und dann entweder peng - verschwanden, oder sich durch ein paar uninspirierte B-Filme schlugen und dann peng - verschwanden. Das Problem ist, dass bei
vielen 'Indie'-Institutionen und Festivals der Fokus auf Vertrieb und Verkauf liegt. Diese Mentalität macht es schwierig, als Filmemacher zu wachsen. Deswegen der schablonenhafte Begriff des "Indie"-Films,
dessen Erfolg auf seinen Reiz für Studenten zurückgeführt werden kann.
Durch absoluter künstlerischer Kontrolle sind wir wahrhaftig Independent, ein Wort, das leider viel zu oft entstellt und in Besitz
genommen wird, um billig zu Glaubwürdigkeit und künstlerischen Anstrich zu kommen.
Ich suche keine Ausreden. Meine Filme riskieren etwas, sind experimentell und überzeugen viele davon, dass man den Film, den
zu machen man sich erträumte, heute verwirklichen kann, ohne seine Seele und sein Haus zu verpfänden. Wir bekommen Tonnen von E-Mail-Anfragen wo wir um Rat beim Filmemachen gefragt werden und um Tipps. Ich hatte mir
in meinen wildesten Träumen nicht ausgemalt, dass ich nach "Frisk" zu einer Art DV-Guru oder Redeführer der Revolution werden würde. Aber meistens rate ich den Leuten, keine Filme zu drehen, wenn es ihr
Ziel ist, schnell reich zu werden. Lasse dir von niemanden vorschreiben, wie dein Film zu drehen ist. Wenn du eine gute Geschichte hast und Talent, dann kannst du nichts falsch machen, etcetera. Frage dich, warum du
Filme machst. Erforsche den Underground, denn dort ist die Quelle der echtesten, rohen Kunst, und seine Geschichte ist mannigfaltig und inspirierend.
Meine Filme sind fiktionale Erzählungen, die sich echt
anfühlen, weil sie im Dokumentarstil gedreht wurden. Schauspieler spielen Charaktere, aber anstatt der üblichen fiktionalen Aufnahme ihrer Auftritte, werden sie 'dokumentiert'.
Mein Film "m.o." ist
ästhetisch, wie es scheint, aus einer Notwendigkeit heraus. Video spricht zu uns in den Bildern und dem Stil der Abendnachrichten und der TV-Seifenopern. Für uns Amerikaner, die in einer vom (live-)Fernsehen
beherrschter Gesellschaft aufwachsen, ist Video die Synthese von Realität. Wenn wir Video sehen, dann sehen wir die 'Wahrheit', wie sie der Film ehemals in Form der Wochenschau seinen Zuschauern zu präsentieren
beanspruchte. Nimmt man die sofortige Bedürfnisbefriedigung durch das Internet hinzu, mit seiner weltweiten Ästhetik und Unmittelbarkeit, und du wirst ahnen, welche neuen Ausdruckswege im Begriff sind, sich
aufzutun. Es passiert jetzt. Schau zu.
©1998 todd verow
The original text in english can be read at: http://www.bangorfilms.com/main/video.html
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