markusG hat geschrieben: ↑Fr 14 Jan, 2022 17:29
cantsin hat geschrieben: ↑Fr 14 Jan, 2022 16:07
Wenn der Fokus nicht 100% sitzt - und wegen der Ungenauigkeit eines mechanisch gekoppelten Meßsuchers auch nicht 100% sitzen kann -, fällt das bei 10MP weniger (bzw. gar nicht) auf als bei 60MP. Mit Sensorgröße hat das überhaupt nichts zu tun.
Was spricht gegen Downsampling? Wenn man dann doch mal Stativaufnahmen machen möchte muss man nicht gleich eine andere Kamera nehmen. Jetzt mal bissl wild gedacht :P
Klar, die M11 bietet das Downsampling ja sogar direkt in der Kamera an. Und du kannst Dir für rund 600 EUR noch einen Leica-EVF (Visoflex II) dazukaufen, den in den Blitzschuh stecken und mit dem präzise mit Fokuslupe fokussieren. Nur landet man dann langsam in den Rigging-Gefilden von Cinekameras, wird das Gesamtpaket unhandlich und der eigentliche Zweck einer Leica M - einer handlichen Straßenfotografiekamera - IMHO ad absurdum geführt. (Bzw. fragt sich dann, ob eine SL2 nicht sinnvoller ist.)
cantsin hat geschrieben: ↑Fr 14 Jan, 2022 16:07Ist hier im Forum überhaupt bekannt, was ein Meßsucher ist und wie sich diese Suchertechnik einer digitalen Leica M von allen anderen digitalen Kameras (auch von Fuji-Kameras mit Hybridsucher) unterscheidet?
Der Unterschied zu Fuji wäre mal interessant (minus den elektronischen Gimmicks und der Formatunterschiede) :)
Ein Meßsucher ist ein rein optischer Sucher, bei dem Du nicht durchs Objektivglas guckst, und der auch nur eine Brennweite hat. Oder, einfacher ausgedrückt, ein Glasfenster in der Kamera links oberhalb des Objektivs, durch das Du durchguckst. Um die Schärfe am Objektiv richtig zu ziehen, ist in den Sucher ein [rein optischer, nicht elektronischer] Entfernungsmesser eingebaut, der an das Objektiv so mechanisch gekoppelt wird, dass er sich beim Drehen des Fokusrings mitbewegt. Du siehst ihn in der Mitte des Glassuchers als kleines Rechteck, dessen Inhalt beim Ziehen des Fokusrings zwei gegeneinander verschobene Bildhälften sind, die bei korrektem Fokus richtig aneinander anschließen.
Im Gegensatz zu einer Spiegelreflexkamera steckt diese Optik komplett im Sucher. Du siehst also sowohl das Sucherbild, als auch die zwei Meßsucher-Teilbilder selbst dann, wenn ein Deckel auf dem Objektiv sitzt, oder sogar, wenn gar kein Objektiv angeschraubt ist. [Tatsächlich kann man mit Meßsucherkameras leicht versehentlich 'fotografieren', wenn noch der Deckel auf dem Objektiv sitzt und dann lauter Schwarzbilder aufnehmen...]
Die Entfernungsmessung bzw. Schnittbildanzeige im Sucher ist also nur eine (im Idealfall: maximale) Annäherung an die Fokussierung des Objektivs. Da die Koppelung zwischen dem Fokusring des Objektivs und dem Meßsucher mechanisch ist, muss sie genau justiert werden, damit die Entfernungsmessung im Sucher mit der Entfernungseinstellung am Objektiv übereinsteimmt. Und wegen dieser Mechanik verstellt sie sich im Laufe der Zeit und muss regelmäßig in der Werkstatt nachjustiert werden. [Leica M-Besitzer machen das ungefähr alle zwei Jahre.]
Weil diese Anzeige eine Annäherung ist bzw. Toleranzen hat, nimmt ihre Genauigkeit ab, je höher die Auflösung des Kamerasensors ist. Bzw. umgekehrt: Je höher die Auflösung des Kamerasensors, desto sichtbarer werden Abweichungen beim Fokussieren durch a) die Toleranzen des Meßsuchers und b) die Tatsache, dass man nur ein kleines Rechteck in der Mitte sieht und dadurch gar nicht die Detailauflösung bzw. Lupen-Vergrößerung hat [und auch keine Hilfsmittel wie Peaking in einem EVF], um absolut präzise fokussieren zu können.
Andere Eigenheiten von Meßsuchern sind, dass sie nur eine (i.d.R. weitwinklige) Brennweite haben und längere Brennweiten durch Begrenzungslinien (frame lines) im Sucher anzeigen, was ebenfalls durch mechanische Kopplung der Objektive geregelt wird. Außerdem gibt es eine Parallax-Verschiebung, d.h. je näher ein Objekt an der Kamera ist, desto mehr weicht der Sucherausschnitt vom tatsächlichen Bildausschnitt ab. Deswegen unterstützen die meisten Meßsucherobjektive auch keine Fokussierung unterhalb von 70cm. [Das bzw. der Parallaxeneffekt und die allgemeinen Abweichungen von Sucherbild und tatsächlichem Bildausschnitt waren in den 70ern auch der Grund für den Siegeszug der Spiegelreflextechnik, die diese Beschränkungen nicht hat.]
Der Vorteil eines Meßsuchers ist, dass a) die Kameras kompakt und leicht gebaut werden können und b) man im Sucher mehr sieht als nur das vom Objektiv erfasste Bild, sondern bei den meisten Brennweiten auch das Bild ausserhalb des Objektivblickwinkels, wodurch man gerade bei Straßenfotografie eine Situation besser erfassen kann.
Die meisten Straßenfotografen machen sowieso zone focussing, d.h. stellen den Schärfering des Objektivs auf 3m [was natürlich mit manuellen Objektiven besser geht als mit elektronischen - bzw. mit focus-by-wire-Objektiven i.d.R. überhaupt nicht] und die Blende z.B. auf f8, um ein möglichst großen Schärfentiefebereich zu erfassen. Allerdings stößt man damit bei 60MP an Grenzen, weil - wie wir hier schon mal lang diskutiert haben - die alten Schärftentiefeformeln noch aus der grobkörnigeren Analogfilmzeit stammen und bei 24, 40 und 60MP der tatsächlich noch als scharf wahrgenommene Bereich deutlich kleiner ist. (Es gibt eigentlich nur einen Schärfepunkt und davor und dahinter kontinuierlichen Schärfeabfall - ab wann man den als zu groß empfindet, ist auch subjektiv.)
- Ausser Leica hat AFAIK nur Epson (mit der 2004-2007 hergestellten Epson R-D1) digitale Meßsucherkameras produziert. Fuji hat in allen seinen Kameras außer der X100- und XPro-Serie rein elektronische Sucher. Die Hybridsucher der X100- und XPro-Serie sind umschaltbar zwischen (a) optisch (=Glasfenster) ohne Meßsucherfeld, (b) elektronisch und (c) optisch mit einem kleinen elektronischen Fensterchen unten rechts, bei dem man sich eine Fokus-Ausschnittsvergrößerung anzeigen lassen kann. In keiner digitalen Fuji-Kamera gibt es daher einen Meßsucher, an Meßsucher gekoppelte Objektive und deren Besonderheiten.