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Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...



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Pianist
Beiträge: 9032

Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Pianist »

Schönen guten Tag an alle Mitlesenden!

Gestern hatte ich einen ganztägigen Einsatz auf einer Fachmesse. Natürlich achte ich dabei immer auch darauf, mit welcher Technik andere Filmleute unterwegs sind. Begegnet sind mir fünf oder sechs andere Filmtrupps, die allesamt mit digitalen Spiegelreflexkameras ausgerüstet waren. Die kleinen Kameras waren dabei meistens auf oder in irgendwelche mehr oder weniger aufwändigen Konstruktionen gebaut, die vermutlich dazu führen sollen, dass man ein halbwegs ruhiges Bild drehen kann.

In einem Fall handelte es sich um ein Schulterstativ, wo die Kamera an einem Punkt saß, an dem der Kameramann den Sucher nicht sehen kann, er hatte deshalb neben der Kamera einen kleinen Monitor zur Beurteilung des Bildausschnittes. Ein weiterer Fall ist mir in Erinnerung, wo sich die Kamera in einer komplizierten Konstruktion befand, die der Kameramann mit beiden Händen vor sich gehalten hat. Er konnte wohl mittels Wippschaltern die Kamera neigen, alles andere ergab sich aber ausschließlich aus seiner Handarbeit. Wenn er nicht gefilmt hat, hielt jemand anderes dieses Gebilde, und musste dabei in einer etwas schrägen Körperhaltung verharren, weil das recht unhandlich war. Einfach abstellen ging nicht.

Also insgesamt viel Aufwand, und sicher von der Bedienung her eher unbequem bis hin zu gesundheitsschädlich. Daher meine Frage: Warum nutzen die Firmen denn nicht gleich eine richtige Kamera, die man entweder auf die Schulter nimmt, oder auf ein vernünftiges Stativ setzt? Was sollen diese eigenartigen Konstruktionen für einen Sinn haben?

Ich habe dort in keinem einzigen Fall ein Kompendium vor dem Objektiv gesehen, und das waren ganz gewöhnliche Fotoobjektive. Bei den vielen Scheinwerfern, die oberhalb von Messeständen hängen, bekommt man sicher viel Streulicht rein. Also warum nimmt man einerseits DSLR-Kameras zum Filmen, baut sie in aufwändige Tragekonstruktionen ein, verzichtet dann aber auf Dinge, die das Bild wirklich besser machen?

Irgendwie war die Situation dort auf der Messe in Frankfurt eine ganz andere, als ich es sonst von Terminen im politischen Berlin gewohnt bin. Da treten alle inzwischen wieder mit richtigen Broadcast-Kameras an, aber auf solchen Messen laufen die Filmfirmen an den Ständen von Weltkonzernen mit kleinen billigen Kameras durch die Gegend, die man erst mal umfangreich verbasteln muss, bevor sie benutzbar sind...

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Asjaman
Beiträge: 320

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Asjaman »

Pianist hat geschrieben:Ich habe dort in keinem einzigen Fall ein Kompendium vor dem Objektiv gesehen, und das waren ganz gewöhnliche Fotoobjektive. Bei den vielen Scheinwerfern, die oberhalb von Messeständen hängen, bekommt man sicher viel Streulicht rein. Also warum nimmt man einerseits DSLR-Kameras zum Filmen, baut sie in aufwändige Tragekonstruktionen ein, verzichtet dann aber auf Dinge, die das Bild wirklich besser machen?
Für ein Abschirmen von Streulicht genügt ja in der Regel die normale Sonnenblende, die zum Objektiv gehört, da braucht es kein Kompendium.



rush
Beiträge: 15102

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von rush »

Wo genau siehst du jetzt das Problem oder die Fragestellung @ Matthias?

Der Trend der geriggten DSLRs ist doch nun wirklich kein Neuer mehr und allgegenwertig. Bei großen Sportveranstaltungen etwa sind neben normalen EB Mühlen auch immer häufiger DSLRs oder vergleichbare Kameras im Einsatz... sony fs-reihe, canon c-serie.

Die nächste Generation wird hoffentlich wieder eher in Richtung der neuen Sony FS7 gehen... also durchaus auch ohne viel Riggedöns für den Einsatz auf der Schulter ausgelegt.

Die über joystick geführten systeme sind brushless gimbals... im modellbaubereich schon seit jahren im Einsatz, in letzter Zeit auch immer mehr im Video und Filmbereich. Selbst auf Kränen, Spider und Seilkameras etc kommen die Dinger zum Einsatz und stabilisieren für überschaubares Budget ausgesprochen gut.

Matteboxen bzw Kompendien... nun ja, da scheiden sich ja sowieso die Geister :-) Einige schwören drauf und können/wollen nicht ohne - andere nervt sie einfach vom Handling her und Extragewicht.

Ich verlängere die normalen Sonnenblenden teilweise einfach mit blackwrap - simpel, leicht und billig.
keep ya head up



markusG
Beiträge: 5225

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von markusG »

Pianist hat geschrieben:Also insgesamt viel Aufwand, und sicher von der Bedienung her eher unbequem bis hin zu gesundheitsschädlich.
Wer seine (Belastungs)Grenzen nicht kennt und sich kaputt macht weil aus z.B. Kostengründen auf gewisse Dinge verzichtet wird (Stativ, Easyrig etc.)...das muss jeder mit sich selbst ausmachen.
Pianist hat geschrieben:Daher meine Frage: Warum nutzen die Firmen denn nicht gleich eine richtige Kamera, die man entweder auf die Schulter nimmt, oder auf ein vernünftiges Stativ setzt?
Ganz einfach - DSLRs sind billiger. Warum dann nicht die gute alte EX1/EX3? Look.
Pianist hat geschrieben:Was sollen diese eigenartigen Konstruktionen für einen Sinn haben?
Die DSLRs sind ja wie du schon festgestellt hast nun nicht gerade zum Filmen konzipiert (in punkto Ergonomie), also muss man da nachhelfen.

Zum Glück gibt es immer mehr Kameras, die einerseits einen großen Sensor haben, zum anderen aber ein "normales" Kameradesign vorweisen, und das auch im bezahlbaren Rahmen. Und ne F3 z.B. kriegt man gebraucht auch schon fast zu DSLR-Preisen. Es ist aber ein Trugschluss, dass "richtige" Kameras nicht geriggt werden (tlw. extrem). Vielleicht zugegebenermaßen nicht gerade im ENG-Bereich.

Und so Geschichten wie mit dem Gimbal sind halt gerade modern/innovativ und werden dann halt einfach engesetzt. Genau wie die Multicopter.



Maze
Beiträge: 416

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Maze »

Es ist letztendlich der Geldfaktor. Mit einer Spiegelreflexkamera zu drehen, macht nur Sinn wenn ein Dreh unauffällig sein und schnell gehen muss. Sobald man daraus eine Konstruktion machen muss, sind es nur noch die geringeren Kosten die für so etwas sprechen. Ein Kompendium muss es nicht immer sein, allerdings in einer Messehalle würde einiges dafür sprechen. Normalerweise genügt aber die normale Sonnenblende. Gar keine drauf zu haben, ist meistens Faulheit oder Unwissen.



Jott
Beiträge: 22942

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Jott »

Eine richtige Kamera wie zum Beispiel die FS7 ist auch nicht ernsthaft teurer als eine 5D mit Rig-Gebastel, Ton-Notlösungen, Sucher-Notlösungen, Stromlösungen, Entwackellösungen ... das summiert sich.

Richtige Kameras, die alles out of the box können und trotzdem Bilder im gleichen Großsensor-Look liefern (und technisch besser DSLR), sind irgendwie old school. TV-Schultermühlen noch viel mehr, weil denen obendrein der "Look" fehlt. Ein Frankenrig mit Fotoapparat dagegen ist hip und modern. Aus Filmersicht jedenfalls. Ob Auftraggeber das auch so sehen, weiß ich nicht.



Pianist
Beiträge: 9032

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Pianist »

Aber warum braucht man denn von einer Messe Aufnahmen im Großsensor-Look? Da geht es doch meist um Berichte vom Messestand. Meine Kunden freuen sich, wenn sowas wie ein ganz normaler Tagesschau-Beitrag aussieht.

Aus meiner Sicht zählt auf einer Messe nur eins: Schnelligkeit. Es nützt mir nichts, das schönste Bild zu haben, wenn mir dafür die wichtigsten Aufnahmen (Beispiel: Geschäftsführer begrüßt Minister) durch die Lappen gehen. Daher würde ich gerade auf einer Messe stets mit einer ganz gewöhnlichen EB-Mühle antreten. Das sind meiner Meinung nach immer noch die schnellsten Kameras.

Und wer beides verbinden will, also Schnelligkeit und großen Sensor, der kann ja vielleicht eine Arri Amira nehmen.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Jott
Beiträge: 22942

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Jott »

Genau diesen Tagesschau-Look-Beitrag will eben keiner mehr sehen in der Unternehmenskommunikation. Das ist doch der Knackpunkt. Statt drögen "Beiträgen" gibt's schicke "Clips". Und das ist okay.



Pianist
Beiträge: 9032

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Pianist »

Also meine Auftraggeber (und das sind ziemlich viele) sehen das genau umgekehrt... :-)

Die wollen das so authentisch wie möglich haben. Es darf übrigens auch gar nicht nach Kunst oder Werbung aussehen.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Jott
Beiträge: 22942

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Jott »

Dein Kundenkreis ist dann eben die Ausnahme. Ist ja gut, dann musst du nichts ändern.



markusG
Beiträge: 5225

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von markusG »

Pianist hat geschrieben:Und wer beides verbinden will, also Schnelligkeit und großen Sensor, der kann ja vielleicht eine Arri Amira nehmen.
Wie oben gesagt wurde - andere Preisliga ;)
Pianist hat geschrieben:Also meine Auftraggeber (und das sind ziemlich viele) sehen das genau umgekehrt... :-)

Die wollen das so authentisch wie möglich haben. Es darf übrigens auch gar nicht nach Kunst oder Werbung aussehen.
Dann hast du schlicht andere Kunden als die von dir genannten Kameraleute.

Ist damit die Ausgangsfrage beantwortet? :)


p.s.: Kameras wie die FS7 sind sicher weniger Kunden geläufig wie RED oder 5D. Und was der Bauer (manche zumindest) nicht kennt bucht er nicht.



pixelschubser2006
Beiträge: 1717

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von pixelschubser2006 »

Ich würde mal sagen: Der Markt verlangt es. Was ich aber nicht verstehe: Es gibt tonnenweise Rigs mit guten Ideen, es gibt auch mechanisch ganz ordentliche, die garnicht viel kosten. Aber keines ist wirklich bis zu Ende gedacht oder es fehlen wichtige Komponenten im System. Ich suche immer noch verzweifelt einen kompakten Tragegriff, der nicht dick aufträgt, aber noch Befestigungsmöglichkeiten für Mikro, Licht und Sucher bietet. Gibt es praxisgerecht nicht bzw. macht das Rig mörderisch sperrig.

Weiterhin ist mir Schleierhaft, warum es keine kleinen, kompakten Mattboxen gibt. In Anbetracht der Tatsache, dass im EB-Bereich oft nichtmal ein Frenchflag zum Einsatz kommt, kann es an mangelnder Wirkung nicht liegen. Jedenfalls suche ich noch eine kleine Mattbox, die nicht wie eine Steven-Spielberg-Edition aussieht. Es muss nicht so aussehen, als hätte ich das Ding von einer Panavision geklaut. Baut sowas und ich kaufe es!

Allerdings würde ich mittelfristig nicht kommerziell mit ner DSLR filmen. Sicherlich, es gibt Situationen wo man ein preiswertes Baukastensystem gut einsetzen kann, insbesondere im Kine-Sektor, aber im Bereich Messe und Image-Video wohl kaum. Da ist eine Sony NEX-EA50 sicherlich eine feine Sache, halt APS-Sensor mit camcordertypischen Handling. Leider habe ich das Geld dafür nicht, sonst würde ich das ganze DSLR-Geraffel sein lassen. Sicherlich, für manche Anwendungen ist Vollformat interessant, aber in den allermeisten Fällen ist der APS groß genug.

Ob die Kunden am Ende noch den Unterschied merken, bezeifele ich fast. Ich glaube, ein Großteil würde sogar SD akzeptieren, wenn man es ihm als "DVD"-Qualität verkaufen würde (und das wäre ja aus technischer Sicht überhaupt nicht gelogen). Das Problem ist doch im Alltag, Kunden vom Nutzen eines Werbevideos zu überzeugen. Ein riesiger Markt liegt brach, weil die Kunden es nicht raffen. Wenn einer mal die nötige Weitsicht hat, kann man ihm den letzten Scheiss unterjubeln. Traurige Erkenntnis, aber ich glaube, jeder hier hat zu dem Thema Anekdoten zu erzählen, die noch lustiger wären, wenn nicht der eigene Lebensunterhalt dranhängen würde.



Frank Glencairn
Beiträge: 26509

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Frank Glencairn »

pixelschubser2006 hat geschrieben: Weiterhin ist mir Schleierhaft, warum es keine kleinen, kompakten Mattboxen gibt. In Anbetracht der Tatsache, dass im EB-Bereich oft nichtmal ein Frenchflag zum Einsatz kommt, kann es an mangelnder Wirkung nicht liegen. Jedenfalls suche ich noch eine kleine Mattbox, die nicht wie eine Steven-Spielberg-Edition aussieht. Es muss nicht so aussehen, als hätte ich das Ding von einer Panavision geklaut. Baut sowas und ich kaufe es!
http://www.brighttangerine.com/product- ... /misfit/18



markusG
Beiträge: 5225

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von markusG »

Frank - die ist ja aber wieder "normalgroß". Da kommt dann gleich Steven Spielberg und fordert sie zurück, um auf seiner Panavision weiterdrehen zu können....

Gibt allerdings diverse Möglichkeiten kompakt zu bleiben:

* VarioND + Streulichtblende des jew. Objektivs
* Cavision MB385P
* Vocas MB-210
* Arri LMB2
* Cokin P
* Lee Filter-System
...


Kommt dann natürlich auf das jeweilige Kamerasystem bzw. die Bildwinkel an, ob so kleine Filter ausreichen.
Zuletzt geändert von markusG am Fr 13 Mär, 2015 21:12, insgesamt 1-mal geändert.



Funless
Beiträge: 5961

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Funless »

Frank Glencairn hat geschrieben:
pixelschubser2006 hat geschrieben: Weiterhin ist mir Schleierhaft, warum es keine kleinen, kompakten Mattboxen gibt. In Anbetracht der Tatsache, dass im EB-Bereich oft nichtmal ein Frenchflag zum Einsatz kommt, kann es an mangelnder Wirkung nicht liegen. Jedenfalls suche ich noch eine kleine Mattbox, die nicht wie eine Steven-Spielberg-Edition aussieht. Es muss nicht so aussehen, als hätte ich das Ding von einer Panavision geklaut. Baut sowas und ich kaufe es!
http://www.brighttangerine.com/product- ... /misfit/18

Ähm .... besonders kompakt finde ich das Teil jetzt aber nicht. Das Ding ist ja so groß wie mein Schuh. Und ich trage Größe 44.
Funless has spoken!
.........................................................
"The enemy of art is the absence of limitations."
(Orson Welles)
.........................................................
No Cenobites were harmed during filming.



sottofellini
Beiträge: 454

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von sottofellini »

Und nicht zu vernachlässigen ist auch der Renommierfaktor einer umfangreichen Aufriggung. Denn die sieht jeder in Aktion und keiner getraut sich zu fragen, wo der Beitrag denn zu sehen ist ;-)
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.



Frank Glencairn
Beiträge: 26509

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Frank Glencairn »

Okay, die Handgriffe sind etwas übertrieben.



Frank Glencairn
Beiträge: 26509

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Frank Glencairn »

Funless hat geschrieben:

Ähm .... besonders kompakt finde ich das Teil jetzt aber nicht. Das Ding ist ja so groß wie mein Schuh. Und ich trage Größe 44.
Im vergleich zu den "normalen" Boxen ist die sogar ziemlich kompakt (und leicht), für eine Box die mit Optiken bis zu 143mm Frontdurchmesser zurecht kommt.
Die Zielgruppe sind allerdings auch keine DSLR Filmer und Co, die sind mit einer 3stufigen 20 Euro Gummiblende besser bedient.



Jalue
Beiträge: 1565

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von Jalue »

Der DSLR Hype ist vor allem ein klassisches Beispiel für Unwägbarkeiten in der Produktpolitik. Der Konsument macht ein Zusatzfeature (Videofunktion bei Fotoapparaten) zum Hauptfeature, was von den Herstellern eigentlich nicht beabsichtigt war. Erst nach und nach erkennen sie den Bedarf (Lichtstärke / variable Schärfentiefe von Großsensorkameras) und legen originäre „Video“-Kameras nach, die solche Eigenschaften mit einem ergonomischen Design kombinieren. In zwei-drei Jahren wird sich die Fotoknipsen-Invasion daher auch erledigt haben, zumindest im Profisegment.

Leider ist schon jetzt ist eine ganze Generation nachgewachsen, die den Umgang mit ergonomisch durchdachten Kamerabodies verlernt hat, z.B. nicht mehr in der Lage ist, eine Kamera mit dem Auge am Sucher zu führen. Um trotzdem eine halbwegs ruhige Handkamera hinzubekommen, wird dann eben das Rad neu erfunden und der filmende Fotoapparat mit weitgehend sinnfreiem Geraffel behängt. Hinzu kommt ein psychologischer Effekt: Vor dem DSLR-Hype war der Look einer Kamera eher zweitrangig, inzwischen ist er ein wichtiges, oft genug das wichtigste Kriterium. Der typische DSLR-Fanboy pimpt seine Knipse schon deshalb mit Rig-Geraffel, damit er sich vor Kunden/Konkurrenten optisch von Onkel Willi mit seiner 600D abhebt, wobei der eigentliche Sinn der Übung (Inhalt!) eher Nebensache geworden ist. Insofern ist er ein Nerd im klassischem Sinne, auf einer Ebene mit Autotunern oder Modellbaufreaks. Sobald das Objekt der Begierde „fertig“ ist, langweilt es und muss durch den neuesten, heißen Shyce ersetzt werden.

Und die Kunden? Denen ist das alles herzlich egal. Die erwarten scharfe, unverwackelte, korrekt belichtete und gut kadrierte Bilder im Rahmen einer funktionierenden Dramaturgie. Also all das, was sie von den DSLR-Fanboys oft genug nicht bekommen ("Schön, aber warum ist denn alles irgendwie so unscharf?" "Aber verstehen Sie doch, das macht Video erst zur Kunst. Das nennt man Bokeh...").



macwalle
Beiträge: 267

Re: Kleine Kameras mit riesigen Konstruktionen...

Beitrag von macwalle »

Jalue hat geschrieben:Der DSLR Hype ist vor allem ein klassisches Beispiel für Unwägbarkeiten in der Produktpolitik. Der Konsument macht ein Zusatzfeature (Videofunktion bei Fotoapparaten) zum Hauptfeature, was von den Herstellern eigentlich nicht beabsichtigt war. Erst nach und nach erkennen sie den Bedarf (Lichtstärke / variable Schärfentiefe von Großsensorkameras) und legen originäre „Video“-Kameras nach, die solche Eigenschaften mit einem ergonomischen Design kombinieren. In zwei-drei Jahren wird sich die Fotoknipsen-Invasion daher auch erledigt haben, zumindest im Profisegment.

Leider ist schon jetzt ist eine ganze Generation nachgewachsen, die den Umgang mit ergonomisch durchdachten Kamerabodies verlernt hat, z.B. nicht mehr in der Lage ist, eine Kamera mit dem Auge am Sucher zu führen. Um trotzdem eine halbwegs ruhige Handkamera hinzubekommen, wird dann eben das Rad neu erfunden und der filmende Fotoapparat mit weitgehend sinnfreiem Geraffel behängt. Hinzu kommt ein psychologischer Effekt: Vor dem DSLR-Hype war der Look einer Kamera eher zweitrangig, inzwischen ist er ein wichtiges, oft genug das wichtigste Kriterium. Der typische DSLR-Fanboy pimpt seine Knipse schon deshalb mit Rig-Geraffel, damit er sich vor Kunden/Konkurrenten optisch von Onkel Willi mit seiner 600D abhebt, wobei der eigentliche Sinn der Übung (Inhalt!) eher Nebensache geworden ist. Insofern ist er ein Nerd im klassischem Sinne, auf einer Ebene mit Autotunern oder Modellbaufreaks. Sobald das Objekt der Begierde „fertig“ ist, langweilt es und muss durch den neuesten, heißen Shyce ersetzt werden.

Und die Kunden? Denen ist das alles herzlich egal. Die erwarten scharfe, unverwackelte, korrekt belichtete und gut kadrierte Bilder im Rahmen einer funktionierenden Dramaturgie. Also all das, was sie von den DSLR-Fanboys oft genug nicht bekommen ("Schön, aber warum ist denn alles irgendwie so unscharf?" "Aber verstehen Sie doch, das macht Video erst zur Kunst. Das nennt man Bokeh...").
Das hast Du mal wieder schön gesagt, Jan!

So, und ich habe jetzt noch dreieihalb Stunden Schlaf,
dann muss ich los nach Düsseldorf, zur ProWein,
meine Kundin auf ihrem Messestress begleiten –
und das alles mit einer schnöden XA20 und einer EOS 600D im Gepäck …
Die DSLR ist nur für die Fotos dabei.

Na, das kann ja nix werden, schon im dritten Jahr nicht …

Wir schnacken, wenn ich zurück bin, Jan!
Gruß vom Elbdeich



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