chris80 hat geschrieben: Jetzt führt ja kein Weg mehr an HD Camcordern und damit AVCHD vorbei.
Genau genommen, ist AVCHD auch schon wieder ein Auslaufmodell. ;)
Mit miniDV Material war das kein Problem, hier habe ich alles im verlustfreien miniDV geschnitten (mit Magix Video Deluxe - komme damit gut klar) und neu ausgegeben (ohne neu codieren) und bei Bedarf eben ne DVD aus Magix heraus erzeugt.
- Verstehe ich es richtig, dass so ein rudimentäres Schneiden von AVCHD nicht ohne erneutes encoding / komprimieren geht? D.h. hier geht IMMER Qualität verloren, wenn auch marginal, und das dauert natürlich entsprechend sehr lange, setzt gute Hardware voraus etc?
Mehr oder weniger. Zumindest Sony Vegas soll eine Art Smart Rendering (d. h. nur die Teile neuberechnen, die nötig sind) mit AVCHD beherrschen, aber dazu kann ich nichts Näheres sagen.
Das Grundproblem ist die komplexe GOP-Struktur der AVCHD-Files. Während bei DV jedes Bild für sich komprimiert wurde, was den Schnitt enorm erleichterte, vergleicht die H.264-Kompression des AVCHD-Formates eine ganze Reihe von Bildern ("Group Of Pictures") und speichert nur die Unterschiede. Wirklich verlustfrei schneiden könnte man nur ca. alle zwei Sekunden an bestimmten Stellen. Normale Schnittprogramme sehen diese Arbeitsweise erst gar nicht vor.
Wie gut das Ergebnis wird, wenn man neu komprimiert, hängt von der Qualität des Encoders (und somit vom Schnittprogramm) ab.
Theoretisch verhält sich H.264 in dieser Hinsicht gutmütig: Beim Neucodieren verdoppeln sich Verluste nicht, sondern es werden möglichst schon "Vereinfachungen" aus der ersten Codierung übernommen, so dass nur dort ein zusätzlicher Informationsverlust entsteht, wo es zwingend nötig ist.
Man kann mögliche neue Verluste minimieren, indem man die Datenrate für die Neuausgabe deutlich höher ansetzt als die Datenrate des Originals - wobei sich dann bald die Frage stellt, ob sich der "Vorschnitt" überhaupt noch lohnt.
Die Alternative wäre, für den Vorschnitt ein anderes Programm zu verwenden, das darauf spezialisiert ist, z. B.
Smart Cutter (kostenpflichtig) oder
Free Video Editor (kostenlos, aber mit Adware verseucht).
Wenn man innerhalb der Clips nur wenige Schnitte macht, erfüllen solche Programme ihren Zweck. Schneidet man mehr, werden sie immer ineffizienter, weil sie rund um die Schnittstellen lauter I-Frames (vollständige Einzelbilder) erzeugen, die viel mehr Speicherplatz brauchen.
(Beide Software-Tipps ohne Gewähr, da ich sie nicht selber ausprobiert habe.)
Wie sieht denn der Workflow aus, wenn ich Urlaubsvideos etc., die in AVCHD vorliegen (1080p mit 50p), grob schneiden und dann möglichst verlustfrei langfristig auf Festplatten archivieren will? Die Video in Magix (o.ä.) importieren, zusammenschneiden / bearbeiten, und dann...?
Vielleicht solltest Du einen anderen Workflow überlegen. Festplattenplatz ist heute relativ billig, und AVCHD-Files in 1080/50p brauchen kaum mehr Speicherplatz als DV-Files (28 gegenüber 25 MBit/s). Im geringen Speicherbedarf fürs Material liegt ja gerade der Vorteil der komplexen Kompression.
Und sofern Du ganze Einstellungen von der Archivierung ausschließen willst, kannst Du sie einfach löschen. Jede Einstellung liegt ja als einzelne Datei vor.
Und wie gibt man in HD gedrehte und bearbeitete Videos am Besten an Dritte (techn. Laien) weiter, die die Videos entweder am PC oder HD TV anschauen möchten?
Dateien mit H.264-Codierung im MP4-Container sind relativ kompatibel mit modernen Abspielgeräten - wobei 1080/50p noch nicht überall unterstützt wird, d. h. für universelle Kompatibilität müsste man auf 1080/50i runtergehen. Dann kann man eigentlich gleich Blu-rays brennen - soweit die Empfänger über entsprechende Player verfügen.
Das Problem mit dem Abspielen nackter Dateien ist, dass manche Wiedergabegeräte sie in eine starre Ausgabe-Framerate zwingen - was dann zu Ruckeln führt. Die Blu-ray-Disc ist in dieser Hinsicht etwas narrensicherer. Allerdings hat längst nicht jeder Haushalt einen Blu-ray-Player, während USB-Player-Funktionen in Fernsehgeräten immer mehr zum Standard werden.
Kurz gesagt: Man muss es immer erst ausprobieren - gerade im Umgang mit technischen Laien. Es geht nicht mehr so wie zu Zeiten der DVD, die man quasi jedermann ohne Nachfrage in die Hand drücken konnte.