Fader8 hat geschrieben:
Abgesehen von den fehlenden Graufilter und den bekannten Mankos, wie ist das arbeiten mit der FS 100?
Also, zunächst mal zu mir und meinem Grund für die Anschaffung der Kamera. Ich bin Videoamateur (Hobby) und arbeite beruflich mit Kindern und Jugendlichen. Sowohl im Hobbybereich (Reisefilme, Architektur, Kunst, Konzertmitschnitte, Eventaufzeichnungen) als auch im Bereich meiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen setze ich die Kamera ein. Der Grund für den Kauf der FS 100 war nicht in erster Linie die Möglichkeit mit geriger DoF arbeiten zu können, sondern die Lichtstärke und die Möglichkeit durch Objektivwechsel einen großen Brennweitenbereich zu ermöglichen. Da alles unterhalb der FS 100 (außer vielleicht die GH2) zum Zeitpunkt meines Kaufs stark mit Aliasing und Moirè zu kämpfen hatte, hab ich mich für die FS 100 entschieden. Ich filme oft in wenig beleuchteten Räumen z.B. Kirchen und Museen. Da wollte ich was Lichtstarkes haben. Die Möglichkeit des geringen DoF ist ein Zusatz, den ich gerne mitnehme.
Vom Handling ist die Kamera nicht so ideal. Mit aufgebautem Suchertubus und Handgriff mit Mikrofon, passt sie in keine meiner Videotaschen mehr, und davon hab ich einige relativ große. Z.B. eine, die ich vor ganz langer Zeit mal für eine Sony V 5000 Schulterkamera gekauft hatte. Für das Mikro habe ich mir inzwischen eine Halterung gebaut, die das Teil näher am Body anbringt. In manchen Situationen, wenn es nicht so auffallen darf, filme ich so und ohne Suchertubus und angebrachten Seitenhandgriff. Dadurch wirkt die Kamera kleiner. Einen kompakteren Sucher hätte ich toll gefunden. Den Seitenhandgriff lasse ich auch in den allermeisten Situationen ab, weil ich ihn erstens nicht so ergonomisch finde (Du brauchst etwas Kraft im Handglenk ;) ) und es zweitens noch zwei Auslösetaster am Body der Kamera gibt. Ja und die fehlenden Graufilter tun auch etwas weh. Weil ich aber eh einige recht lichtschwache Objektive habe und wie gesagt oft eher mit Lowlightsituationen zu tun habe, komme ich meist ohne Graufilter aus. Wenn ich mal mit DoF filmen möchte, nehme ich einige Festbrennweiten z.T. noch aus DDR-Produktion und montiere mir das Cokin-Filtersystem, zu dem ich ein Kompendium und eine Reihe verschieden starker Graufilter besitze. Die Ergebnisse waren bisher immer zu meiner Zufriedenheit. Aber umständlich ist es schon. Man ist mit dieser Kamera nicht schnell einsatzbereit. Es dauert ein wenig eh man startklar ist. Man merkt schon, dass es eigentlich keine Kamera für schnelle Sachen ist.
Fader8 hat geschrieben:
- Braucht es viel Zeit (Pre - und Postproduktion) um auf ein gutes Ergebnis zu kommen? Die im Vergleich zu vielleicht anderen Kameras die du schon hattest...
Du kannst die Kamera in unheimlich vielen Parametern in ihrer Bildcharakteristik verändern. Das war bisher bei keiner meiner Kameras auch nur annähernd so komplex. Außer der FS 100 habe ich noch eine alte FX1 (deren Akkus ich übrigens an der FS 100 übernehmen konnte), eine Panasonic SD 300 für schnelle Sachen zwischendurch und eine NEX 5, die ich im Bundle mit der FS100 in einer Promotionaktion sozusagen geschenkt bekommen habe. Der AVCHD-Codec ist spitze. Es braucht schon starke Verbiegungen in der Postpro, wenn Du Artefakte sehen willst. Ich setze allerdings bisher nur dezente Farbkorrekturen und Bildanpassungen ein. Da ich in vielen der oben erwähnten komplexen Bildanpassungsmöglichkeiten etwas überfordert bin, habe ich mir einige gute Presets aus dem Netz geholt. Frank Glencairn, der hier auch oft postet, hat einige gute Einstellungen ausgemessen und ausprobiert und kostenlos zur Verfügung gestelt. Auch von Abelcine gibt es welche. Die hab ich aber noch nicht einprogrammiert. Du kannst 6 Presets speichern. Mit dem neuen SW-Upgrade ist es auch möglich die Presets auf der SD Karte abzulegen, also auch viel mehr abzuspeichern und nach Bedarf abzurufen.
Fader8 hat geschrieben:
- Ist die Kamera "anpassungsfähig" im Sinne von, kannst du viel Einfluss auf das Bild, welches schlussendlich aus der Kamera kommt, haben? Stichwort: Picture Profiles
siehe oben
Fader8 hat geschrieben:
- Hast du lange gebraucht bist du dich mit der Kamera zurechtgefunden hast, oder "freundet" man sich schnell mit ihr an?
Nein, ging ganz schnell. Man kann auch als Amateur schnell zu guten Ergebnissen kommen. Vieles erklärt sich von selbst, wie es sein soll. Allein in den Pictureprofiles komme ich mit einigen Einstellungen noch nicht klar. Die sind, wie gesagt sehr komplex für einen Amateur.
Fader8 hat geschrieben:
- kannst du wenn du mit der FS 100 drehst, dich auf die anderen wesentlichen Aspekten des Filmens konzentrieren, oder musst du dich ständig mit der FS 100 kämpfen damit sie mach was du willst?
Du kannst sie so einstellen, dass Du mit ihr genauso filmen kannst, wie mit einem Amateurmodell. Wenn sie also einmal aufgebaut und konfiguriert ist, gehts ganz normal fast wie mit jeder anderen Cam. Blos andersrum gehts nicht. Mit jeder anderen Cam kannst Du nicht das machen, wie mit der FS 100 ;)
Fader8 hat geschrieben:
- Beim nachträglichen Grading: ist viel Können notwendig, oder kann auch ein nicht professioneller was anständiges hinbekommen?
Ich bin kein Gradingfachmann. Ich komme sehr gut klar mit dem, was ich brauche.
Fader8 hat geschrieben:
- Wie bist du mit dem Bild/ der Kamera im allgm. zufrieden? Persönliche Meinung wäre interessant, die üblichen Pro/Contras sind mir bekannt.
Das Beste, das ich bisher hatte. Ein für meine Maßstäbe bei ordentlicher Einstellung atemberaubend schönes Bild. Von mir kein Contra.
Frag weiter, wenn Du nochwas wissen willst.
Im Moment baue ich mir ein Rig dafür. Es ist im großen und ganzen schon fertig.