Da waren wir ja schon oft. Der größte Fake wäre, zu behaupten, ein Film könne die unverfälschte Wirklichkeit abbilden. Ein realistischer Stil ist auch eben nur ein Stil und wird erreicht durch Weglassung absurder Aspekte, aus denen tatsächliche Vorgänge in der Hauptsache bestehen (siehe Chaos-Forschung, siehe vor allem der schöne Schein, den jede Darstellung einer Sache wahrt, sowohl im zwischenmenschlichen als auch im öffentlichen Bereich). Wenn Michael Moore das Gewehr als Werbegeschenk einer Bank nachstellt oder wenn Bansky eine Figur als roten Faden erfindet: Welche Tatsachen wurden dadurch verschleiert oder unzulässig abgefälscht? Fakes und Fakten - ein Thema für sich. Aber Dokus mit einem der Aussage dienlichen Fake-Element werden nicht zwangsläufig zu Mokus.Valentino hat geschrieben:Bei Exit Through The Gift Shop gibt es bis heute noch keinen Beweis für die wirklich Existenz des Protagonisten und viele Kritiker vermuten das es sich um eine Fakedoku von Banksy selber handelt.
JEDER Filmemacher sollte einen Standpunkt entwickelt haben. Sonst sollte er am Besten gar keine Kamera anfassen oder zumindest gleich Werbehure werden.PowerMac hat geschrieben:Man lernt schon in der Schule, dass Dokumentarfilm immer einen Standpunkt einnimmt und subjektiv ist,
PowerMac hat geschrieben:weil es keine objektive Realität gibt.
Im Angesicht von Hunger, Krieg und Völkermord erscheinen alle theoretischen Überlegungen als ungehörig. Aber wir blicken dann in mehrfacher Hinsicht auf das Ende der Fahnenstange. Nichts geht mehr.NEEL hat geschrieben:PowerMac hat geschrieben:weil es keine objektive Realität gibt.
So einen Schwachsinn lernt man tatsächlich in der Schule? Erzähl mal den Verhungerten in Afrika und den Opfern im Irak, daß sie gar nicht tot sind, weil es ja angeblich keine objektive Realität gibt...
Ich denke, gerade dann beginnt es. Viele amerikanische Dokfilme haben das Große Ganze im Blick und werden dadurch überhaupt erst bedeutend.Axel hat geschrieben:
Im Angesicht von Hunger, Krieg und Völkermord erscheinen alle theoretischen Überlegungen als ungehörig. Aber wir blicken dann in mehrfacher Hinsicht auf das Ende der Fahnenstange. Nichts geht mehr.
Äh, entschiedenes Nein! Es gibt immer äussere Umstände, die Menschen dazu bringen solche Dinge zu tun. Die gilt es offenzulegen! Das ist u.a. eine Aufgabe - oft bestanden - von Dokumentarfilmen.Axel hat geschrieben:Solche Gräuel sind keine Argumente. Auf die eine oder andere Weise sind sie die Konsequenzen aus einem profunden Fehler in der menschlichen Natur.
Diesen "starken Glauben" nennt man auch Haltung. So etwas ist in den letzten Jahren hierzulande zugegebenermassen etwas aus der Mode gekommen. Haltung könnte ja zu Karrierestörungen führen. Kleiner Irrtum dabei: Dokfilme ohne Haltung sind schwach - keiner will sie sehen.Axel hat geschrieben:Wenn es überhaupt etwas gibt, das Menschen diesem Makel aus sich selbst heraus entgegensetzen können, ist es ihr manchmal sehr starker Glaube daran, die Realität selbst zu bestimmen.
Axel hat geschrieben:Der moralische Holzhammer stumpft ab.
Klar - zumindest wenn es uns am A.... vorbeigeht.Axel hat geschrieben:"Objektiv gesehen" sind wir alle angesichts des geduldeten Leids auf der Welt nur Arschlöcher, oder?
Diesen Logiksprung mußt Du mir erklären. Objektive Realitäten werden verneint, weil sie unbequem sind? Das könnte hinhauen. Der oft zitierte Relativismus ist da schon bequemer.Axel hat geschrieben:Darum gibt es wohl Realitäten, aber nicht die objektive Realität. Wer nähme die objektive Position ein?
Axel hat geschrieben:Darum gibt es wohl Realitäten, aber nicht die objektive Realität. Wer nähme die objektive Position ein?
Hungertote sind Tatsachen. Konsequenzen aus einer langen Kette von Taten und Unterlassungen. Gerade war ein Beitrag in ttt, bei dem Nahrungsmittelspekulation / Nahrungsmittelspekulanten als Ursache / Verursacher benannt wurden. Ist denn das die *Wahrheit* ? Führte das Verbot von Spekulation, wie dort behauptet wurde, zum Ende des Hungers? Führt die Doku darüber wenigstens zu einer Ächtung der Spekulation?NEEL hat geschrieben:Diesen Logiksprung mußt Du mir erklären.
Verneint nicht: Ignoriert. Selbst das Zusammentragen aller Faktoren für den Hunger - sollte das einer Doku gelingen - würde das Gefühl der Machtlosigkeit nur besonders drückend machen. Möglichkeiten zur Hilfe aufzuzeigen oder aktive Helfer zu portraitieren, das wären postive Impulse. Der einzelne Mensch will die Realität zum Besseren beeinflussen.NEEL hat geschrieben:Objektive Realitäten werden verneint, weil sie unbequem sind? Das könnte hinhauen.
Vielleicht tun sie das auch. Vor allem aber stellen sie allgemein geglaubte Anschauungen oder resigniert geduldete Umstände in Frage. Sie relativieren.NEEL hat geschrieben:Die Filme von Michael Moore etwa appellieren an die Moral. Das macht sie stark.
Doch! Die gibt es mehr als genug überall; -nur gezeigt wird sie nicht,-PowerMac hat geschrieben:...weil es keine objektive Realität gibt...