NickFootball ist ein absoluter Könner, und die Mischung aus Echtzeit und gezielter Zeitlupe, das Zusammenführen von verschiedenen Handlungströmen, die Einbettung in eine zentrale Handlung um die Reaktionen und Gefühle völlig stimmig zu transportieren ist für sich brilliant und perfekt umgesetzt.
Man sollte aber nicht übersehen, dass die Güte dieser Produktion eben eine sehr professionelle ist - der weiß was er tut und kann das auch.
Axel hat geschrieben:Völlig ausreichend auch für die rasanteste Bewegung. Es gibt vielleicht Zeitgenossen, denen hier (und überhaupt, überall, 50p ist ein Exot) das schreckliche Ruckeln übel aufstößt. Ihre eigene Kameraführung ist aber regelmäßig so schlecht, dass es sogar bei 50p noch ruckelt (vertikale Linien werden sogar noch schärfer als bei halber Auflösung). Sie haben kein Gefühl für Bewegung.
Er kontrolliert eben die verschiedensten Parameter bei Bildauswahl, Kameraposition, Format, Blende Zeit und so weiter, und beherscht den Schnitt als bewußt manipulatives Element ideal um den Effekt zu erzeugen, den er haben will.
Es ist natürlich immer eine Wahl von stilistischen Mitteln, wie ich filme - ob ich 24p/25p nehmen, oder 50i/50p nehme ist ein Teil meiner Entscheidung. Der wahrnemungspsychologische Unterschied ist ja etwas, dessen man sich bewußt sein sollte - unser Gehirn nimmt 24p/25p anders wahr als 50i/50p. Und zwar so, dass 24p/25p als in der Vergangenheit interpretiert wird - also quasi als Geschichte die erzählt wird. Hingegen 50i/50p als in der Gegenwart liegend.
Das hängt mit der geänderten Bewegungsauflösung zusammen - daher ist der klassische Kinofilm halt eigentlich viel besser geeignet, eine "Geschichte" zu erzählen, weil in der Vergangenheit liegend, als das herkömmliche Video mit 50 Halbbildern oder jetzt auch Vollbildern.
Aber hier reden wir über das Grundverständnis, wie technische Parameter in der späteren Wahrnehmung wirken. Da kommen auch andere Aspekte dazu - etwa mit welchen Verschlußzeiten und Blenden wir arbeiten, welche Bewegungsdynamik wir zulassen. Auch die Frage, welche Farbabstimmung gewählt wird um Stimmungen zu unterstreichen. Wer Filme wie Matrix (mit bewußtem Grünstich) oder die letzten Folgen von Harry Potter bewußt gesehen hat (mit deutlicher Abschwächeung der Rotanteile um die düstere Stimmung zu unterstreichen) weiß was hier gemeint ist.
Da ist die Wahl der Kameraführung - ob ruhig traditionell am Stativ - oder ob bewußt mit Bewegung und aus der Hand gefilmt ein anderer Parameter. Es wurden durchaus bewußt auch Produktionen aus der Hand und mit viel Bewegung gefilmt, man nehme etwa Filme wie Stargate Universe oder auch bei Kampfstern Galaktika fällt mir da ein.
Der Punkt ist einfach: das Ergebnis mag nicht jedermanns Sache sein - mir etwa gefällt dieses aus der Hand filmen nicht. Es ist aber ein stilistisches Mittel, welches Kameraman und Regie bewußt einsetzen können - um gewisse Effekte zu erreichen. Die einfache Wahrheit hier ist, dass man fast alles machen kann - solange man es bewußt macht und sich darüber im Klaren ist, was man damit in der Wahrnehmungspsychologie bewirkt.
Klar, im Gegensatz zu dir rede ich hier von einem hohen Können und nicht dem, was vielleicht Leuten passiert die nicht so genau wissen auf was sie achten müssen. Als Hobbyfilmer passiert mir selbst auch genug, auch wenn ich im Laufe der Zeit, mit konsequentem Filmen auch kleiner mini-kommerzieller Projekte meinen Filmstil für mich entwickelt habe. Sicherlich bei Gott nicht ausschöpfe was mir so theoretisch bekannt ist - sondern einfach halbwegs gute Videos für mich selbst machen will. Und dazu verstanden habe, was ich in etwa an der Kamera einstellen kann und wie ich das Material dann entsprechend schneide damits nicht nur völlig langweilig und technisch halbwegs sauber ist.
Und natürlich entwickelt man da im Laufe der Zeit ein Gefühl nicht nur für Bewegung, sondern auch für Bewegungsauflösung und zu wählende Blende und Belichtungszeit, sondern - was viel wichtiger ist - für das Spiel mit Totaler, Halbtotaler und der bewußten Verwendung von Nahaufnahmen und dem zu wählenden Bildausschnitt. Und wie man mit 16:9 umgeht, wie man Dinge wie die goldene Regel dort lebt, was sich gegenüber 4:3 verändert hat.
Das geht somit massiv über die Verkürzung nur auf die Bewegung hinaus. Das schöne am Filmen ist, dass man da permanent dazu lernen kann, wenn man da will. Anstatt nur den Auslöseknopf zu drücken.
Ich würde aber aus dieser Sicht niemanden wegen einer schlechten Kamerführung verdammen - sondern eher das so sehen dass der halt auch noch dazu lernen sollte. Wenn er das will. Ob jemand aber eine miese Kamerführung in 24p, 25p, 50p, HD oder SD hat - ist da zunächst egal.
Axel hat geschrieben:
Wer darum die Chance hat, 50p in einem 25p Projekt zu verwenden (auch 50i taugt dafür), der soll das wirklich tun, denn es gibt nur etwa zehn Prozent Rechtfertigung für die alte, "schmutzige" Zeitlupe mit Bildverdoppelung
Man sollte auch die technische Basis versuchen zu verstehen und zu durchdringen, um auch hier zu wissen was man machen kann und was nicht. So ist etwa die Konversion von 50i zu 25p (oder gar 24p) eigentlich aus technischer Sicht eine unzulässige Konversion. Nicht, dass es technisch nicht machbar wäre - aber hier muß bereits interpoliert werden, sei es bei 50i zu 25p nur Halbbilder, bei 50i zu 24p aber hingegen das gesamt Bild. Und sowas kostet nicht nur Qualität, ist rechenintesiv und daher wirklich nicht ideal.
Ich würde auch 50p nicht mit 25p im finalen Material mischen wollen - eben aufgrund der erwähnten Aspekte der Wahrnehmungspsychologie. Entweder oder. Und wenn, dann muss man sich beim Rausrendern eh entscheiden zu was man rendert - und hier wäre eigentlich nur das Rendern zu 25p zulässig, weil das unter Verwerfen jedes zweiten Bildes technisch sauber geht (anders herum, zu 50p muss die Software ja erst wieder jedes zweite Bild vollständig errechnen).
Ich beziehe mich hier primär auf die gängigen Schnittprogramme - dass im kommerziellen Bereich über entsprechende Hardwarewandler die Konversionsgüte deutlich besser ist ist klar, wird dort aber auch eher mit Vorsicht verwendet.
Axel hat geschrieben:
Man muss es sehen, um es zu glauben, aber die Auflösung (als gespürte Bildbrillanz) von 1080 50i ist deutlich schlechter als die von 720 25p, wenn das Bild so stark bewegt ist wie hier.
Auflösung als gespürte Bildbrillanz ist eine andere Kategorie als Bewegungsauflösung - da wäre 1080 50i dem 7205 25p/24p Format eher überlegen, wenn keine gesonderten Vorkehrungen getroffen werden.