Ian hat geschrieben:Mercalli hat bei PP nur am Anfang funktioniert. Ab CS4 gab es nur mehr Probleme (beim kürzen von Clips usw.). Scheinbar produziert auch Prodad nur Shareware und das zu einem viel zu hohen Preis.
Wenn ich das Video richtig verstanden habe, kannst du Mercalli mit CS5.5 in die Tonne kloppen, wie man das mit Free- und Shareware gerne macht. Wegen des Warp-Stabilizers. Ich kann mir vorstellen, warum das Kürzen eines stabilisierten Clips Probleme machen kann, zumal mit einem Plugin. Mercalli hat den Timeline-Clip in Bezug auf verschiedene Parameter getrackt, einen Bewegungs- Skalierungs- und Rotationspfad generiert und die Werte in irgendeinen Cache gespeichert. Wenn bereits die Position eines Frames in der Timeline eines Projekts für das NLE Chefsache ist (umso mehr, wenn der Werdegang dieses Frames hauptsächlich eine Sekunde vorher, in einem weggetrimmten Frame, beschrieben ward, wie dies bei Interframe-Codecs gerne geschieht), dann ist das nachträgliche Ändern nicht ohne. Nicht unvorstellbar, dass dabei Mercalli nicht recht mitkommt.
Man könnte den stabilisierten Clip ex- und wieder importieren (Smartrendern nicht vergessen!), um die gewollte Änderung endgültig zu machen, sie "Einzubacken", wie das die Amis nennen. Man ersetzt den mit dem Filter belegten Clip mit einem eigenständigen. Nun kann man ihn ungestraft kürzen, aber leider nicht mehr verlängern ...
Das ist nicht komfortabel und die meisten Codecs überleben das qualitativ in dem Sinne wie ein Vampir den Sonnenaufgang. Der erste Farbkorrektur-Strahl, brösel, brösel.
Die Lösung mit Brusthaaren ist die, dass man Stabilisation anwendet, wenn der Schnitt fertig ist, wenn man die
edit decisions gemacht hat. Eigentlich ist also die überteuerte "Shareware" Mercalli noch immer brauchbar.
Oder man hat einen besseren Kameramann mit besserem "nicht so spielzeugmäßigen" Equipment, also z.B. mit einem Stativ. Das hilft Santa aber nichts auf seinem Rentierschlitten?
Erstens die Korrekturen
nach dem Schnitt, zweitens der bessere Kameramann (der Korrekturen zur Ausnahme macht),
das sind Pro-Features.
Trotzdem ist es interessant zu sehen, wie intelligent der Warp-Stabilizer denn nun eigentlich ist. Wie gut unterscheidet er zwischen Kamerabewegung und Bewegung
vor der Kamera? Damit der Filter brauchbar ist, darauf läuft das hinaus, muss das Programm wesentlich mehr Parameter analysieren als Mercalli und seine Spießgesellen. Es muss eigentlich den Bildinhalt "verstehen". Die Position der Kamera, die Brennweite, die Integrität sich bewegender Motive, die Schlittenhunde sollen ja nicht zu Werwölfen morphen (aussagekräftiger wäre ein Schulterkamera-Schwenk über einen Spielplatz gewesen, wenn ihr euch das gerade vorstellen könnt).
Mit dieser intelligenten Clipanalyse ließe sich außer einem bescheidenen Entwackler unglaublich viel mehr tun. Achtung, Science Fiction: Intelligentes Freistellen ("Rotobrush Ultra"), 3D - Matchmoving (soll
doch lieber ein Lamborghini sein statt des Opels? Ähh, klick hier und hier), Expressions, die den physikalischen Gegebenheiten im Bild automatisch entsprechen (zuwenig Rauch zum Feuer? Die Software erkennt die Quelle und weiß anhand der Baumkronen, woher "der Wind weht").
Wenn man sich für Film semantisch interessiert ("Filmsprache"), dann sind Filme und Videos immer besser geworden, weil das Vokabular reicher geworden ist, nämlich in der Filmerfahrenheit des Publikums. Nicht, weil die
Technik besser geworden ist. Außer Ton und Farbe gibt es kein
technisches Feature, das die filmsprachlichen Möglichkeiten erweitert hätte.
Sollte man also bald als parkinsonkranker Alkoholiker auf Entzug mit einem Camcorderfäustling noch einen David-Lean-mäßigen Panoramaschwenk hinlegen können, dank Premieres Warp-Stabilizer, ist das so, als würde man einem Besoffenen einen Universalübersetzer wie aus Star Trek geben und hoffen, dass das Gelalle dann einen Sinn ergibt.
Entschuldigung, falls das miesepetrig und konservativ rüberkommt, in Wirklichkeit bin ich begeistert über die selbstzweckhaften Funktionen, die da kommen.
Die zweifellos maschinell-intelligenteste Methode, mit einmal analysierten Daten umzugehen ist,
a) bereits beim Import zu analysieren
und
b) sie als Metadaten in den
Clip zu schreiben anstatt in einen Projektcache.
Beides versprochen für FCP X. Es geht
nicht um das "spielzeugmäßige" automatische Korrigieren von amateurhafter Kameraarbeit (automatische Stabilisation und Farb- bzw. Tonwertbalance), es geht vor allem um das Erfassen möglichst vieler Tags. In erster Linie werden diese Informationen wohl zur Materialorganisation verwendet (siehe Avids Stichwortfinder, der allerdings, etwas unfilmisch, gesprochenes Wort voraussetzt, also Talking Heads). Warten wir ab, wie gut das alles funktioniert.
Filmquiz zum Thema: "Das Gespräch hat keinen Zweck mehr. Es führt zu nichts. Leb wohl."