Als ich Anfang der Neunziger zufällig nachts in einem dritten Programm auf "Zeugenaussage" zappte, blieb ich gebannt davor sitzen, wegen der Kamera, wegen der Musik, wegen der Montage (z.B. von echtem, historischem Material mit dem überwiegenden, expressionistischen SW, aber auch der Sound- und Musikmontage, wenn z.B. das Stampfen von Maschinenmotoren immer wieder in die Musik eingeschlichen wird), wegen der Sets, wegen der drängenden, verzweifelten Erzählerstimme. Zuletzt, erschlagen von soviel Wegen, wegen des genialen Konzepts.
Oft fährt eine Steadicam - Weitwinkelkamera sehr schnell rückwärts, vor Schostakowitsch her, und alle möglichen bürokratischen, technischen, architektonischen Alpträume fließen von den Rändern her ins Bild.
Der Film ist als ein Nachruf auf sich selbst konzipiert, Kingsleys shakespeare-geschulte Stimme ("I
am dead: How else should I be smiling?") verliest Schostakowitschs Tagebuch, in dem er nicht darüber hinwegkommt, dass das Monster Stalin nicht nur die Menschen terrorisiert, sondern sogar die Musik.
Auf Amazon wurde ich fündig und kaufte die englische DVD. Das zeigte mir, dass der Film im Original verschollen ist, denn die DVD ist kaum besser als die YouTube-Version von
Testimony, es ist nämlich offenkundig ein VHS-Rip.