Tja,
Vom Winde Verweht ist wirklich etwas zaghaft, was den Einsatz digitaler Effekte betrifft. Wie jetzt: Die Farben sind (durch Techno - äh - Technicolor) zuverlässig die, die man auch vor 72 Jahren sah ? Aber dieses 4:3 kann man ja heute echt keinem mehr zumuten. Was? Die Story? Hatte der eine Story? Ist doch nur Propaganda.
Wie endete der Film noch gleich?
He, Björn, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Von der von dir genannten "Effekthascherei" (ein Missverständnis) abgesehen ist für mich
300 ebenfalls noch ein guter Film, aber kein Schwein, auch du nicht, geht im mindesten auf den Inhalt ein. Und der ist, gelinde gesagt, ungewöhnlich.
Und da du nun
300 preist, was hältst du vom Look von
Watchmen? Man kann sehr wohl darüber streiten, ob Kunst oder nicht, aber das ist ein Ausmaß an Beherrschung des modernen Kinohandwerks, das seinesgleichen sucht, und farbig (Lutz) ist es auch.
Shakespeare hat geschrieben:Weniger Kunst, mehr Inhalt!
Ich glaube, der alles beherrschende
Stil der Snyder-Filme, ihre zu 100% künstliche Oberfläche - das "Imaginäre", dient ausnahmsweise nicht dem Selbstzweck, die Filme cool wirken zu lassen. Es ist eine vollkommen auf das Inhaltliche konzentrierte Weltsicht, ohne Irritationen durch Historisches oder irgendeine "Realität". Und
was der Film zeigt, ist der Keim eines Konflikts zwischen Orient und Okzident, ohne jede
political correctness. Der Mythos, dass die Verteidigung des
way of life wichtiger ist als unsere erbärmlichen Leben. Bemerkens-wert. Ob es uns gefällt oder nicht: Wir sind die verbleibenden 300, und auch wenn die fremden Kulturen Sarrazin-mäßige (grammatikalisch richtig?) Massen schicken, wird es immer einen von uns geben, der brüllt: "Das ist Sparta!"
Der Weiße Mann siegt
immer. Bis die Erde unbewohnbar ist.
Man kann 300 mal mit dem unterschätzten
Königreich der Himmel vergleichen. Der Film wurde als banale Orlando-Bloom-Kostümschnulze abgetan und floppte ziemlich. Was er zeigt ist, dass es im Kampf um das himmlische Heil (symbolisiert durch die Stadt Jerusalem, aber
nicht imaginär, sondern tatsächlich geglaubt von Christen und Moslems) kein Gut oder Böse gibt. Die Antithese zu
300. Der Konflikt zwischen den Kulturen schwärt weiter, aber die Hauptpersonen lernen, dass ihr jeweiliger
way of life nicht der einzig seligmachende ist. Nicht verdaulich für moderne Blockbustergucker.
BTW: jogols Erwähnung von Heinrich Heine erinnerte mich an meinen ersten Einsatz als EB-Kamerassi für den WDR. Es ging darum, welcher Bildhauer (Bilder, da sind sie wieder!) die Ausschreibung der Stadt für ein Denkmal zu Ehren ihres berühmtesten Dichters, eben Heine, gewinnen sollte. Von den zwei kontroversen Favoriten ging der Auftrag an Bert Gerresheim, und der setzte dies auf den Schwanenmarkt, im Herzen der Stadt:

Es stellt eine Art Klettergerüst um die zerschnittene Totenmaske Heines dar und wird nicht oft fotografiert.
Der Konkurrent stellte sein Werk auf Norderney auf, wo Heine auch mal war:
Was das alles mit 300 zu tun hat? Ich überlasse es euch, ob es
überhaupt eine vage Verbindung gibt, aber ihr solltet wissen, dass der Schöpfer der netteren Plastik einige Jahrzehnte früher für solche Sachen weltberühmt wurde:


Es war nämlich der Haus- und Hofkünstler des verhinderten Kunstmalers Hitler, der ihn und andere Promis (2. Bild: Albert Speer) trefflich portraitierte.

