@ schoeef
Erst mal willkommen im Forum.
Tommy hat schon eine ganze Menge dazu gesagt und ich kann eigentlich nur noch ergänzen.
Die Field-Order, also die Halbbildfolge ist nicht durch einen Standard festgelegt, also jeder Hersteller ist frei darin, mit dem Halbbild anzufangen, dass die Zeilen 2 bis n enthält oder mit dem Field, das 1 bis n enthält.
Das liegt daran, dass es im analogen Zeilenbild noch eine halbe Zeile (Zeile 0) gab und die Hersteller, die diese halbe Zeile nicht blankten, haben eben mit 0,2,4 usw, also diesem HB angefangen.
Andere Hersteller haben die 0 weggelassen und mit 1,3,5 usw, also dem HB angefangen.
Und da ist schon das Dilemma. Wenn 0 die erste Zeile ist, wäre das das obere HB und 1 das untere.
Fangen Hersteller aber mit 1 an, wäre das das obere HB. Du siehst, es ist ein ziemliches Durcheinander.
Das ist eben das Fehlen eines Standards...
Als Ampex 1962 damit angefangen hat, waren alle Signale auf F2 dominant. Nachher hat man gesagt, man solle sich an der ersten sichtbaren Zeile orientieren, also F1, denn danach richtet sich auch der Timecode.
Die EBU hat in ihren Technical Recommendation R62-1998 und ITU Recomedtion BT.47021, das obere Halbbild für das analoge Übertragungsverfahren PAL als das erste in der Field-Order vorgeschrieben.
Für eine Digitalisierung und anschließenden Übertragung über eine SDI Schnittstelle wurde an dieser Field-Order festgehalten (ITU-R 601 bzw. ITU- R BT.656).
Dabei ist festzuhalten, dass die Reglung von TV-Systemen mit 525 Zeilen abweicht.
Die Field-Order auf dem ersten Halbbild gilt nur für Systeme mit 625 Zeilen und die Festlegung auf das zweite Halbbild gilt für 525 Zeilen Systeme.
Die Sony-DigiBeta bezieht sich auf diese analoge Richtlinie und auf die SDI Festlegung und verlangt die ungeraden Halbbilder zuerst, also das „obere“ Halbbild, solange es sich um eine 625 Zeilen MAZ handelt.
Der DV-Standard jedoch besagt, dass immer das „untere“ Halbbild, also das „ungerade“ Field zuerst aufgezeichnet wird.
Die Sony-DVCAM-Mazen zeichnen daher mit einer andern Fielddominanz als die Digi-Beta auf und übertragen dies auch so über die Fire-Wire Schnittstelle.
Wird allerdings das Signal über SDI übertragen, ist es genau wieder umgekehrt. Bezieht man also ein Bild mit Fielddominanz aus einer Digi-Beta oder einer SDI Schnittstelle, so wird man ein oberes Halbbild in der Field-Order erwarten können.
Die Field-Order ist also nicht ausschließlich auf das Bildformat festgelegt, sondern auch darauf, ob die Hersteller, bzw. Schnittstellen, wie SDI oder HDSDI, eine entsprechende, vom Format vorgegebene Field-Order „durch- reichen“.
Betacam (Sp/SX) IMX, HDCAM, und alle DV-Derivate werden, anders als Digi-Beta, eine untere Halbbilddominanz vorlegen, vorausgesetzt, das Signal wird nicht über SDI (HDSDI) eingespielt.
HDTV (1080i) stellt die Welt abermals auf den Kopf und legt das obere Halbbild als Field-Order an DV/ATSC und gibt „Odd“ vor.
Eine solche unterschiedliche Dominanz beinhaltet aber auch, dass bei der Einspielung von Material, beispielsweise bei der Herstellung einer DVD, un- ter Umständen die Dominanz geändert werden muss.
Wird Material geschnitten, das aus der DV-Welt kommt, also DVCAM, IMX oder DVCPro Material und wollen es auf einem PAL-TV Gerät ansehen, muss entweder die Fielddominanz bei der Einspielung von F2 auf F1 eingestellt und dann in F1 schneiden werden, oder man schneiden mit der Originaldominanz und wechseln bei der Erstellung der DVD auf F1.
Dann sieht die DVD auf einem
analogen PAL Gerät einwandfrei aus. Will man 1080i Material und DV- Material in einer Timeline mischen, muss man entweder eine Sorte in der Dominanz drehen und zusätzlich ggf. bei der Ausspielung erneut.
Das richtet sich danach, ob NTSC/ATSC oder PAL die Zielversion ist.
Du siehst, es gibt keinen Standard, der da Ordnung hinein bringt.
Daher sind gedrehte Field-Order überhaupt nichts ungewöhnliches und jedes NLE ist daher in der Lage, die Field-Order zu drehen.
Also:
Grundsätzlich sollten sie mit dem unteren Halbbild verarbeitet worden sein.
.... soetwas trifft nicht zu.
Wer mit Halbbildern arbeitet, muss sehr genau wissen, woher das Material kommt und wohin es geht und wie er damit im Schnitt umgeht.
Aber in ein paar Jahren, wenn die "ewig Gestrigen" auch in den ewigen Jagdgründen ruhen, gibt es nur noch progressive Bilder und der ganze Interlaced-Kram ist dann auch Geschichte.