Axel hat geschrieben:Vielleicht hilft mir jemand mit einem Interpretationsansatz, den ich übersehen habe. Was [...] ist eigentlich die Pointe des Clips?
masterseb hat geschrieben:habt ihr nicht gecheckt, dass die familie/freunde ihm was gutes tun wollen und das für ihn inszenieren?
 
Das habe ich tatsächlich nicht. Ich habe mir den Clip nochmal angesehen unter diesem Gesichtspunkt. Es ist wohl so, dass Obdachlosigkeit beeinflusst wird von einer Spielart der sehr verbreiteten Soziophobie, die in letzter Konsequenz Menschen dazu bringt, Aussteiger zu werden, Nomaden, frei von gesellschaftlichen Erwartungen und Anpassungsdruck (auch ein nicht Betroffener erlebt i.d.R. solche "Momentos").  Alkoholismus z.B. (kein Anzeichen dafür bei unserem Javier Bardem - Omar Sharif) wäre nur als 
ein Symptom anzusehen und keineswegs als ursächlich. Die Aufgabe des Familienglücks für das Mit-sich-allein-Sein (die logischerweise der Gegenwart der Erzählhandlung vorhergegangen sein muss) ist ein zu großer Bogen, als dass ihn ein nicht Betroffener wie der Filmemacher für einen scheiß Wettbewerb schlagen dürfte. 
masterseb hat geschrieben:... sowas sollte viel öfter vorkommen, die leute brauchen fantasie auch in der realität.
Die sogenannte Realität schert sich nicht um "die Leute". Wir leben alle in parallelen Universen, was wir für gegeben hinnehmen, ist nichts anderes als eine Phantasie, auf die wir uns scheinbar einigen konnten. Ein bekannter Film, der zumindest in Ansätzen eine konstruktive (ein abgründiges Wort) Haltung einnimmt, ist Terry Gilliams 
König der Fischer. Mithilfe dieses Films kann man - immer noch gewagt - vermuten, dass ein Penner den Glauben an die Menschen verloren hat. Diesen Glauben, der auch den Glauben voraussetzt, über sich selbst hinauswachsen zu können, suchen die Helden des Films. Es ist eine Phantasie, aber eine, die eine neue Realität schafft. Den auf diese Art Wiedergeborenen erscheinen die "Normalos", die Penner ignorieren oder gönnerhaft bemitleiden, als oberflächlich, wie "Momentos".