domain hat geschrieben:Man sollte aber nie vergessen, dass schon das menschliche Auge nicht sonderlich hoch auf Chrominanzdecodierung hin entwickelt wurde, nur ca. 6% der Sinneszellen im Auge können überhaupt Farben wahrnehmen und das mit einer 30-fach geringeren Empfindlichkeit als bei den für SW zuständigen Sinneszellen.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass für Menschen eine vollständige Farbinformation nicht so wichtig ist. In der Dunkelheit sehen sie ohnehin nur SW.
Ob Farbinformation "wichtig" ist? Man sieht Farben in der Realität. Moderne Videotechnik hat sich die Abbildung der Realität zum Ziel gesetzt und vergleicht deren vermeintlich objektive Gegebenheiten mit z.B. der Genauigkeit der Farbreproduktion bei einem verlustbehafteten Codec. Ein Turmbau zu Babel. Was immer als Äußerstes erreicht werden kann - und es schon lange wird - ist eine
Repräsentation der Realität, die, sobald sie zu penetrant wird, zur Suche nach dem "Filmlook" führt. Farben im Video repräsentieren aber nicht nur tatsächliche Farben, sondern transportieren auch eine Bedeutung (als Signal braucht die Farbe dabei nicht zu genau definiert zu sein) oder erzeugen eine Stimmung (hier kann man noch am ehesten nachvollziehen, dass das Bild technisch ein möglichst breites Spektrum darstellen können sollte: Full Orchestra!).
@DWUA
Bei euren pdf-Links, vor allem dem ersten, muss man beinahe selbst Doktor sein, um folgen zu können. Immerhin hat man nach dem Lesen, wie man umgangssprachlich sagt, "eine Ahnung" von den verblüffend komplexen - und teilweise willkürlichen, teilweise automatischen und unwillkürlichen Vorgängen z.B. beim Tippen eines Postings.
Mit dem Hintergrund, dass unsere Augäpfel ständig in alle Richtungen zucken, um relevante Informationen aus dem Panorama zu erfassen (wie Hühner nach Körnern picken), stellt sich die Frage, wie und von wem diese Raw-Daten interpretiert werden. Wird das Muster im hypothetischen "Komparator" erkannt oder nicht vielmehr
gesucht und dann
wiedererkannt? Wie auch immer, die Ebene der Bildpunkte (hier repräsentiert durch Sehzellen) und das Problem Auflösungsgenauigkeit durch sie liegt bei dieser Frage nach Deutung und Bedeutung längst weit zurück.
Jedenfalls können aus all dem praktische Tips für Videofilmer gewonnen werden. Zum Punkt des Interesses:
Ein Beispiel ausgezeichneter Nützlichkeit.
Holländische Hersteller stellten fest, daß eine Fliege, die auf dem Porzellan eines Urinals gemalt wurde immer, ein "Ziel" für die Männer wurde, die den Service benutzen. Und die Fliege wird genau auf dem richtigen Fleck plaziert um ein Spritzen oder Splashback zu vermeiden.
Die Konzentration auf das Wesentliche, die Fixierung des Blicks mit den Jagd- und Sexinstinkten des Betrachters, der Frosch und die Fliege, der Fisch und der Wurm. Die Welt auf einen einzigen Punkt zu reduzieren, der den Blick bannt, funktioniert wohl nur bei Männern.
Was die zweite von euch verlinkte Arbeit aber zeigt, sind die für alle Menschen typischen Ankerpunkte allen verträumten Schweifens: Die Augen der anderen! Über den Blick (und Blickrichtungen) entsteht die Bedeutung und, darauf fußend, die
Wirkung eines Bildes. Ist keine Person im Bild, wird dieses zum leeren Spiegel, der einzige Blick, den man deuten kann, ist dann der eigene.

Was sagt man
dazu?
>Here is looking at you< (sieht mir so aus, als schaut er leicht daneben, soviel zu den Ikonen unserer Pop-Mythen)